Hofmann Excel. Leopold Frhr. von
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Biografie:
Vorstand der Sektion Austria
Der Vorstand der Section Austria Exc. Freiherr von Hofmann und der Nordpolfahrer Julius Payer wurden vom Club alpino italiano zu Ehren-Mitgliedern ernannt.
Quelle: Mitteilungend es DÖAV 1877, Seite 20
Am 24. October verschied zu Wien der Vorstand der S. Austria, Se. Excellenz Leopold Freiherr v. Hofmann, General-Intendant der kaiserlichen Hoftheater, ehemaliger Sectionschef im Ministerium des Äussern, Civil-Commissär in Schleswig-Holstein, dann Reichs-Finanzminister, im Alter von 63 Jahren. — Der Verewigte stand im J. 1873 als Präsident an der Spitze des Österreichischen Alpenvereins und fungierte seit der Vereinigung des letzteren mit dem Deutschen Alpenverein als Vorstand der S. Austria. Wir behalten uns vor, die Verdienste des Dahingeschiedenen um die alpinen Interessen in einem ausführlichen Necrologe zu würdigen. Wie die Blätter melden, hat Frhr. v. Hofmann für den Strassenbau Gomagoi-Sulden ein Legat von 12 000 fl. gewidmet.— Von Seite des C.-A. sowie der Section Austria wurden auf dem Sarge Kränze niedergelegt.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1885, Seite 251
Leopold Friedrich Freiherr von Hofmann. Samstag, den 24. October 1885, Nachmittag um 3/4 4Uhr starb zu Wien Se. Excellenz Leopold Friedrich Freiherr von Hofmann. In ihm schied ein Mann von seltenem Thätigkeitsdrange, erfüllt von regem Interesse für Kunst und Wissenschaft, sowie von begeisterter Liebe für die Alpen, ein treuer Freund unseres Vereines, ein Menschenfreund im wahrsten Sinne des Wortes, aus dem Leben. Leopold Friedrich v. Hofmann entstammte einer reichsadeligen Familie und wurde zu Wien am 4. Mai 1822 geboren, trat 1842 nach Beendigung der Universitätsstudien in den Staatsdienst und kam 1845 als Conceptsbeamter in die Staatskanzlei. Im Jahre 1847 der österreichischen Gesandtschaft in der Schweiz zugetheilt und dann 1848 im deutschen Bureau des Ministeriums des Äussern angestellt, nahm er 1850 und 1851 an den Dresdner Konferenzen theil, habilitirte sich 1856 als Privatdozent an der Wiener Hochschule und hielt daselbst Vorträge über deutsches Staatsund Bundesrecht, die Verfassungen der deutschen Staaten und deutsche Geschichte von 1648 an. Im Jahre 1857 wurde er zum Ministerialsekretär, 1859 anlässlich seiner Abordnung zu den Züricher Friedenskonferenzen zum Legationsrath befördert. Im Jahre 1861 wurde Hofmann Schriftführer und Ordner im Herrenhause, 1865 Adlatus des Statthalters von Schleswig-Holstein. Im Laufe des Jahres 1866 zurückgekehrt, war er bei den Nikolsburger Friedensverhandlungen und dann wieder im Ministerium des Äussern thätig, wurde 1867 Hof- und Ministerialrath, erhielt am 24. December 1868 die Geheime Raths-Würde und 1869 den Rang eines Sectionschefs. Am 10. Januar 1872 wurde er in den Freiherrnstand erhoben, im Jahre 1876 zum Reichs-Finanzminister, am 2. October 1876 zum lebenslänglichen Herrenhausmitgliede und im Jahre. 1880 zum Generalintendanten beider Hoftheater ernannt, in welch letzterer Stellung er bis zu seinem Tode verblieb. Baron Hofmann war durch Verleihung zahlreicher inund ausländischer Orden ausgezeichnet, fungierte seit dem Jahre 1866 als Censor des Hof-Burgtheaters und fand neben seiner anstrengenden und vielseitigen Thätigkeit als Staatsbeamter noch die Müsse, sich wissenschaftlichen, Kunst-, gemeinnützigen und humanitären Vereinen, sowie dem Alpenvereine in hervorragender Weise zu widmen. Er war Präsident der Gesellschaft der Musikfreunde, Vorsitzender im Direktionsrathe des Orientalischen Museums, Präsident der Afrikanischen Gesellschaft, Präsident des Curatoriums der Gesellschaft für vervielfältigende Kunst, Vorstand der Section Austria des D. u. Ö. A.-V., Vicepräsident der k. k. Geographischen Gesellschaft, Vicepräsident des Curatoriums der Franz Josefsstiftung für das Kleingewerbe, Ehrenpräsident des Spar- und Vorschussvereines, Socio onorario des Club Alpino Italiano, Protektor des Vereines der Naturfreunde in Mödling, Mitglied des Patriotischen Hilfsvereines, des Wissenschaftlichen Club, des Alterthumsvereines, des Göthevereins, des Deutsch-österreichischen Lesevereins an der Wiener Universität, des Vereins zur Verbreitung naturwissenschaftlicher Kenntnisse, des Österreichischen Touristenclubs, des Beamtentöchterheims, der Stephaniestiftung für Erziehung und Pflege schwachsinniger Kinder, des Rudolfinervereins, des Schutzvereins zur .Rettung verwahrloster Kinder und noch anderer gemeinnütziger Anstalten und Vereine.
Freiherr von Hofmann, von Jugend auf ein begeisterter Freund der Natur und der Alpen, war ein genauer und gründlicher Kenner derselben, die er wiederholt nach allen Richtungen hin durchstreifte, und wir begegnen ihm in dem kleinen Kreise von etwa 20 Männern, welche sich in Wien im Winter und Frühjahr 1862 mit dem Plane der Gründung des österreichischen Alpenvereins befassten. Er nahm lebhaften Antheil an den diesfälligen Berathungen und Verhandlungen und trat, nachdem im Juli 1862 die Gründung des Österreichischen Alpenvereins behördlich genehmigt worden war, demselben sogleich nach dessen im November 1862 erfolgten Constituirung als Mitglied bei.
Schon im April 1864 ist er im Ausschusse des Alpenvereins thätig und fungierte wiederholt als dessen Vorstandstellvertreter und Vorstand. In seiner Eigenschaft als Vorstandstellvertreter im Jahre 1871 und als Vorstand in den Jahren 1872 und 1873 hatte er die Verhandlungen mit dem Deutschen Alpenvereine wegen Herausgabe des gemeinsamen Jahrbuches und späterhin die Verhandlungen wegen der Fusion des Deutschen und des Österreichischen Alpenvereins zu leiten.
In weitgehender Voraussicht erkannte Freiherr von Hofmann in der Verschmelzung der beiden Vereine das richtige Mittel zur wirksamen Forderung der alpinen Bestrebungen in den österreichischen Alpenländern und erhoffte sich mit Recht davon auch eine namhafte Hebung des Verkehrs in unseren schönen Alpen. Dank seinen Bemühungen und seiner der Verschmelzung beider Vereine freundlichen Gesinnung gelangten die Verhandlungen zu einem gedeihlichen, alle Theile befriedigendem Abschlüsse, so dass die Fusion mit dem 1. Jänner 1874 tatsächlich ins Leben trat, indem der Deutsche Alpenverein von diesem Tage an den Namen Deutscher und Österreichischer Alpenverein annahm, der Österreichische Alpenverein demselben als Section Austria beitrat und die bis dahin bestandene S. Wien des D. A.-V. sich auflöste. Seit dem 1. Januar 1874 fungierte Baron Hofmann ohne Unterbrechung bis zu seinem Tode als Vorstand der Section Austria, nahm den lebhaftesten Antheil an dem Gedeihen und Wachsen derselben, sowie des Gesamtvereins und regte sogleich nach der Gründung der Section den Gedanken der Anlegung eines Saumweges über den Stubach-Kalser-Tauern, den Bau der Rudolfshütte am Weisssee und die Anlegung eines Verbindungsweges von der Hütte über das Kaprunerthörl zur Rainerhütte an, welchen Gedanken er schon im Österreichischen Alpenverein zu verwirklichen bemüht war. Die Section Austria beschloss über seinen Antrag die Durchführung dieser Bauten und übergab schon im Jahre 1875 die Schutzhütte und diese Wege der allgemeinen Benützung. Baron Hofmann nahm auch an allen weiteren Unternehmungen und Bauten der Section im Kaprunerthale, am Dachstein und im Fuscherthale den innigsten Antheil und legte schon seit langer Zeit ein ganz besonders lebhaftes Interesse für Sulden und die Erbauung einer Strasse von Gomagoi bis zu den Gampenhöfen an den Tag. Ein gründlicher Kenner der ganzen alpinen Literatur und selbst Besitzer einer schönen alpinen Bibliothek, zahlreicher alpiner Gemälde und Panoramen, versäumte er es nie, nebst den Publicationen unseres Vereines und der anderen in Österreich befindlichen Körperschaften, auch jene des Alpine Club, des Club Alpin Francais, des Schweizer Alpenclub und des Club Alpino Italiano einer eingehenden Lecture zu unterziehen, und kam seinen Pflichten als Sectionsvorstand mit grösster Pünktlichkeit nach, so dass er den Ausschusssitzungen und Monatsversammlungen fast immer als Vorsitzender beiwohnte. An jeder der vielen durch Unglücksfälle in den Alpen hervorgerufenen Sammlungen betheiligte er sich mit namhaften Beträgen und seine Menschenfreundlichkeit liess auch sonst nicht zu, dass ein Bittender seine Schwelle unbefriedigt verliess. Von seiner Liebe zu den Alpen und seiner treuen Anhänglichkeit an den D. u. Ö. A.-V. gibt sein erst eine Woche vor seinem Tode errichteter letzer Wille glänzendes Zeugniss, weshalb der zwölfte Punkt seines Testamentes hier wörtlich Platz finden möge:
»Zur Realisirung eines von mir seit Dezennien gehegten Wunsches, nämlich zur Herstellung einer gut fahrbaren Strasse von Gomagoi bis zu den Gampenhöfen in Sulden, bestimme ich Zwölf Tausend Gulden in 4,2 % Notenrente.
Bei Tracierung und Herstellung dieser Strasse ist auf die bisherigen Versuche und auf die finanziellen Verhältnisse der Gemeinde Sulden kein Bedacht zu nehmen, dagegen ist es nothwendig, dass das hohe Aerar und die Tiroler Landesvertretung dieses Unternehmen technisch und financiell unterstützen, und dass die Gemeinden, durch deren Gebiet die Strasse geführt wird, für die unentgeltliche oder mindestens billige Grundabtretung Sorge tragen. Im Hinblick auf die grossen Vortheile, welche aus dem Bestände einer solchen Fahrstrasse für das Aerar, das Land Tirol und die Gemeinde Sulden erwachsen, gebe ich mich der zuverlässigen Erwartung hin, dass diese Korporationen das Zustandekommen dieser Strasse werktätig fördern werden. Ich verordne demgemäss, dass der Section »Austria« des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins in Wien, welche ich mit der Einleitung und Durchführung dieser Strasse betraue, die obgedachten 12 000 fl. Noten-Rente übergeben werden, damit sie dieselben — nach Abzug der hiervon zu entrichtenden Vermögens-Übertragungs-Gebühr — als freies Depot bei der Österreichisch-Ungarischen Bank hinterlege, die Zinsen hievon behebe, insoweit sie nicht von den Kosten der Verwaltung und den nötigen Vorarbeiten absorbirt werden, capitalisire, schliesslich den Erlös der Notenrente und die capitalisierten Zinsen zu diesem Strassenbau verwende. Sollten binnen fünf Jahren nach meinem Ableben die auf Grund eines richtigen Voranschlags ermittelten Gesammtkosten des in Rede stehenden Strassenbaues nicht gesichert sein, so entfällt jedes weitere Vorgehen, die als freies Depot hinterlegten Notenrenten übergehen auf meine Erben, die behobenen Zinsen aber, mit Einschluss der hievon angeschafften Fructificate, gehören der Section »Austria« des Deutschen und Österreichischen Alpenvereins, welche sie zu Weg- und Hüttenbauten in den österreichischen Alpenländern zu verwenden und diesfalls meinen Erben den Ausweis vorzulegen hat«.
So möge denn diese in das innerste Herz unserer Alpen führende Strasse auf Grund der hochherzigen Widmung eines edlen Alpenfreundes durch das Zusammenwirken des Staates, Landes und des Alpenvereins recht bald erstehen und ein immerwährendes Denkmal bleiben für einen Mann, dessen Jeder, der ihn näher gekannt, in Liebe und Verehrung gedenkt, dem aber vor Allem seine bis zum letzten Athemzuge andauernde Liebe für die Alpen und deren Bewohner, sowie sein treues unentwegtes Festhalten an unserem Vereine ein bleibendes dankbares Andenken bei jedem Alpenfreunde und bei seinen Vereinsgenossen sichern. Ehre seinem Gedächtniss, Friede seiner Asche.
C. v. A.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1885, Seite 253-254
Exzellenz Leopold Freiherr von Hofmann war Vorstand der Sektion Austria des DÖAV in den Jahren 1868 und 1872 bis 1885. Unter seiner Führung entfaltete "Austria" vor allem auf dem gebiete des Wege- und Hüttenbaues eine außerordentliche fruchtbare Tätigkeit. Der Wegbau durch das Stubachtal über den Tauern ins Dorfertal, die Neuherstellung des Ramsauer Dachsteinweges, die Wegherstellung im Ötschergebiete und auf dem Schafberge und die teilweise Fertigstellung des Wegebaues Fizmoos-Gosau fallen in die Zeit seiner Vorstandschaft. Unter Freiherr von Hofmann wurde die Erbauung der Rudolfshütte (1875/76), der Simonyhütte (1876/77), der Grobgesteinhütte (1879) und der Austriahütte auf dem Brandriedl (1879/80), ferner der Schwarzenberghütte am Hochgrubengletscher (1882/83) durchgeführt und der Erweiterungsbau der alten Rainerhütte im Jahre 1883 vollendet. Der Zweig Austria verdankt diesem Vorstande die Schöpfung der Kunstabteilung (1880), die Einführung einer Bergführerordnung für Niederösterreich und einer Bergführer-Versicherung (1883) und als letztwillige Verfügung eine Legat von 12.000 Gulden für die Herstellung einer fahrbaren Straße von Beidewasser nach Sulden. Freiherr von Hofmann war fürwahr der rechte Mann zur rechten Zeit an der rechten Stelle. Am 24. Oktober 1885 setzte der Tod diesem reichen Leben ein Ziel.
Quelle:Festschrift zum 70-jähringen Bestand 1862-1932 der DÖAV Sektion Austria, Seite 253
Geboren am:
04.05.1822
Gestorben am:
24.10.1885