Südostwand - Führe Mittermaier - Ganahl

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Routen Details:
Küchelspitze aus dem Madleinthale.
Einen lohnenden Uebergang von Ischgl nach St. Anton am Arlberge mit Besteigung der Küchelspitze machte der Unterzeichnete mit seinem Bruder am 2. September 1897. Von Ischgl giengen wir mit dem dortigen tüchtigen Führer Ganahl in das von Nordwest kommende Madleinthal, zuletzt über wilde Felstrümmer und durch ein Schüttkar, einen kleinen, erst von oben sichtbaren See rechts lassend, direct auf die steil abfallenden Südwände der Küchelspitze zu. Von den zahlreichen, die Wand durchfurchenden Rinnen wählten wir die ganz von oben herunterkommende, mehrfach geknickte, mittlere, die an der Einsattlung zwischen Küchelspitze und der südöstlich vorgelagerten Erhebung beginnt, und erreichten die Scharte über ein kleines Schneefeld und eine Schutthalde. (Ischgl ab 6 U. 50, 8 U. 25 —8 U. 55 Rast, um eine Skizze des Berges aufzunehmen, Anfang der Rinne 10 U. 40.) Die breite Rinne verfolgten wir ein Stück aufwärts, um bald über die (im Sinne des Aufstieges) • linke, plattige Wand auf den zwischen dieser und der westlich gelegenen Rinne befindlichen Grat, der mit spärlichem Gras bewachsen ist, zu kommen. Auf diesem eine Strecke weit hinauf und dann in die zweite Rinne und diese überquerend in eine westliche Seitenrinne derselben, bald darnach auf den Grat zwischen dieser Seitenrinne und einem oberen Ast der zweiten Rinne, der mit Schnee erfüllt ist. Ueber theils bröcklige Felsen hinan, stets etwas links gehalten, zu dem Südgrate der Küchelspitze und eine Strecke denselben aufwärts verfolgend auf die Westseite, an der sich in der Mulde zwischen Süd- und Westgrat ein gut gangbares Band nach dem zu der Küchelspitze führenden Grat hinzieht. Etwa 30 m. unter der Spitze erreicht man den vom Fasulthale heraufkömmenden Weg, auf dem wir die Spitze erklommen, 12 U. 30. Den Abstieg nahmen wir 1 U. 3 nach dem Fasulthale und kamen über die Konstanzerhütte (mit halbstündigem Aufenthalte) 7 U. 30 nach St. Anton. Im Anstiege scheint dieser Weg nach Mittheilungen der Führer noch nicht gemacht worden zu sein und Ganahl hat ihn wohl zuerst begangen. Der Abstieg, den Dr. Winckelmann („Mittheilungen" 1892, S. 283) beschreibt, weicht von unserem Wege insofern ab, als er die Rinne, die wir nur in dem untersten Theile betraten, von ganz oben an begieng; wir vermieden dabei die von ihm erwähnte oberste, senkrechte Felsstufe und die besonders unsicheren, bröckligen
Felsen.
K. Mittermaier, S. Heidelberg.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1898, Seite 116
Datum erste Besteigung:
02.09.1897
Gipfel:
Küchelspitze
Erste(r) Besteiger(in):
Ganahl J.
Mittermaier K.