Benk Carl
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Biografie:
»Es gibt heute auch andere Seile ...«
Erinnerungen an Carl Benk
Kürzlich führte ich einen Disput mit aktiven Bergsteigern scharfer Richtung. Es ging um Seile, um Kletterseile, ihre Bruchfestigkeit, ihre Handhabung, um ihren Fangstoß und um einiges mehr. Über diese Dinge hat man vor gut zehn Jahren in Bergsteigerkreisen genau so wenig gesprochen wie vor zwei öder drei Jahren in Skifahrerkreisen über die Kurzhubigkeit oder Stoßfestigkeit der meist unsicheren Sicherheitsbindungen.
Einer dieser aktiven Bergsteiger sagte: „Ja, klar, die Edelrid-Seile sind schon gut, aber es gibt heute auch andere Seile."
Ja, klar, es hat auch vor gut zehn Jahren schon andere Seile gegeben. Aber es gab damals weit und breit nur einen Mann, der sich in geradezu bewundernswerter Weise mit den
Seilsorgen der Bergsteiger auseinandersetzte, abseits geschäftlichen Denkens - die Probleme, die sich Carl Benk gestellt hatte, mußten einfach gelöst werden, von ihm, dessen Herz auch einmal fürs Klettern schlug. Wenn sich Carl Benk einmal zu einem Gespräch angemeldet hatte, brauchte man nicht nach dem Grund des Gesprächs zu fragen, es ging immer um Seile. Carl Benk, geboren am 20. Oktober 1909, war es, der als Chef von Edelmann & Ridder (Edelrid) das erste deutsche Kernmantel-Bergseil aus Perlon entwickelte. Carl Benk war es, der die Gründung der UlAA-Seilkommission vorantrieb, um zu internationalen Prüfnormen zu kommen, die heute schon eine Selbstverständlichkeit sind. Nicht nur die Prüfnormen, auch die dadurch gewährleistete Sicherheit.
„Ein achtzig oder hundert Meter langes Seil sollte es geben, dessen eine Hälfte weiß, die andere rot ist, das wäre ideal für extreme Klettereien", sagte ich vor gut zehn Jahren zu Carl Benk.
„Ihr Kletterer spinnt so schön langsam mit euren Wünschen", sagte Carl Benk in seinem rauhschaligen Allgäuerisch, „aber das gilt nicht, das ist technisch nicht zu machen". „Lächerlich", provozierte ich, „das ist für Sie doch kein Problem!"
Er schaute mich kritisch von der Seite an, dachte nach, ging ... einige Wochen später hatte ich das erste bicolor-Seil in der Hand, heute sieht man diese zweifarbigen Kletterseile in aller Welt; sie und sein übriges Lebenswerk haben Carl Benk überlebt (gestorben am 19. Oktober 1967). Das Leben verdienter Männer aus der Industrie wird in der Regel nur in Industrie-Blättern gewürdigt. Aber das Leben Carl Benks muß auch in Bergsteigerblättern gewürdigt werden, weil wir nicht vergessen sollten, was der Mann aus Isny alles für die Sicherheit der Bergsteiger beigetragen hat. Ein Trost, eine Beruhigung, daß Carl Benks Lebenswerk von seiner mutigen Frau, seinen bergbegeisterten Söhnen Claus und Axel fort
gesetzt wird.
Toni Hiebeler
Quelle: Alpinismus Jahrgang 8, 1970, Heft 3, Seite 60
Geboren am:
20.10.1909
Gestorben am:
19.10.1967