Von der Lodnerhütte

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Routen Details:
Die Schwarze Wand am Hühnerjoch besteht aus zwei fast gleich hohen Zacken. Zwischen beiden kommt eine oben zugespitzte, sehr steile Schneegasse zum Ferner herab, die ich nun zum Anstieg wählte. Auf Comptons Bild hat man
den ganzen Anstieg vor sich. Immer vorsichtiger stieg ich aufwärts, bis mich oben glasige Eisschichten zwangen, in die plattigen Felsen zur Linken überzugehen; eine kurze aber schwierige Kletterei brachte mich in das Schartel, von wo aus ich
in kürzester Zeit die beiden Kulminationspunkte erstieg und mit kleinen Stein¬ ännern krönte, n Uhr 30 Min. bis 12 Uhr 45 Min.
Inzwischen waren zwei Personen unten auf dem Gletscher erschienen und gingen meinen Spuren nach, offenbar hielten sie meinen Gipfel für die Gfallwand. Einer kehrte um, aber der andere stieg trotz meiner Warnungsrufe weiter. Ich hatte Besorgnis, da das letzte Stück ziemlich gefährlich war und ich kein Seil besass, um ihm zu helfen. Aber er stieg recht vorsichtig und geschickt direkt durch die schwierigen Felsen zum Westgipfel herauf. Es war Herr Franz Hauser aus Meran. Ich hatte nun Vertrauen zu ihm und lud ihn ein, mit mir gemeinsam den augenscheinlich recht harten Übergang zur Gfallwand zu unternehmen.
Ich glaube, dass andere Anstiege auf die Schwarze Wand am Hühnerjoch ebenso schwierig sein werden, wie die zwei beschriebenen. Touristen haben den Berg noch nie betreten, nur der Führer und Gemsjäger Leiter (Moosmüller) sagt, er wäre bereits oben gewesen. Ich erfreute mich besonders an dem wundervoll lehrreichen Überblick über die Texelgruppe selbst, den man sich nirgends so gut verschaffen kann wie von dieser massig hohen, zentral gelegenen Spitze.

Quelle. Jahrbuch des DÖAV 1901

Datum erste Besteigung:
1900
Gipfel:
Schwarze Wand (Texelgruppe)
Erste(r) Besteiger(in):
Lammer Guido Eugen Dr.