Strubich Emanuel
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Biografie:
Strubich Emanuel „Mani“,* 31.1.1887 Teplitz,(Nordböhmen),ab 1912 Dresden,
+ 7.12.1922 Hintere Karlspitze auf Skitour,Lawine, (Kühtai,Stubai)
Emanuel „Mani“ Strubich stammte aus Böhmen (geboren in Teplice) und lebte ab 1912 in Dresden. Mit 28 Jahren war er sehr spät zum Klettern gekommen. Er gehörte zu den besten Kletterern seiner Zeit. Ihm gelang vermutlich als erstem Kletterer in Deutschland eine Route im Achten Sächsischen Grad (UIAA-Skala 7-). Sein Lehrmeister war Otto Jüngling. Dieser hatte ihn für die Erschließung der „Kreuzturm-Nordwand“ begeistert und sie mit ihm durchstiegen.
„Mani“ Strubich hat im Elbsandsteingebirge 85 Erstbegehungen durchgeführt (75 in der Sächsischen Schweiz und 10 in der Böhmischen Schweiz) und 20 Erstbegehungen in den Alpen. Damit liegt er in den Jahren von 1864 bis 1945 an der Spitze, gefolgt von Kurt Nitzschmann, Rudolf Fehrmann und Oliver Per-ry-Smith, die es auf 68, 65 bzw. 59 Erstbegehungen brachten.
Von Dresden aus unternahm er ungezählte Klettertouren ins Elbsandsteingebirge, wo er bald zu einem der besten und erfolgrechsten Kletterer wurde. Oft war er auf extremen Klettertouren allein unterwegs. Neben der Erstbesteigung 1916 der Raaber Säule (VIIb) zählen zu seinen bedeutenden Erstbegehungen Falkenstein „Strubichweg“ (VIIb) 1915, Kreuzturm-Nordwand (VIIb), Kanzelturm-Südwand (VIIa), Höllenhund-Südwestwand (VIIb), Verlassene Wand- Ostwand (VIIb) alle 1916, Jungfer-Ostkante (VIIc) 1918, Großer Prebischkegel-Südweg (VIIa)1919, Schiefer Turm „Strubichweg“ (VIIc), Jungfer „Strubichrinne“ (VIIc) und Steinschleuder-Westkante (VIIa) alle 1920. Geschichte schrieb Emanuel Strubich, nach einer Anzahl schwieriger Neutouren, am 9.Mai 1918 am Wilden Kopf-Westkante,VIIIa, in der Sächsischen Schweiz, als er nur mit einem Seil um den Bauch, mit den Seilgefährten Arno Sieber und Kurt (Karl) Eisold und ohne Sicherungsringe Schwierigkeiten kletterte, die mit dem siebten UIAA-Grad zu vergleichen und ihrer Zeit weit voraus war. Sie lagen weit über dem damals als Grenze des Menschenmöglichen gehalten wurde.
Emanuel Strubich war auch ab 1916 in den Alpen unterwegs. Hier fand er in dem Bergsteiger Walther Flaig einen erfahrenen Mentor und Partner. Von seinen ebenfalls zahlreichen Neubegehungen in den Alpen war die erste Durchsteigung 1921 der gewaltigen Südwand der Drusenfluh im Alleingang herausragend.
Emanuel Strubich starb im Alter von nur 35 Jahren bei einem Lawinenabgang an der Hinteren Karlesspitze (2636 m). Er war im Alleingang unterwegs und wurde einen Tag später geborgen. Am 11. Februar 1922 wurde Strubich am Friedhof von Wald in Ochsengarten im Nedertal westlich von Kühtai beigesetzt. Auf seiner Grabtafel waren die Worte verewigt: „Das Leben ist die Fülle, nicht die Zeit“. Das Grab wurde im Zuge von Umbauarbeiten in den 1960er Jahren eingeebnet
Emanuel Strubich zählte zu den ganz Großen im sächsischen Bergsteigen. Sein früher Tod-er wurde nur 35
Jahre alt-war ein riesiger Verlust.
Sein Berggefährten war Martin Wächtler, J.Obermaier, Arno Sieber und Kurt (Karl) Eisold
1915 1.Beg.Falkenstein „Strubichweg“,VIIb, (Sächsische Schweiz,Elbsandsteingebirge)
1916 1.Beg.Kreuzturm-Nordwand „Strubich-Führe“,VIIb, (Bloßstock,Sächsische Schweiz,Elbsandsteingebirge)
1916 1.Beg.Höllenhund-Südseite „Strubich-Führe“, (Sächsische Schweiz,Elbsandsteingebirge)
1918 1.Beg.Wilder Kopf-Westkante „Strubichkante“,VIIIa,VII-, (Sächsische Schweiz,Elbsandsteingebirge)
1919 1.Beg.Großer Prebischkegel (Einser)-Südwand „Südweg/Strubichweg“,405m, (Böhmische Schweiz,Elbsandsteingebirge)
1920 1.Beg.Wenzelwand-Südwestkante“, (Elbsandsteingebirge)
1920 1.Beg.Patriol-Nordwand „Strubich-Wächtler-Führe“,3056m, (Verwall)
1920 1.Beg.Gemsbleispitze-Westgrat, (Ostsilvretta)
1920 1.Best.Berglerkopf von Süden,2903m, (Ostsilvretta)
1920 1.Beg.Berglerkopf-Nordwand,2903m, (Ostsilvretta)
1920 1.Beg.Mittagskopf-Nordflanke,2735m, (Ostsilvretta)
1920 1.Beg.Valgragis Kamm-Ostwände, (Ostsilvretta)
1920 1.Beg.Blodigturm-Ostwand „Strubich-Obermaier-Führe”,2851m, (Silvretta)
1920 1.Beg.Östliche Plattenspitze-Ostwand „Strubich-Obermaier-Führe”,2852m, (Silvretta)
1921 1.Beg.(Alleinbeg.)Kleines Seehorn-Ostwand,3033m, (Silvretta)
1921 1.Beg.(Alleinbeg.)Fluchthorn-Nordwand „Strubich-Führe“,3399m, (Silvretta)
1921 1.Beg.(Alleinbeg.)Drusenfluh-Südwand „Strubich-Führe“,IV-V,600 HM,2827m, (Rätikon)
1921 1.Beg.Großer Dristkogel (Tristkogel)-Ostwand,
1921 1.Beg.Nördliches Fluchthorn-Nordwand,3309m, (Silvretta)
1921 1.Beg.Piz Futschöl-Südostgrat,3175m, (Silvretta) (1921)
1921 1.Beg.Gsallkopf (Grießkogel)-Westwand,3279m, (Ötztaler Alpen)
1920 1.Beg.Zirmli,2907m, vom Berglerhorn über den Blauen Kopf,2893m, (Silvretta)
1.Beg.Dreiländerspitze-Ostgrat,3197m, (Silvretta)
1.Beg.(Alleinbeg.)Rofelewand,3353m, (Ötztaler Alpen)
1.Beg.Raaber Säule „Alter Weg“,VIIb, (Elbsandsteingebirge)
1.Beg.Jungfer-Ostkante,VIIc, (Sächsische Schweiz)
1.Beg.Jungfer „Strubichrinne“,VIIc, (Sächsische Schweiz)
Gerd Schauer, Isny im Allgäu
Emanuel Strubich
Vita *31.1.1887 in Teplitz (Nordböhmen). Schneidergeselle. Unverheiratet. Tödlicher Absturz an der Hinteren Karlspitze in den Stubaier Alpen auf einer Skitour am 7.2.1922.
Chronik: Während des Ersten Weltkrieges und später lebte Emanuel Strubich in Dresden. Von da aus unternahm er ungezählte Fahrten ins Elbsandsteingebirge, wo er zwischen 1915 und 1922 als einer der allerbesten und erfolgreichsten Kletterer galt. Im Jahr 1918 — wegen »Wehrkraftzersetzung« gab's zu der Zeit in Sachsen Kletterverbot — erschloß »Mani« Strubich mit der Westkante am Wilden Kopf den ersten Anstieg vom heutigen Elbsandsteingrad Villa (UIAA-Skala: mindestens VII-). 75 teils epochemachende Erstbesteigungen und Erstbegehungen gehen im Elbsandstein auf sein Konto, einige im nordböhmischen Fels, in den Alpen ebenfalls über 20 schöne Neutouren, so z. B. die Nordwand des Patteriol im Verwall, die Ostwand des Silvrettagipfels Kleines Seehorn, in demselben Gebiet auch die bedeutende Fluchthorn-Nordwand und noch bekannter die von ihm 1921 eroberte Drusenfluh-Südwand im Rätikon. Die drei letztgenannten Anstiege meisterte Strubich im Alleingang, wie er überhaupt oft teils extrem schwierige Routen allein begangen und auch erschlossen hat, etwa im Elbsandstein den Alten Weg der Raaber Säule (Vllb).
Ein Gefährte zahlreicher Bergtage schreibt über Mani Strubich: »Es war ihm nicht gegeben, in Schriften, Zeitungsberichten oder Lichtbildervorträgen sich selbst in den Vordergrund zu rücken. Still und bescheiden, sich selbst genug, so lebte er in den Bergen und in der Stadt. Ohne Aufheben von sich und seinen Bergfahrten zu machen, hat er Gewaltiges geleistet, das um so höher zu werten ist, wenn man weiß, wie schlecht in den Zeiten seiner größten Leistungen die jämmerliche Kriegsnahrung war und welch unglaublich geringe materielle Mittel ihm zeitlebens zur Verfügung gestanden haben.« (Martin Wächtler in: »Bergsteigen in Sachsen«; Herausgeber Sächsischer Bergsteigerbund; Dresden 1936, Seite 119.)
-dh-
Quelle: Der Bergsteiger 1983, Heft 3, Seite 69-70
Geboren am:
31.01.1887
Gestorben am:
07.02.1922
Erste Route-Begehung