Südostpfeiler

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Routen Details:
Großer Koppenkarstein (2865 m). 1. Ersteigung über den Südostpfeiler am 16. September 1946 durch Hubert Peterka und Fritz Proksch.
All gemeines: Von den drei gewaltigen Strebepfeilern der mauerartigen Südwand ist der Südostpfeiler (C) am mächtigsten aufgebaut; er stürzt mit nahezu unbegehbar erscheinenden Überhängen und Riesenplatten ab. Nach rechts entsendet der Südostpfeiler nicht erkletterbare Abbrüche 1), die sich im weiteren Verlauf auflockern und die Südostwand bilden 2); aus letzterer hebt sich als äußerste Grenze die auffallend gezackte Südostkante ab 3).
Der linken Pfeilerwand ist ein schräges Plattendach (F) angegliedert, welches genau in der Fallinie des Rechten Südwandkessels (RS) liegt. Dazwischen ist wassergestreifter und überhangender Plattenfels. Die schnittige Pfeilerkante selbst ist von einigen lotrechten Rissen durchzogen, die alle in halber Pfeilerhöhe bei buntgefärbten Überhängen ihr Ende finden. Ab dieser Stelle ist in der ungemein glatten linken Pfeilerwand ein unterbrochenes Band sichtbar, das fast waagrecht von rechts (ab Pfeilerüberhänge) nach links (zum Abbruch des Rechten Südwandkessels) zieht. Dieses Band ist die Schlüsselstelle des Südostpfeilers und vermittelt das Erreichen des Rechten Südwandkessels (RS).
Der Anstieg über den Südostpfeiler führt über das schräge Plattendach zur Pfeilerkante hinaus und dortselbst fast lotrecht bis zu den gewaltigen, vorhangartigen Überhängen (ober der Pfeilermitte) empor. Mittels Seilhilfe wird das waagrechte Band gewonnen und bei dessen Ende mit Abseilen ein verborgener Kaminspalt erreicht. Inmitten eines Wasserfalles muß der Rechte Südwandkessel erklettert werden 4). Aus dem Schneekessel führen flache Platten nach rechts, die von einem Band (als Gegenstück zum unteren Quergangsband) durchzogen sind. Dieses Band ermöglicht das Erreichen der oberen gratartigen Schneide des Südostpfeilers. Diese führt schließlich als geschwungene Linie dem höchsten Punkt entgegen.
Einzelheiten: Einstieg in der Fallinie des Rechten Südwandkessels und der riesigen, davon abfallenden Wasserstreifen am linken Rande des schrägen Plattendaches bei einem kleinen Kamin mit Wasserfall (Steinmann). Rechts davon über trockene Überhänge empor und ansteigender Quergang nach rechts über das Plattendach (1) bis an die lotrechte Wand des Südostpfeilers. Auf einem abstehenden Felskopf Steinmann. 15 m senkrecht weiter in eine verborgene Gufel am Pfeiler. Durch den gebildeten Schichtenriß (2) gerade aufwärts (rechter Riß); ungefähr in seiner Mitte, nach einem Überhang, Übertritt vom rechten in den linken Riß. Durch ihn auf eine steil ansteigende Platte (3), die schon von der Edelgrieshöhe sehr gut sichtbar ist. Über die untere Platte ein Stück empor und bei einer abstehenden Hangelleiste nach links in die geschweifte Plattenverschneidung. Dieselbe wird einige Meter höher über ein Kriechband mit späterer Hangelstelle verlassen und ein abkeilendes Köpfel an der Pfeilerkante erreicht (4) 5).
Wenige Meter absteigend und an Überhängen senkrecht empor, zuletzt nach rechts in eine überdachte Plattennische (Mauerhaken) (5). Halb links um die gelbe Kante herum in einen links befindlichen Riß und durch ihn weiter zu gutem Stand. Durch den folgenden Riß unmittelbar bis zu den buntgefärbten Überhängen empor (6). Man befindet sich hier in der Mitte des Südostpfeilers, der rechts mit unerkletterbaren Platten abbricht. Am Überhang zwei Mauerhaken; davon 10m abseilen und schräger Seilquer-gang (7) nach links, um einen kantigen Überhang herum zu rauhen Platten. Auf diesen 3 m empor zum Beginn des waagrechten Bandes (8) inmitten der ungemein steil abfallenden linken Pfeilerwand.
Über das Band bis zum Ende hinaus (Steinmann; Büchse mit Ersteigungsdaten); beim Abbruch (Quergangshaken in einer höheren Nische!) etwas nach links absteigend und an kleinen Griffen über eine senkrechte Platte 6 m nach links zu einem zernagten Wasserriß (Mauerhaken) (9). Man befindet sich in der Höhe eines moosigen Kamins, der den Abbruch des Rechten Südwandkessels ergibt. Vom Mauerhaken 15 m gerade abseilend und nachher nach links in den verborgenen Schlupfkamin (10). Durch ihn über zwei glitschige Überhänge mit Wasserfällen unmittelbar aufwärts (Mauerhaken, äußerste Vorsicht!) und anschließend zu gutem Stand im verbreiterten Kamingrund. Den folgenden überhangenden Stemmspalt überspreizend zu einem neuerlichen Wasserfall und etwas höher in eine Klemmblockhöhle. Aus ihr nach rechts in den Grund des Rechten Südwandkessels. Nicht zu hoch darinnen empor; dann Überstieg in die rechte Wand und an Platten sowie gutgestuften Felsen so lange aufwärts, bis ein schräges Band sichtbar ist. Dieses querlaufende Band (11) zieht flach rechts ansteigend durch die obere Pfeilerwand, unter Überhängen hinweg, der Pfeilerkante zu. Am Ende des Bandes eine kleine Höhle (12). Unter dem Überhang rechts herum, auf die nun gratartige Kante des oberen Südostpfeilers und über diese (großer Steinmann) direkt zur Gipfelschneide empor, die knapp vor dem höchsten Punkt erreicht wird.
Teilweise äußerst schwierige Kletterei. Kletterzeit 5 bis 6 Stunden vom Einstieg. Felshöhe 400 m. Die angeführten Mauerhaken wurden von den Erstbegehern zurückgelassen. Die Erkletterung des Südostpfeilers ergibt den schwierigsten Anstieg auf den Großen Koppenkarstein. Er zählt gleichzeitig zu den größten Felsfahrten der gesamten Dachsteinberge.
Wiederholung des Südostpfeilers:
2. Begehung: W. End, Hermi Kroyer und H. Dubowy; 28. Juli 1948 (1. Damenbegehung).

1) Ersteigungsversuche 1950 bis 1952 ohne Erfolge.
2) Anstieg A. Goedel mit G. Steiner, August 1920; mit Wegänderung L. Brankowsky und A. Harrer, 2. August 1941; Südostkamine, H. Peterka, F. Proksch und R. Fritsch, 22. Juli 1947; Unmittelbare Südostwand, R. Otte und O. Stiegler, 20. August 1953,
3) Anstieg H. Peterka, P. Dürnberger, F. Zimmermann und R. Fritsch, Juni 1932.
4) Dieser trägt das ganze Jahr hindurch einen Firnbelag; daher dürfte der Wasserfall stets vorhanden sein.
5) In der höheren Plattenverschneidung und rechten Pfeilerwand Mauerhaken von Vorgängern und vom Erkletterungsversuch des geraden Pfeileraufbaues.
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1956, Folge 1286, Seite 44-46

Quelle: Der Gebirgsfreund 1953, Seite 78
2. Begehung und zugleich 1. Damenbegehung durch Willi End, Hermi Kroyer und H. Dubowy am28.7.1948
Datum erste Besteigung:
16.09.1946
Gipfel:
Koppenkarstein Großer
Grafik:

Erste(r) Besteiger(in):
Peterka Hubert
Proksch Fritz