Sild Meinhart
(
Bearbeiten)
Biografie:
Dr. Meinhart Sild, * 1917, Wien, + 26.5.1944 in Arce (Italien) gefallen
Mitglied der Akademischen Sektion Wien.
Meinhart Sild war der Sohn des bekannten Alpinisten Hans Sild und der bekannten Alpinistin Cenzi von Ficker-Sild und der Bruder von Uli Sild.
Als ein überzeugter Nationalsozialist tat er sich besonders als NS-Ideologe hervor, der die totale Mobilmachung beschwor.
Sild war Autor der NS-Schrift „Vom Osten ins Reich, Erlebnis und Erfahrung einer politischen Aufgabe“ (1942) und Aufsätze in der Zeitschrift des DAV „Der neue Weg“.
Er war persönlicher Referent von Arthur Seyss-Inquart (NS-Politiker, Österreichischer NSDAP-Bundeskanzler) beim DAV.
1936 1.Beg.Großvenediger-Nordostrinne „Sild-Führe“,3674m, (Venedigergruppe)
1938 1.Beg.Klockerin-Südwestgipfel-Nordwestrippe „Ausstiegsvariante/Loibl-Sild“,3422m, (Glocknergruppe)
Gerd Schauer, Isny im Allgäu
Dr. Meinhart Sild (+)
„Am 26. Mai 1944 fiel Leutnant Dr. Meinhart Sild, als es galt, bei Arce, eine kurze Strecke nördlich von Cassino, die durch einen Einbruch beim rechten Nachbar gefährdete Flanke der Division durch schnellsten Einsatz zu sichern. In klarer Erkenntnis der Notwendigkeit veranlaßte Meinhart in heftigem feindlichem Feuer durch kaltblütige Organisation und Harte Energie die rechtzeitige Feuerbereitschaft unserer Geschütze. Bevor
noch der Gegner die Gunst der Lage ausnützen konnte, war alle Gefahr gebannt. Ehe aber noch der erste Schuß gegen den Feind fiel, traf Meinhart der tödliche Granatsplitter. Er war sofort tot; mitten aus dem vollen Leben gerissen, sah ich auf seinem toten Antlitz nur überlegene Ruhe und gelöste Entspannung.
Die ihn der Erde zurückgaben, taten es unter Lebensgefahr. Dennoch fehlte keiner, diesem außerordentlichen Menschen und Soldaten, der seinen Kameraden so viel aus dem Reichtum seiner Persönlichkeit gegeben hatte, die letzte Ehre zu erweisen."
Dies besagt die Nachricht seines militärischen Vorgesetzten. Es erscheint uns ein Schicksal,, wie es so viele erleben. Wenn trotzdem von diesem einen mehr gesprochen wird als von den anderen, so darum, weil er uns überragend in seiner Art erscheint.
Schon sein Name ist Gewähr für sein Bergsteigertum. Er kam in früher Jugend und Kindheit mit seinen Eltern und Brüdern in die Berge und lernte so sehr früh einen Großteil der Ostalpen kennen. Vielleicht mittelbar bedingt durch den bewundernswerten Kampf seines Vaters bei der Verteidigung der Sextener Rotwand im ersten Weltkrieg war ihm sein Lebensweg in den Bergen und auch im Kriege vorgezeichnet. Jedoch ist zu betonen, daß er nie ohne tiefinnerlichen Grund die Gefahren der Berge suchte und ihm dann die Bergfahrt letzte Notwendigkeit war. So steht an allen entscheidenden Punkten seines Lebens ein Weg in die Berge, sei es gleichsam als erkämpftes Ende innerlichen Zwiespalts oder als Probe und Bewährung seiner selbst, sei es aus überströmendem Glück als ein jubelnder Gruß an das Leben. Und es sind auch die Wege verschieden, die
sein Suchen zeigen, seinen Kamps und sein Glück: einsame, ruhelose Fahrt durch wolkenverhangene winterliche Berge, bei Schneesturm und Gewitter allein durch eine Eiswand und über zerrissenen Grat, mit liebster Begleitung im sonnigen Fels. — So ward ihm die Bergfahrt Teil seines Lebensweges. Seine Freude am Schönen, seine Fragen um letzte Dinge, der Reichtum seiner Seele spiegeln sich in gleicher Weise in ihr. Und wenn er Wege an der Grenze von Leben und Tod geht, so ist da kein äußerer Grund, keine Ruhmsucht, die ihn zum Wagnis treiben. Erkenntnis um die Fruchtbarkeit der Gefahr und Fähigkeit zum tiefsten Erleben lassen ihn das verborgene Glück der Berge finden.
Es wird darauf bewußt verzichtet, Anzahl und Art seiner Bergbesteigungen aufzuzählen. Sein Bergsteigertum ist in Haltung und Persönlichkeit begründet und bedarf keiner weiteren Bestätigung.
Viel besser als dieser Versuch, ein Bild des Toten zu zeichnen, werden seine eigenen
Worte dem gerecht. Sie sind aus dem Brief, den er als letzten mir kurz vor seinem
Tode schrieb:
„Vielleicht gehen wir fehl, wenn wir erwarten, die Erfüllung unseres Schicksals in der gespannteren und reicheren Lebens-Höhe, sei es der Berge, des Krieges oder der Liebe, zu finden. Wir wünschen es freilich und wir wünschen uns so das Glück eben der hohen Erfüllung — wie selten ist es indes! Ich meine ja auch, ich müßte es finden, denn ich wuchs von Kind an in dieser Erwartung auf — aber ich glaube es nun kaum mehr. Und kommt es eigentlich darauf an? Sieh — am Rande des Krieges, wo ich immer meinem Schicksal zu begegnen erwarte, blüht mir ein Frühling, wonniger und inniger denn je. Ist dies nun ein Erleben des Randes oder der Mitte? Oder sind nicht alle unsere Erlebnisse wie Strahlen des großen Welt-Lebens, die wir einfangen und sammeln, und wir selbst sind nur, soweit wir Teil des Welt-Lebens sind und selbst wieder strahlende Mitten? Bleibendes, Welt-Gleiches, Ganz-Gültiges schafft nur der Künstler. Wir anderen aber schaffen nicht (nicht im. Sinne des Erschaffens), wir können den Reichtum der Welt nicht reicher machen — aber das können wir: ihn einfangen und mitteilen und die Menschen reicher machen. And haben wir eine Aufgabe und Erfüllung, dann scheint es mir eben diese. Nicht darauf wird es zuletzt ankommen, was wir sind, was und wie wir erlebten sondern das alles ist nur Weg und Mittel zu dem .Zwecks auf den es ankommt: daß wir Gebende, Schenkende, Ausströmende seien, solche, die sich opfern und verschwenden können und dürfen. Woran, an wen? — an die Berge — vielleicht, an das Vaterland, .an einen Glauben, eine "Idee" — in jedem Fall an das Göttliche oder seine Möglichkeit in der
Welt - dies gewiß. Zuerst und zuletzt aber sind es die Menschen, vielleicht nur zehn oder zwei oder einer, an die wir uns geben. Und es ist dies, so scheint mir, eine Bahn des unsterblichen Geistes nicht weniger, als die Werke der Künstler und Denker es sind."
K. Loibl (+).
Quelle: Österr. Alpenzeitung 1949, Folge 1248, Seite 210-212
Geboren am:
1917
Gestorben am:
26.05.1944
Erste Route-Begehung