Biersack Hans

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Biografie:
geboren in Wien (Österreich)
abgestürzt in den Stubaier Alpen (Österreich)

Hans Biersack (+).
Am 19. Februar ist der bekannte Kartograph des D.u.O. A.V. Hans Biersack beim Schifahren in den nördlichen Stubaier Alpen, dem derzeit vom Alpenverein bearbeiteten Kartengebiet, in einem Schneebrett tödlich verunglückt. Seit dem Wiederaufbau der Alpenvereinskartographie nach dem Kriege und der Umstellung der Kartenaufnahme auf die neuen photogrammetrischen Aufnahmeverfahren war Biersack, der am 29. Mai 1903 in Wien geboren war und das Bäckerhandwerk erlernt hatte, zunächst als Träger bei der Kartenfeldarbeit tätig. Bald aber zeigte sich bei ihm ein reges Streben und Verständnis für die kartographischen Arbeiten selbst, und da dem jungen Helfer Zuverlässigkeit, Verantwortungsgefühl und Aufopferung für die Sache in besonderem Maße auszeichneten, entschloß ich mich, ihn, seinem Wunsche folgend, allmählich als Kartographen auszubilden. Die zunächst fehlenden technischen Kenntnisse erwarb sich Biersack in zäher, zielbewußter Arbeit. Als erste selbständige Aufgabe konnte ich ihm 1924 die Erkundung und Aufnahme der bei der photogrammetrischen Auswertung nicht erfaßten Wege und Steige im Wald- und Felsgebiet der zerrissenen Leoganger Steinberge übertragen. 1925 bewährte sich Biersack als Assistent bei der photogrammetrischen Feldaufnahme am Großglockner so sehr, daß ihm 1926 und 1927 in den Zillertaler Alpen eine selbständige Arbeitsgruppe übertragen werden konnte.
Das Jahr 1928 stellte Biersack vor eine neue, besonders verantwortungsvolle Aufgabe als Teilnehmer der von der Notgemeinschaft der Deutschen Wissenschaft und dem Alpenverein unter W. R. Rickmers in die unerforschten Randgebiete Nordwest-Pamirs entsandten Alai-Pamir-Expedition. Großes hat Biersack auf dieser ebenso schwierigen wie erfolgreichen Expedition geleistet, die u. a. zur Entdeckung des größten außerarktischen Gletschers, des 77 km langen Fedtschenko-Gletschers, führte. Die Vermessung und phorogrammetrische Aufnahme des ganzen Expeditionsgebietes war nur dank seiner ebenso geschickten wie aufopferungsvollen Mitarbeit möglich; unvergeßlich ist allen Teilnehmern seine vorbildliche Kameradschaft, die er in allen, oft sehr schwierigen Lagen bei dieser Expedition bewährte.
Als mich andere berufliche Aufgaben von der kartographischen Alpenvereinsarbeit in München an die Technische Hochschule Hannover riefen und meine unmittelbare Tätigkeit für die Alpenvereinskartographie auf ein Minimum eingeschränkt werden mußte, da war Biersack so weit, daß die Feldarbeit im Sommer und die Auswertung am Stereoautographen der nun nach Hannover verlegten Auswertestelle im wesentlichen in seine Hände gelegt werden konnte. Unermüdlich war Biersack seitdem am großen Werk der Alpenvereinskartographie tätig, und es hat wohl kaum jemand gegeben, der besser wie er die modernen Photogrammetrischen Methoden in den Dienst hochstehender Topographie zu stellen verstand. Die rein mechanische Auswertung der Stereoaufnahmen an den komplizierten Auswertegeräten, deren Bedienung er trefflich meisterte, genügte ihm nicht. Mit kundigem topographischen Blick deutete er den Inhalt der Aufnahmen und ergänzte und vervollständigte den mechanisch gewonnenen Inhalt der Autographenpläne, er setzte seine Ehre darein, jede nur irgendmögliche Vollständigkeit und Sicherheit für den Inhalt der Karten zu schaffen, die seinen und des Alpenvereins Namen tragen. Als Biersack zu seinem letzten Urlaub in die Berge zog, ging er in sein Kartengebiet, er hatte die Pläne bei sich, die er an der Auswertestelle in Hannover in letzter Zeit bearbeitet hatte, um sie topographisch zu ergänzen und jeden Zweifel über die richtige Deutung der mechanischen Photogrammetrischen Auswertung zu tilgen. So hat Biersack bis zuletzt die Aufgabe des modernen Topographen in vorbildlicher Weise zu verwirklichen gesucht. Biersacks Tod ist ein schwerer Verlust für den Alpenverein, aber auch für die deutsche Wissenschaft überhaupt. Denn diese verdankt ihm eine ganze Reihe von Photogrammetrischen Forschungskarten, die er als Ergebnis einer Reihe von deutschen Auslandsexpeditionen ausgearbeitet hat. Nicht nur die Karten der Alai-Pamir-Expedition 1928 tragen seinen Namen, er hat auch die Karten der Cordillera Real in Bolivien für die Bolivia-Erpedition 1928 des Alpenvereins, die Karte von La Paz für Professor Troll, die Karte der Cordillera Blanca in Peru für Dr. Borchers, eine Karte des Piringebirges in Bulgarien für Professor Louis, die Karte des Zemu-Gletschers am Kangchendzönga für Notar Bauer sowie schließlich die Karten der Nanga Parbat-Expedition 1934 bearbeitet und sich dadurch große Verdienste um die deutsche Auslands-Forschung erworben.
Wie Biersack als Kartograph im Beruf Vorbildliches geleistet hat, so war er auch als Mensch bei allen, die ihn kannten, wegen seines geraden und einfachen Wesens, dessen Grundlage tiefer Ernst und Innerlichkeit war, hochgeachtet und beliebt. Seit 1932 war er verheiratet, drei Kinder sind seiner glücklichen Ehe entsprossen. Ihnen, die ihren vortrefflichen Familienvater verloren haben, wendet sich unsere besondere Anteilnahme zu. Biersacks Name wird fortleben in den Karten, die er geschaffen hat, aber auch durch sein Beispiel, das er denen gegeben hat, die nun an seiner Stelle mit gleicher Hingebung für die deutsche Wissenschaft und die Idee des Alpenvereins an dem Werk weiterarbeiten sollen, dessen Fortführung ein allzufrüher Tod ihm nun unmöglich gemacht hat.
Prof. Dr. Richard Finsterwalder.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1937, Seite 99-100

Geboren am:
29.05.1903
Gestorben am:
19.02.1937