Hartinger Anton
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Biografie:
(+) Anton Hartinger.
Vor wenigen Tagen wurde in Wien ein Künstler zu Grabe getragen, der ein Werk schuf, das ihm und dem D. u. Oe. Alpenverein stets zur Ehre gereichen wird. Dieses Werk ist die von dem D. u. Oe. Alpenverein herausgegebene „Alpenflora", zu welcher der jüngst verstorbene Blumen- und Früchtenmaler Anton Hartinger die prächtigen und in ihrer Naturwahrheit unerreichten Originale gemalt hat und damit eine Schöpfung fertigstellte, welche sich bis heute neben allen Concurrenzwerken erfolgreich behaupten konnte. Die „Alpenflora" kann als das letzte bedeutende Werk dieses Malers betrachtet werden, der während seiner langen Künstlerlaufbahn eine grosse Reihe wertvoller Illustrationen, Studien und Gemälde geschaffen hat. Anton Hartinger, am 16. Juni 1806 zu Wien geboren,
erhielt als Schüler der Wiener Kunstakademie 1825 den Gundelschen und 1829 den grössten Jäger'schen Preis. 1836 wurde Hartinger als Corrector der Blumen- und Früchtenschule an die Akademie der bildenden Künste berufen, 1843 zum Kunstmitgliede derselben ernannt und 1851, als infolge der Reformen an der Akademie der bildenden Künste die Blumenschule aufgehoben wurde, in den zeitlichen Ruhestand versetzt. Die grosse Zahl seiner Werke anzuführen, ist hier nicht der Ort, doch muss noch eine seiner hervorragendsten Schöpfungen: Paradisus Vindobonensis genannt werden, welches epochemachende botanische Werk dem Künstler die grosse goldene Medaille für Kunst und Wissenschaft eintrug. Ausser diesem hat Hartinger aber nicht nur noch viele andere botanische Werke von Kunstwert und wissenschaftlicher Bedeutung illustriert, welche noch heute zu Unterrichtszwecken vielfach verwendet werden, z. B. „Giftpflanzen Deutschlands" oder „Giftige Schwämme Deutschlands" etc., sondern. von seiner Hand stammt auch eine Reihe interessanter Studien, deren grösster Teil in den Besitz Sr. Majestät des Kaisers Franz Joseph I. übergegangen ist, und eine schöne Auswahl ausgezeichneter Ölbilder, welche durch gediegene künstlerische Durchbildung und seltene Naturtreue ausgezeichnet sind. Wir betrauern in Hartinger einen gewissenhaften, begabten und für seine Kunst begeisterten Maler. Seine Kunstschöpfungen sind vielleicht nicht ganz im Geschmacke der Gegenwart, welche geschicktes und packendes Arrangement über Alles schätzt, allein sie sind die treuesten Bilder der Natur aus der Blumen-, Früchten- und Tierwelt. Seinen Studien und Bildern kommt auch ein hoher wissenschaftlicher Werth zu, eine Tatsache, welche dem Künstler frühzeitig die Sympathie und Verehrung der wissenschaftlichen Welt erwarb. Hartinger war, kurz gesagt, ein Blumen- und Früchtenporträtist ersten Ranges, dessen Schöpfungen auch neben den vielbewunderten Werken der niederländischen Kunst ihren Rang behaupten werden. Ehre seinem Angedenken!
C. Böss.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1890, Seite 58-59
Geboren am:
16.06.1806