Westwand - "Hermann-Buhl-Gedächtnisweg"

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Routen Details:
Erste Begehung durch L. Brandler und D. Hasse vom 8. bis 11. September 1958.

Rotwand-Südostwand (Hermann-Buhl-Gedächtnisweg). Erste Begehung vom 8. bis 11. September 1958 durch Lothar Brandler und Dietrich Hasse.
Gesamtbetrachtung: Die oberhalb der Dolomitenstraße am Karerpaß hell leuchtende 400 m hohe Rotwand (Südwest-wand) war durch die Vielzahl vergeblicher Durchsteigungs-versuche (Comici, Cassin, Eisenstecken, Lacedelli, Bonatti, Rebuffat, De Franceschi und F. Innerkofler, Egger und Abram u. a. m.) wohl das meist probierte von den letzten großen Problemen der Dolomiten. Seine Lösung wurde durch eine andere, weithin kletterbare und damit bessere Route gefunden, als es die alten Angriffe wollten, deren ?Weg" nur durch fortwährende Schlosserei zu verwirklichen ist. Das aber käme dem Durchstieg einer glatten Hauswand gleich und wäre damit bergsteigerisch uninteressant.
Wegverlauf: Von Süden her über Schrofen und durch Kamin auf den vorgelagerten großen Block unter der Südwestwand (II). Hier beginnt der eigentliche Weg. Überfall über trennenden Spalt, Hakenriß empor zu Stand (35 m). Wand schräg rechts hinauf (35 m), Stand. Gleichlaufend weiter und beginnender Riß in Verschneidung noch etwa 10 m hoch (Stand). Oben führt der Riß, der den Weiterweg gewährt, als mächtige Rippe in mehreren Aufschwüngen mit einem von rechts unten heraufziehenden zweiten Riß zusammen (Stand). Kurze Seillänge (Haken) bis zum Rißende (Stand). Hakenkletterei schräg rechts hinauf; über Dach Stand. Quergang rechts, bei weitem blockgefülltem Loch empor, wieder links querend zu Stand. Gerade aufwärts (Haken), Überhang überwindend, nach links zu Stand (35 m). Noch ein Stück links, dann Haken folgend gerade aufwärts zu großem Überhang. Über ihn hinweg, schräg links weiter zu Stand (35 m). Linkerhand über Überhang (Haken) und weiter links haltend zur Verschneidung. Nach etwa insgesamt 30 m rechts aussteigen zu Stand. Noch einige Meter links hinauf, dann über Wandstufe nach rechts und Quergang zum großen Band unterm Gipfelaufschwung. (Stand, Haken, Wandbuch). Von rechts nach links ansteigend zu Überhang (brüchiger Fels). Über steile, grifflose Platte (Haken) zu Band. Durch Riß rechterhand zum Gipfel.
Für die Erstbegehung wurden etwa 200 Haken verwendet, die in der Wand blieben.
Dietrich Hasse
(Fahrtenschilderung von Lothar Brandler in Heft 10 der ?Mitteilungen des DAV".)
Quelle: Mitteilungen des DAV 1958, Heft 11, Seite 184


Rotwand-Direkte Westwand.
Diese 400 Meter hohe, senkrechte, teils überhängende Wand in der Rosengarten-Gruppe wurde erstmals im September d. J. von der erfolgreichen deutschen Seilschaft Brandler-Hasse durchstiegen. Nach dem Bekanntwerden der zweiten Begehung, die von Toni Egger geführt wurde, meldete man bald die dritte Durchkletterung. Diese gelang am 4. und 5. Oktober den beiden Mitgliedern der ÖAV-Jungmannschaft Innsbruck, Robert Trojer und Jörg Bader. Die Drittbegeher teilten über diesen Anstieg folgendes mit: „Obwohl wir beide gut trainiert waren und letzten Sommer schwierigste Fahrten hinter uns gebracht hatten, verlangte uns die Rotwand das Äußerste ab. Die Freikletterstellen fanden wir schwieriger als jene der Punta-Civetta-Nordwestwand (Führe Andrich-Faé, VI+), und das Hakenschlagen war an manchen Stellen schwieriger als in der berühmten 35-Meter-Seillänge der Westlichen Zinne-Nordwand. Es gibt in sämtlichen acht Seillängen der mittleren Wandzone keine einzige leichte Stelle und keinen Sitzplatz; eine Nische erwies sich jedoch als guter Biwakplatz."
Trojer und Bader benötigten 17 Stunden Kletterzeit und trafen 150 Haken in der Wand an; von den geschlagenen Bohrhaken wurden höchstens vier für die Fortbewegung benützt. Außerdem mußten 25 weitere (normale) Haken geschlagen werden, von denen 10 in der Wand belassen wurden, sodaß sich jetzt 160 Haken in der Wand befinden. Von den vierzehn Seillängen sollen 10 1/2 ohne Unterbrechung den Schwierigkeitsgrad VI+ aufweisen, 3 1/2 Seillängen sind weniger schwierig.
Quelle: Der Bergkamerad 1958-59, Seite 72

Winterbegehung der Rotwand-Südwestwand
Die äußerst schwierige Südwestwand-Führe, die erst im Sommer 1958 durch Lothar Brandler und Dieter Hasse eröffnet worden ist, bekam in der Zeit vom 19. bis 22. Januar 1959 die erste Winterbegehung durch Jörg Lehne (Rosenheim) und Siegfried Löw (Salzburg) Wir beschränken uns auf diese kurze Notiz und verweisen unsere Leser auf den ausführlichen Bericht im nächsten Heft.
Quelle: Der Bergkamerad 1958/59, Seite 340

Die erste Winterbegehung der direkten Rotwand-Südwestwand
Nachdem Lothar Brandler und Dieter Hasse im September des vergangenen Jahres In vier Tagen härtester Kletterarbeit einen direkten Durchstieg gefunden hatten, war man sich in Fachkreisen bewußt, daß die gleiche Führe in diesem Winter ihre erste Winterbegehung bekomme. Ein Ziel der stürmenden Jugend!
Zuerst aber folgten zwei Wiederholungen: Ende September 1958 durch Toni Egger und Rangalter in 18 Stunden; am 4. und 5. Oktober durch Jörg Bader und Robert Trojer 17 Stunden. Die letztgenannte Seilschaft gab an, daß sie zu den 150 Haken, die sich in der Wand befanden, noch weitere zehn belassen habe, so daß die Wand insgesamt 160 Haken aufwies...
Bereits in der Weihnachtszeit zeigten sich im Gebiet der Rotwand die ersten Anwärter für die Winterbegehung: der Osttiroler Herbert Raditschnig machte mit seinem Gefährten einen vergeblichen Versuch. Die altbewährte Seilschaft Jörg Lehne (Rosenheim) und Siegfried Löw (Salzburg) wagte sich etwa um die gleiche Zeit an die 400 m hohe, äußerst schwierige Wand. Die beiden hatten nicht mit so großen Schwierigkeiten gerechnet, erkannten, daß sie zu wenig Ausrüstung dabei hatten und brachen ihren Versuch bereits in der ersten schwierigen Seillänge ab (es herrschte gutes Wetter). Lehne und Löw hatten keine Reepschnur dabei, um die schweren Rucksäcke aufzuseilen (bekanntlich wurden die Erstbegeber mit einer langen Reepschnur von unten mit Lebensmittel und Material versorgt).
Am 17. Januar fuhren Lehne und Löw mit dem Nachtschnellzug wieder nach Bozen, mit dem Bus weiter auf den Karerpaß und erreichten einen Tag später die Paolina-Hütte. Am späten Morgen des 19. 1. (Sonntag) wurde um 10.30 Uhr eingestiegen. Die erste schwierige Seillänge machte ihnen sehr zu schaffen; sie benötigten dafür fast den ganzen Nachmittag. Nach den Angaben von Jörg Lehne war diese Seillänge „so ziemlich restlos ausgenagelt", was etwas rätselhaft erscheint, denn die Drittbegeher ließen ja insgesamt 160 Haken in der Wand zurück (175 hatten sie bei ihrem Durchstieg verwendet). Ist in der Zwischenzeit eine vierte Begehung durchgeführt worden?
Um 16.00 Uhr, nach 5 1/2 Stunden, hatten Lehne. und Löw die erste schwierige Seillänge bewältigt.
Sie kletterten noch 15 in weiter und querten dann aus der Führe, um einen geeigneten Biwakplatz zu finden. Der Rucksack hatte sich beim Aufziehen unten in den Schroten verhängt, und ihr Freund, der sie bediente, hatte Sich bereits zur Hütte begeben. Zum Glück besaß jeder einen Biwaksack und etwas Schokolade, so daß die Nacht doch noch einigermaßen erträglich war. Am anderen Morgen konnten sie den Rucksack, mit Hilfe ihres Freundes, endlich aufseilen. Bei 15 Grad Kälte kletterten sie um 8.00 Uhr weiter. Das Wetter war gut, die Führe „weiterhin ausgenagelt" (nach Lehne). Sie konnten an diesem Tag drei Seillängen bewältigen, wobei ihnen die dritte als die schwierigste und gefährlichste der ganzen Wand erschien, weil sie größtenteils eine gewagte Freikletterei abverlangt. Obwohl die beiden an diesem Tage noch höher kommen wollten, wurde auf einem kleinen Pfeiler-kopf das zweite Biwak eingerichtet, denn die letzten drei Seillängen hatten ihnen arg zugesetzt (14.30 Uhr). Trotz großer Kälte konnten sie die zweite Biwaknacht noch gut ertragen. Am nächsten Morgen: Nebel! Die Seilschaft arbeitete sich in Wind und Kälte weiter bis sich das Wetter wieder besserte. Eine Seillänge nach dem zweiten Biwakplatz war die Führe nicht mehr ausgenagelt. Die anschließende Kletterei empfanden selbst die Winterbegeher als sehr schön, obwohl noch bedeutende Schwierigkeiten zu bewältigen waren. „Es machte zum Teil richtig Spaß," meinte Lehne! Dennoch waren ihnen an diesem dritten Tag nur vier Seillängen beschieden. Lehne: „Warum weiß ich auch nicht, man klettert im Winter halt doch vorsichtiger und bedächtiger als im Sommer, schafft sich einen absolut sicheren Standplatz. Und außerdem kostet das Rucksackaufziehen immer sehr viel Zeit." Sie biwakierten eine Seillänge unter dem dritten Biwakplatz der Erstbegeher. Das war eine heikle Angelegenheit, denn sie mußten die Nacht in Steigschlingen verbringen, und außerdem wurden sie um Mitternacht von einem wütenden Schneesturm heimgesucht. Er war so heftig, daß man unten in der Hütte befürchtete, es würde die Windflügel für den Generator vom Dach reißen. In 25 Grad Kälte (mit Niederschlag) wurde diese bittere Nacht durchgestanden. Ans Morgen ließ der Sturm ein wenig nach, aber er hatte die ganze Nacht hindurch so sehr gewütet, daß selbst in dieser Steilwand der Schnee haften blieb. Um 7.30 Uhr setzten sie ihren Aufstieg fort. Gegen Mittag besserte sich das Wetter, und in der letzten Seillänge waren sie sogar von wohl-tuender Sonnenwärme umgeben. Sie bewältigten an diesem letzten Tag fünf Seillängen und konnten um 14.30 Uhr den Ausstieg erreichen. Der folgende Abstieg über den Westgrat bot keine wesentlichen Schwierigkeiten.
Lehne: „Ich glaube, daß dieser Anstieg bestimmt einmal zu den am meisten begangenen Touren zählen wird; er bietet besonders in der zweiten Wandhälfte eine herrliche Kletterei. Die Fahrt ist weniger schwierig als die direkte Nordwand an der Großen Zinne — nur eine Seillänge ist ganz ungewöhnlich schwierig. Die Haken sitzen gut, bis auf jene schwierigste Seillänge. Die übrigen Schwierigkeiten können mit jenen der anderen großen Dolomiten-Fahrten verglichen werden, nur treten sie in dieser Wand zahlreicher auf."
Das war eine Winterbegehung bei wirklich winterlichen Verhältnissen. Mag man sich über den Wert solcher Unternehmungen Gedanken machen, und darin vielleicht auch ein sinnloses Tun sehen, das wird aber die Jugend nicht abhalten, sich weiterhin hohe Ziele zu stecken, denn nur wenigen ist bergsteigerisches Neuland in den außeralpinen Gebieten beschieden.
Quelle: Der Bergkamerad 1958-59, Seite 363-365

Südwestwand der Rotwand im Winter.
Jörg Lehne und Siegfried Löw durchkletterten die Südwestwand der Rotwand in den Dolomiten, die im vergangenen Herbst von Dietrich Hasse und Lothar Brandler erstmals durchstiegen wurde, nun auch im Winter. Nach Zeitungsmeldungen mußten sie dreimal in der Wand biwakieren. Die Presse berichtete ferner, daß es den beiden „ohne jedes Aufsehen" gelungen war, zu ihrem Unternehmen aufzubrechen. „Eine offizielle Feier ihres Erfolges lehnten die beiden Bergsteiger mit der Begründung ab, sie müßten schleunigst nach Hause zurück, weil die Besteigung bereits mehr Zeit als vorgesehen in Anspruch genommen habe." Es handelte sich um die dritte Begehung der Wand, die erste im Winter.
Quelle: DAV Mitteilungen 1959, Seite 35

Dolomiten
Rotwand-Südwestwand
Fünfte Begehung am 18. Mai 1950 durch die Nürnberger Seilschaft Armin Erdenkäufer und Otto Sigl in 12 Stunden Kletterzeit. Es ist überraschend, daß dieser äußerst schwierige Anstieg (VI+), zu dem die Erstbegeher D. Hasse und L. Brandler vier Tage (drei Biwaks) benötigten, schon so viele Wiederholer fand. Allerdings muß berücksichtigt werden, daß die Fünftbegeher lediglich noch 10-15 Haken schlagen mußten, die übrigen fanden sie in der Wand vor. Vier Haken brachen aus, einen ließen sie stecken. Die schwierigsten Seillängen sollen sich, nach Angaben der Nürnberger, im Mittelstück und am Ausstieg befinden. Die Schwierigkeiten dieser Führe schätzen sie weit höher ein als jene in der Su-Alto-Nordwestwand (Livanos-Führe), Torre-Trieste-Südwand, Westliche-Zinne-Nordwand und Marmolata-Südwestwand. Die meisten Standplätze in der Rotwand-Südwestwand sollen sehr schlecht, die Standhaken teilweise unsicher sein.
Quelle: Der Bergkamerad 1958-59, Seite 618

Rotwand-Südwestwand
Der „Hermann-Buhl-Gedächtnisweg" erhielt in sehr kurzen Abständen folgende Begehungen:
10. Begehung durch Werner Groß und Manfred Sturm;
11. Begehung durch Günther Jahr und Peter Voigt;
12. Begehung durch Erich Abram und Karl SchönthaIer am 12. Juli 1959.
Alle Wiederholungen konnten in einem Tage ohne Biwak durchgeführt werden. Die Kletterer sind einstimmig der Meinung, daß die Schwierigkeiten dieses Anstieges jene der direkten Nordwand an der Großen Zinne nicht erreichen.
Quelle: Der Bergkamerad 1958-59, Seite 725

Rotwand-Südwestwand
13. Begehung der „Hermann-Buhl-Gedächtnisführe" am 16./17. Juli durch José Anglada und Heinz Pokorski (Barcelona). Die beiden Spanier mußten sich mit einem Biwak abfinden, weil sie sehr spät ist die Wand eingestiegen waren (die oben angeführte Begehungszahl schließt den mißlungenen Durchstieg von Helmut Dunkler nicht aus).
Quelle: Der Bergkamerad 1958-59, Seite 790

Dolomiten
Rotwand-Direkte Südwestwand
Zu unserem Bericht über die erste Durchsteigung der Direkten Rotwand-Südwestwand (Heft 18) sei ergänzend festgestellt, daß insgesamt 450 Haken (eine beachtliche Zahl Bohrhaken inbegriffen) verwendet worden seien. Nur in den ersten Seillängen konnten wenige Meter in freier Kletterei überwunden werden. Die Bohrhaken wurden mit Blei eingelassen. Die Erstbegeher wurden wenig später von höchster militärischer Stelle mit Goldmedaillen ausgezeichnet. Welche Bezeichnung diese Goldmedaillen tragen, ist nicht bekannt.
Quelle: Der Bergkamerad 1960, 21. Jahrgang, Heft 19, 8.Juli, Seite 646

Dolomiten
Rotwand - Direkte Südwestwand
Nachdem sich im Herbst 1958 D. Hasse und L. Brandler in viertägiger Arbeit einen neuen Anstieg durch die 400 m hohe Rotwand-Südwestwand (Rosengarten-Gruppe) ob dem Karerpaß erzwangen, glaubte man allgemein, die Erschließungsgeschichte dieser gelben, fast überhängenden, sehr eindrucksvollen Dolomitenwand sei abgeschlossen. Die Erstbegeher, die drei Nächte in Hängematten an der Wand verbrachten und vom Einstieg aus mit einer Reepschnur versorgt wurden, nannten ihre Führe „Hermann - Buhl - Gedächtnisweg". Hasse und Brandler bezeichneten die Schwierigkeiten an der Rotwand nicht ganz so bedeutend wie jene an der Direkten Nordwand der Großen Zinne. Das heißt, daß der Anstieg zu den schwierigsten Klettereien in den Dolomiten einzureihen ist.
Bald aber wurde der „Hermann-Buhl-Gedächtnisweg" zu einer Modetour, die viel von sich reden machte. Bereits im Winter 1958/59 erlebte die Wand ihre Winterbegehung durch J. Lehne und S. Löw in vier Tagen. Bis Pfingsten 1960 konnten nicht weniger als 28 Begehungen gezählt werden, darunter eine Seilschaft, deren Seilzweiter zuvor noch nie eine Kletterei im Gebirge durchgeführt hatte, und das gibt zu denken. Gewiß, jene Seilschaft mußte in Steigschlingen biwakieren (die normalen Durchstiegszeiten liegen zwischen 8 und 14 Stunden), aber sie kam durch. Das spricht dafür, daß von richtigen klettertechnischen Schwierigkeiten nicht mehr die Rede sein kann.
Die Zeit, in der sich die Bergsteiger Gewissensbisse machten über die Verwendung von Bohrhaken, ist endgültig vorbei, und zwar hat sich diese geistige Wandlung verhältnismäßig rasch vollzogen, denn noch 1952 entflammten heftige Diskussionen, als Hans Wörndl und Peter Hofer an der Direkten Westwand des Predigtstuhl-Nordgipfels einige Bohrhaken verwendeten. Ganz zu schweigen von den „Gewissensbissen" Luigi Micheluzzi's, dem Erstbegeher des Marmolata-Südpfeilers, wegen der sieben Normalhaken, die er bei seiner ganzen Durchsteigung schlug!
So scheint es im Zeitbedürfnis zu liegen, daß die Rotwand-Südwestwand nun auch ihre „Direkte" bekam. Als Hasse und Brandler ihren Anstieg eröffnet hatten, war es naheliegend, diese Führe als „Direkte" zu bezeichnen. Aber genau genommen, verläuft sie doch mehr im rechten, südlichen Wandteil. Etwas links dieser Führe, genau in Gipfelfallinie, befindet sich eine auffallende Verschneidung, die sich nach dem ersten Wanddrittel in geschlossenem Fels verliert.
Nach rein optischen Gesichtspunkten verlockt diese Verschneidung sehr zur Bewältigung eines direkten Anstieges, das bestätigten auch Hasse und Brandler, denn ihr erster Wandversuch wurde gerade in dieser Verschneidung angesetzt.
Ihren Aussagen nach soll sie aber sehr brüchig und deshalb hakentechnisch gefährlich sein.
Diese Tatsache hat die Italiener Cesare Maestri und Claudio Baldessarri von einem neuen, ernsthaften Versuch nicht abgehalten.
Trotz sehr schlechtem Wetter erzwangen sie sich in achttägiger Arbeit einen Durchstieg. Auch diese Seilschaft war durch eine Reepschnur mit der „Einstiegsmannschaft" verbunden, denn es wäre unmöglich gewesen, den Aufwand an Material und Proviant stets bei sich zu haben. Die Führe verläuft vom Einstieg bis zum Gipfel fast durchwegs in gerader Linie; nur kurz unter dem Ausstieg mußte etwas nach rechts ausgewichen werden.
Wieviel Bohrhaken angebracht werden mußten, ist bis jetzt noch nicht bekannt, es dürften aber nicht wenige gewesen sein, denn die Italiener benötigten für ihren Anstieg fast nochmals so viel Zeit wie Hasse und Brandler für den „alten Weg", dabei ist die „Direkte" nur um wenige Meter höher.
Die Meinung zu dieser neuen Führe werden bald die Wiederholer zum Ausdruck bringen können.
Quelle: Der Bergkamerad 21. Jahrgang 1960, Heft 18, Seite 608-610

Dolomiten
Rotwand-Südwestwand
Der „Hermann-Buhl-Gedächtnisweg", von Hasse und Brandler 1958 eröffnet, erhielt Mitte Juli seine erste Alleinbegehung durch den Italiener Armando Aste aus Rovereto. Armando Aste befand sich drei Tage in der Wand (zwei Biwaks), konnte allerdings nur an zwei Tagen klettern, weil er an einem Tag von schlechtem Wetter (Schneefall) behindert war. Armando Aste ist hauptsächlich bekannt geworden durch die Eröffnung der südlichen Nordwestwandführe an der Punta Civetta (VI+, 1954 mit Fausto Susatti (+)) und zählt seit Jahren zu den erfolgreichsten Bergsteigern Italiens.
Quelle: Der Bergkamerad 21.Jahrgang 1960, Heft 22, 19. August, Seite 756

Rotwand - Südwestwand
Die „Hermann-Buhl-Gedächtnisführe" wies bis Mitte September 21 Begehungen auf; die zeitlich in 6 Stunden. Eine bekannte Seilschaft bezeichnet diesen Anstieg als weniger schwierig wie Su Alto-Nordwestwand (Führe Livanos), Marmolata-Südwestwand und Torre Trieste-Südostkante.
Quelle: Der Bergkamerad 1958-59, Seite 865

Erste Rotpunkt-Begehung durch Heinz Mariacher (1982)
Datum erste Besteigung:
11.09.1958
Erste(r) Winter-Besteiger(in):
22.01.1959
Gipfel:
Rotwand (Roda di Vaèl)
Grafik:

application/pdf Rotwand Buhl Gedächtnisweg - ÖAZ 1960-1311, Seite 88-97.pdf
application/pdf Rotwand_Sdwestwand_-_DAV_Mitteilungen_1958-154_optimize.pdf
Erste(r) Besteiger(in):
Brandler Lothar
Hasse Dietrich
Erste(r) Winter-Besteiger(in)
Lehne Jörg
Löw Siegfried