Brandstätter Leonhard
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Biografie:
Dr. Brandstätter und die Alpenvereinskartographie
Am 6.11.1981 feiert der Hochgebirgstopograph und -kartograph Dipl.-Ing. Dr. techn. Leonhard Brandstätter seinen 75. Geburtstag. Dies soll zum Anlaß genommen werden, auf die Verdienste dieses Mannes um die Alpenvereinskartographie hinzuweisen und seine Leistungen kurz zu würdigen.
Dr. Brandstätter, ein gebürtiger Kärntener, bringt für den Beruf des Hochgebirgskartographen ideale Voraussetzungen mit. Zu einer großen Begeisterung für das Hochgebirge kommt die Ausbildung als Diplomingenieur des Vermessungswesens sowie die Lehre als Kartolithograph bei der Firma Freytag und Berndt in Wien. So kann er von den Vermessungsarbeiten im Gelände bis zur Umsetzung des Meßergebnisses in die Karte alle Arbeitsabschnitte selbst ausführen, was der Qualität seiner Werke besonders zugute kommt.
Die erste Tätigkeit in der Alpenvereinskartographie war die Bearbeitung der Karte des Hochschwabgebiets 1 : 25 000, die 1952 als Beilage zum Alpenvereinsbuch erschien. Die dort angewandte Geländezeichnung ist noch stark geprägt vom Stil der Dreifarbenkarte, basierend auf nichtphotogrammetrischen Aufnahmen und einer Wiedergabe der Feldgebiete durch freie Schraffierung. Ziel von Brandstätters Geländedarstellung ist es immer gewesen, das Meßergebnis aus exakten photogrammetrischen Aufnahmen ohne Genauigkeitsverlust in die, Karte umzusetzen, was eine weitgehende Erhaltung der Höhenlinien im Kartenbild bedeutet. Leider konnte er- seine Ideen zunächst nicht für die Alpenvereinskartographie nutzbar machen, da die Stellen für den Alpenvereinstopographen und den -kartographen auf längere Zeit besetzt waren und er deshalb eine freiberufliche Tätigkeit als Ingenieurkonsulent ausübte, die ihm nur wenig Zeit für kartographische Arbeiten ließ. Trotzdem versuchte er sich auch weiterhin in der Hochgebirgstopographie und brachte bemerkenswerte Karten wie etwa die Expeditionskarte „Hochsemien 1:50 000" (Äthiopien) sowie mehrere Kartenproben heraus.
Erst im Jahre 1967, als der Deutsche Alpenverein eine eigene kartographische Abteilung bildete, war es möglich, Herrn Dr. Brandstätter als freien Mitarbeiter zu gewinnen und ihn mit der Bearbeitung der Karte „Steinernes Meer 1 : 25 000" zu beauftragen. Sie ist als Beilage zum Jahrbuch 1969 anläßlich des hundertjährigen Jubiläums des Deutschen Alpenvereins erschienen. Mit dieser Karte hat Brandstätter einen Meilenstein in der Entwicklung der Alpenvereinskartographie gesetzt. Es ist ihm gelungen, das schwer darstellbare Karstgebiet unter Dominanz der Höhenlinien mit einer Exaktheit wiederzugeben, die bisher unerreichbar war. Dank der genauen Wiedergabe der Vegetation in all ihren Abstufungen und Übergängen bietet die Karte ein Höchstmaß an Zuverlässigkeit bei der Orientierung im Gelände. Wer eine derartige Karte vororts benutzt hat, wird ihre Qualität zu schätzen wissen. Als Fortsetzung seiner Arbeiten brachte Brandstätter 1971 die Karte des Hagengebirges und des Hochkönigs heraus, die in der Darstellung noch ausgeglichener ist als das Blatt Steinernes Meer und einen Höhepunkt des kartographischen Schaffens Brandstätters bildet. Einen weiteren interessanten und gelungenen Versuch stellt die 1976 dem Alpenvereinsjahrbuch beigelegte Karte des Gosaukammes dar. Hier hat Brandstätter im großen Maßstab 1 : 10 000 ein äußerst differenziertes steiles Felsgebiet mit größter Präzision und Anschaulichkeit wiedergegeben. Sein letztes kartographisches Werk für den Alpenverein ist die Karte des Ankogels und der Hochalmspitzgruppe 1 : 25 000 (Jahrbuch 1979). Hierbei hat Brandstätter gezeigt, daß seine Darstellungsmethode nicht nur im Kalkfels sondern auch im Bereich des Urgesteins anwendbar ist.
Mit seinen Karten hat Brandstätter einen neuen Weg in der Hochgebirgsdarstellung aufgezeigt, der zwar äußerst mühsam zu begehen ist, aber zu ausgezeichneten Ergebnissen führt. Bisher konnte nur ein Brandstätter diesen Weg erfolgreich beschreiten, seine Nachfolger werden es dabei schwer haben. Eine gewisse Erleichterung kann es für sie sein, daß Brandstätter die von ihm entwickelten Ideen der Hochgebirgsdarstellung nunmehr auch in Form eines Lehrbuches herausbringen wird, das in Fachkreisen sicher ein großes Interesse finden dürfte. Der Deutsche Alpenverein wünscht dem Jubilar weiterhin Gesundheit und Schaffenskraft, daß ihm auch dieses Werk noch gelingen möge. Gleichzeitig dankt er ihm für die in der Alpenvereinskartographie in so reichem Maß geleistete erfolgreiche Arbeit.
R. Finsterwalder
Quelle: Mitteilungen des DAV 1981, Seite 362-363
Quelle: Mitteilungen des DAV 1986, Seite
Geboren am:
06.11.1906