Binder Lambert
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Biografie:
geboren in Wiener Neustadt (Östererich)
Flugsicherungsoffizier beim Österr. Bundesheer
Mitglied bei der "Austria Bergsteigerschaft des ÖAV;
Tourenauszug:
Dachl Nordwand
Großer Koppenkarstein - Südostpfeiler
zahlr. Dolomiten und Westalpenfahrten;
Am 19. Juli 1978 am Pik Archimedes (Kaukasus) mit seinem Seilgefährten Helmut Hendl verunglückt.
Nachruf in der Österr. Alpenzeitung Jahrgang 96, 1978
Begraben am Friedhof in Wiener Neustadt;
Quelle: Archiv Proksch (Österr. Alpenklub)
Zwei Österreicher im Kaukasus verunglückt
Am 19. Juli d. J. verunglückten tödlich Lambert Binder (35 Jahre alt) und Helmut Hendl (40) bei der Ersteigung des Pik Archimedes (3950 m) in den nördlichen Ausläufern der Besengi-Gruppe des Kaukasusgebirges. Beide waren Wiener und verheiratet, Binder war Hauptmann des Bundesheeres und auf dem Militärflugplatz Langenlebarn, Hendl in der Metallbranche tätig.
Über den Hergang des Unfalls berichteten russische Bergsteiger, die den Anstieg der beiden Wiener beobachteten:
Binder und Hendl kamen gut voran, hatten den schwierigsten Teil des Anstieges bereits überwunden und stiegen nun gleichzeitig — aber noch durch das Seil verbunden - gipfelwärts weiter. Aus nicht ersichtlicher Ursache kamen sie plötzlich ins Rutschen und stürzten schließich in freiem Fall über einen etwa 60 Meter hohen senkrechten Eisabbruch in die Tiefe. Eine rasch herbeigeholte Rettungsmannschaft konnte nur noch die Leichen der Abgestürzten bergen. Binder wurde eingesargt, Hendl eingeäschert; Sarg und Urne wurden auf dem Luftweg nach Österreich gebracht.
Die Verunglückten waren hochqualifizierte Bergsteiger, die in verschiedenen Berggebieten viele sehr schwierige Bergfahrten durchgeführt hatten und über reiche Erfahrungen verfügten. Beide gehörten dem exklusiven Österreichischen Alpenklub an und waren auch Mitglieder des Österreichischen Alpenvereins, Sektion Austria, deren hochtouristische Gruppe Helmut Hendl leitete.
Quelle: Allgemeine Österr. Bergsteigerzeitung, Oktober 1978
Helmut Hendl und Lambert Binder
sind im Juli am Pik Archimedes im Kaukasus (Besengi) tödlich verunglückt. Die beiden hervorragenden Wiener Alpinisten (beide hatten zahlreiche äußerst schwierige Fahrten in den Ost- und Westalpen unternommen, waren Bergrettungsinstruktoren und Mitglieder des streng hochalpinen ÖAK) waren nach Überwindung der eistechnisch sehr schwierigen Nordwand dieses eher untergeordneten Gipfels im Massiv des Ullu-Kara-Tau aus der einfachen Schlußflanke abgestürzt. Ein Schneestollen unter einem Steigeisen, ein Zacken, der sich in einer Gamasche verfing? Die genaue Ursache wird sich nie mehr ermitteln lassen. - Dieser tragische Unfall macht wieder einmal das Risiko des gleichzeitigen Gehens am Seil deutlich sowie auch die gewaltige subjektive Gefahr der verminderten Konzentration nach der Bewältigung großer Schwierigkeiten im »leichten Gelände«, die schon manchem Klassebergsteiger zum Verhängnis wurde.
Quelle: Der Bergsteiger 1978, Heft 12, Seite 722
Lambert Binder
* 21. Mai 1942 — 19. Juli 1978
Ein prachtvoller Sommertag war Zeuge eines militärischen Begräbnisses am Wr.-Neustädter Friedhof, das exakt und feierlich verlief und tiefen Eindruck hinterließ. Gedämpfte Trauermusik, Ehrenkompanie, viele Offiziere, und schließlich überflogen Militärhubschrauber das noch offene Grab, das eben einen blumengeschmückten Sarg aufgenommen hatte. Vielleicht hätte uns diese eindrucksvolle Schau als solche noch mehr beeindruckt, vielleicht hätten wir all das noch aufmerksamer verfolgt - hätte diese Ehrung nicht unserem Kameraden Hauptmann Lambert Binder gegolten. Wäre nicht auch Kamerad Norbert Stärker am Rande der geöffneten Erde gestanden, um für uns, um im Namen aller Kameraden der „Austria-Bergsteigerschaft", des Bergrettungsdienstes und des Österreichischen Alpenklubs Abschied zu nehmen. Und wäre es uns nicht klar gewesen, was wir und seine nächsten Angehörigen an Lambert Binder verloren, seit jenem Tag, da wir die schreckliche Nachricht erhielten, dass er mit seinem Seilgefährten Helmut Hendl am 19. Juli im Kaukasus tödlich verunglückt sei.
Den Höhepunkt ihrer Kaukasusfahrt bildete die Ersteigung des 5198 m hohen Dych Tau über die 1800 m hohe Südwand, eine schwierige Unternehmung mit drei Biwaknächten, und wenige Tage später sollte eine vergleichsweise leichtere Ersteigung des Pik Archimedes (4100 m) den Abschluß bilden. In der Nordwestflanke des Berges, bereits im leichteren Gelände im Aufstieg begriffen, kam es zum Absturz aus unbekannten Gründen.
Lambert Binder, 36 Jahre alt, Flugsicherungsoffizier, hatte eigentlich relativ spät mit der Bergsteigerei begonnen. Erst 1972 wurde er Mitglied der Sektion Austria des OAV, besuchte Kletterkurse und wurde 1975 in die „Austria-Bergsteigerschaft" aufgenommen. Ab 1973 besuchte er eine Reihe von Alpinkursen im Rahmen des Bundesheeres, wurde 1975 zum Flugretter und schließlich 1977 zum Heeresbergführer ernannt. Auch beim Bergrettungsdienst war er mit Eifer dabei und wollte sich um einen Erfahrungsaustausch zwischen Heer und Österr. Bergrettungsdienst bemühen.
Jedes Wochenende und gelegentlich der verschiedenen Kurse immer tatendurstig in den Bergen unterwegs, stieg seine Leistungskurve rasch und steil an, wurden seine Tourenberichte immer umfangreicher und findet man darin eine Unzahl bedeutender Bergfahrten mit gutem Klang. Touren in den verschiedensten Gebieten der Ost- und Westalpen, sie alle zu nennen, hieße den gegebenen Rahmen verlassen. Nur ganz flüchtig in den Berichten blätternd ragen da immer wieder „Rosinen" heraus, wie etwa: Peternschartenkopf N-Wand, Dachl N-Wand, Hoher Dachstein S-Wand Steinerweg, Hochkesselkopf SW-Verschneidung, Gr. Bischofsmütze S-Verschneidung und SW-Kante Koppenkarstein SO-Pfeiler, Fleischbank O-Wand, Gr. Laserzwand W-Kante Schinderriß, Roter Turm S-Rampe, Rosengartenspitze O-Wand, Pala di San Martino Gran Pilaster, Guglia di Brenta, Crozzon N-Kante, Salbitschijen S-Grat, r. Wiesbachhorn NW-Wand, Zsigmondyspitze SSO-rat, Montblanc Brenvaflanke Moore-Route, Aig. du Midi S-Wand Rebuffat-Route usw., usw. Natürlich immer wieder eingestreut die schwierigsten Steige in den Wiener Hausbergen. Auch großzügige Schihochtouren in den Ost- und Westalpen fehlen nicht.
1977 wurde er auf sein Ansuchen in den Österr. Alpenklub aufgenommen, für den er ebenfalls großes Interesse zeigte, und hätte sicher auch in diesem Rahmen seinen Mann gestellt. Denn er war in allem gründlich und zielstrebend, seinen Kameraden und Gefährten gegenüber stets hilfsbereit und auf Sicherheit bedacht. Jedoch das Schicksal nahm von all dem keine Notiz und bereitete seinem Streben, ja seinem Leben ein nur allzu frühes Ende.
Ein Freund und Bergkamerad mehr, den wir nun vermissen, ein Klubkamerad, der uns zu großen Hoffnungen und Erwartungen Anlass gab - dem wir aber nur mehr ein gutes und herzliches Gedenken bewahren können.
Seff Prokesch
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1978, Seite 132-133
Geboren am:
21.05.1942
Gestorben am:
19.07.1978