Berthold Erich
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Biografie:
geboren in Chemnitz (Deutschland)
gestorben in Gersthofen (Deutschland)
Erich Berthold
geb. 19.6.1900 zu Chemnitz, als Sohn des Fabrikanten Richard Berthold, gest. 30.1.1960 zu Gersthofen, als Betriebsleiter des Wachswerkes
Er erschien an einem Vereinsabend im Sommer 1921 zum ersten Mal im AAVM, nicht als fertiger Bergsteiger; aber fertiger in seinem Wesen als viele. Ob er schon mit dem festen Entschluß kam, dem Verein beizutreten, muß heute offen bleiben. Es wäre seiner Art gemäß gewesen, denn er wußte, was er wollte. Und es ist auch wahrscheinlich, er kam nämlich aus dem chemischen Laboratorium, wo damals Günther Möhling und Jules Brenner, zwei sehr verschiedene, aber beide mit einer genialischen Vitalität ausgezeichnete Mitglieder des AAVM wirkten. Das mag Erich Berthold angezogen haben. So saß er denn mit seinen kritischen Äuglein, die eine überlegene innere Fröhlichkeit bisweilen aufblitzen ließ, in unserem Kreis, zu dem er sehr rasch ganz gehörte.
Es war nicht unsere erste gemeinsame Fahrt, als wir die Höfats über-schritten. Die Besteigung der vier Gipfel war uns Dreien — Jules Brenner war auch dabei — nicht das allein Wesentliche, sie war selbstverständlich. Die Anfahrt mit dem Rad; die Heuhütte am Fuß des Westgrates, in der wir drei Tage, hoch über den Allgäuer Bergen und Tälern, lebten; die Matten und Blumen waren das, was wir am tiefsten in uns aufnahmen.
Noch eine Fahrt ist mir besonders in Erinnerung geblieben: Wir wollten mit Skiern auf dem Montblanc. Der Club Alpin Francais hatte uns die Benützung der Requinhütte kostenlos (Inflationszeit in Deutschland) gestattet. Mit Sechstage-Rucksäcken und einem Viertelzentner Holzscheiter darauf kamen wir lange nach Mitternacht in der Hütte an, aber es schneite tagelang ohne Unterlaß. Den Dritten, einen Bekannten Erichs aus dem chemischen Laboratorium, packte allmählich der Hüttenkoller und wir mußten ihn am dritten Tag über den Gletscher hinunter geleiten nach Montenvert. Wir beide gaben nicht auf, wir wühlten noch zwei Tage im Schnee und erreichten das Plateau — mehr nicht. — Trotzdem gehörte diese Fahrt zu unseren lieben, gemeinsamen Erinnerungen.
Erich Berthold erfreute sich von ganzem Herzen des Weges in den Bergen, ohne das Ziel zu vergessen. Ebensowenig verlor er es im Leben. Er beendete sein Studium planmäßig und ging in seinen Beruf; man sah ihn seltener in München. Er war bei der Badischen Anilin- und Soda-Fabrik in Ludwigshafen angestellt und lernte dort auch seine Lebensgefährtin kennen. Zuletzt vor dem Zusammenbruch war er Abteilungsleiter in Gendorf.
Das Jahr 1945 brachte ihm, wie jedem Deutschen, auch viel persönliches Leid. Erst beim Stiftungsfest vor vier Jahren kam er zur großen Freude seiner alten Freunde wieder, nun war er Betriebsführer des Wachswerkes in Gersthofen. Er hat mit seiner Gattin von dort aus viele Bergfahrten
unternommen, ins Wallis, in den Ortler, in die Dolomiten, in die Brenta, vor allem liebten beide die Dreitorspitze. Acht Tage vor seinem Tod waren sie noch zum Skilaufen in den Bergen. Er wußte nichts von der chronischen Krankheit, die in ihm steckte; als er drei Tage vor seinem Tod mitten aus der Arbeit das Werk verließ, erklärte er es mit einem Unwohlsein.
Dann kam der Tod. „Er ging in des Lebens höchster Fülle", schreibt seine Frau für seine Freunde vom AAVM. „Lächelnd, wach und voll Freude auf den nächsten Tag."
Für uns kam die Nachricht völlig überraschend. Einige seiner alten Bergkameraden und die Vorstandschaft des AAVM standen an seinem Grab. Vorgesetzte, Kollegen und Untergebene zeichneten ein Bild von dem Verstorbenen, bei dem neben der großen beruflichen Tüchtigkeit die hohen menschlichen Qualitäten Erichs in den kräftigsten Farben leuchteten.
P. B.
Quelle: Jahresbericht des Akademischen Alpenvereins München 1959/60, Seite 4-5
Geboren am:
19.06.1900
Gestorben am:
30.01.1960