Pichler Adolf
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Biografie:
geboren in Erl (Österreich)
gestorben in Innsbruck (Österreich)
Adolf Pichler (+)
Einer der gefeiertsten Söhne Tirols, der greise Gelehrte und Dichter Prof. Dr. Adolf Pichler v. Rautenkron, ist am 15. November um 3 U. 30 morgens zu Innsbruck sanft und schmerzlos verschieden. Pichler wurde am 4. September 1819 im tirolischen Dorfe Erl an der bayrischen Grenze geboren, besuchte zu Innsbruck das Gymnasium, betrieb dann zuerst Rechtswissenschaft, wendete sich jedoch schliesslich an der Wiener Universität den Naturwissenschaften zu und erwarb sich dort das Doctorat der Medicin. Seine geognostische Untersuchung Tirols und eine Reihe hiebei erzielter schöner Erfolge trugen ihm im Jahre 1867 die Professur für Mineralogie und Geologie an der Universität zu Innsbruck ein, in welcher Eigenschaft Pichler bis zum Jahre 1891 thätig war. Pichler war „so recht zum Alpengeologen geschaffen: mit einem Körper, der allen Mühen und Gefahren gewachsen war, verband sich ein scharfblickender, kritischer Geist und ein für die Schönheit der Natur und die Eigenart des Volkes empfängliches Herz".*
Pichler's Bedeutung für die Geologie Tirols kann nur der richtig schätzen, welcher sich eine Vorstellung von dem Zustande unserer geologischen Kenntniss der Alpen zu Beginn von Pichler's Thätigkeit machen kann, und von jener Stufe, zu welcher dieser Forscher zum Schlüsse gelangt war. Seine Errungenschaften einzeln zu würdigen ist Sache der Fachschriften; hier sei noch erwähnt, dass Pichler nicht weniger als 53 kleinere und grössere Abhandlungen über die Geologie der Tiroler Alpen verfasst hat. Seine Schriften zeichnen sich im darstellenden Theile durch grosse Klarheit, in ihrem kritischen durch eine gewisse sarkastische Schärfe aus. Ob Pichler jemals Bergsteiger aus Lust an der Thätigkeit des Bergsteigens war, ist nicht bekannt. Es ist aber nicht wahrscheinlich, denn wie Genossen seiner Wanderungen berichten, war Pichler kein besonderer Freund der heutigen Touristen. Dem einfachen Manne, der nur im einfachsten Rocke, dessen grosse Taschen blos den Geologenhammer, ein Tragnetz für die zu sammelnden Handstücke und ein Stück Brot bargen, auszog, waren die Fremden eher Störer der so sehr geschätzten Bergeinsamkeit. Wie als Gelehrter war Pichler auch als Dichter bedeutend, ja seinem Herzen lag vielleicht die Poesie näher als die Geologie. Literarisch trat er zum ersten Male mit einer selbstständigen Gedichtsammlung im Jahre 1849 hervor. Seine lyrischen Gedichte, in denen namentlich die Naturliebe und das Naturverständniss des Dichters zum formvollendeten Ausdrucke gelangten, schufen ihm bald einen Kreis begeisterter Freunde und Bewunderer, der sich noch bedeutend vergrösserte, als Pichler's erzählende Dichtungen unter dem Titel „Marksteine" in der Öffentlichkeit erschienen. Die originellen Gestalten, die Pichler geformt hat, wurzeln im Tiroler Boden und athmen Lebenswahrheit und Realismus in des Wortes schönster Bedeutung. Was Pichler für das Deutschthum in Tirol war, kam gelegentlich seines 80. Geburtstages zu schönem Ausdruck, und noch sind jene begeisterten Ehrungen in frischer Erinnerung, die dem damals noch so rüstigen Greise dargebracht wurden. Nun ruht er im Schoße der Tiroler Bergwelt, welcher all' sein wissenschaftliches und dichterisches Wirken gewidmet war.
* J. Blaas, Innsbrucker Nachrichten 1899, Nr. 151.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1900, Seite 265 -266
Geboren am:
04.09.1819
Gestorben am:
15.11.1900