Calame Alexander

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Biografie:
geboren in Vevey (Schweiz)
gestorben in Menton (Frankreich)

Quelle: Deutsche Alpenzeitung 1910/11, Seite 113 ff

Der Eroberer der Alpenmalerei
Zum 150. Geburtstag von Alexander Calames, 1810 — 1864
Nach neuzeitlichen Gesichtspunkten wäre es wohl völlig danebengehauen, die bedeutenden Arbeiten Alexander Calames als richtungweisend für die heutige Alpenmalerei zu bezeichnen.
Wohl begegnen wir in Alexander Calame dem ersten Maler, der von Anfang an sich der alpinen Malerei widmete, denn er war in seiner Zeit eine „neue Erscheinung", die eine völlig unzeitgemäße Richtung beschritt.
Wer aber spricht heute noch von dem Genfer Alexander Calame, der sich nicht zuletzt auch verdient gemacht hatte, für seine Schweizer Heimat zu werben? Besonders in Deutschland waren ihm große Erfolge beschieden; seine Bildwerke weckten in vielen die Sehnsucht nach dem wilden Bergland, denn Calames Darstellungen hinterließen einen tiefen Eindruck.
Es liegt eine gewisse Tragik über dem kurzen Leben von Alexander Calame, der am 28. Mai 1810 in Vevey als Baumeisterssohn geboren wurde und schon als Kind von schwächlicher Gestalt war. Die Chronisten hielten von jenem Jahr fest, daß der große Streiter Napoleon sich Marie-Luise von Österreich zur zweiten Frau machte; daß sich der österreichische Erzherzog Johann wagte, das Dachstein-Plateau zu überschreiten und schließlich, daß die Straße über den 1930 m hohen Mont Cenis eröffnet worden war. Als Alexander Calame im zwölften Le-bensjahr stand, verlor er, ohnehin schwächlich, ein Auge. Vier Jahre später, 1826, hatte er den Tod des Vaters zu beklagen. Dadurch muße er sich so früh schon zu behaupten wissen im Leben, denn es oblag ihm ja auch die Er-haltung der Mutter. Klingende Münze mußte erworben werden, so daß Calames damalige Arbeit nicht gerade mit überwältigender Malkunst in Zusammenhang gebracht werden kann: er kolorierte jene berühmten Schweizer Veduten, die zu Tausenden Verbreitung fanden. Aber schon darin zeichnete sich Alexander Calames künstlerischer Sinn aus, denn seine Blätter erfreuten sich eines besonderen koloristischen Effektes. Endlich war er mit 19 Jahren, 1829, wirtschaftlich so weit, daß er eine richtige Berufslaufbahn beginnen konnte: im Bankhaus Diodaty umgaben ihn eine ausgeglichene Atmosphäre und verständnisvolle Menschen. Aber ganz glücklich konnte er dennoch nicht werden, denn der Drang nach Farbe, nach schöpferi-scher Arbeit und nach der Bergwelt war stärker denn je in ihm. Selbst dem bescheidenen Kolorieren der Veduten konnte er sich nicht mehr widmen, und das mochte ihn fast schmerzlich bewegt haben. Sein Chef aber, der von dem jungen Talent wußte, konnte bald er-kennen, daß Calame nicht geboren war für den Weg eines braven Bankangestellten. Er schloß ihm das Tor in eine schönere, fast noch unentdeckte Welt auf, indem er Alexander Calame im Hause des großen Francois Diday in Genf unterbrachte.
Und es dauerte nicht lange, mußte Diday, der kein Freund war von Traditionen, über Calame bekennen: „Wenn der nicht reüssiert, reüssiert niemand." Keine andere Beurteilung hätte Calame mehr Mut schenken können, sah er in Diday doch den großen Beginner, auch wenn er schon damals erkannt hatte, daß sein Meister von einer schweren Pinselführung und von einer trockenen, fast monotonen Art der Malerei befangen war.
Calame aber, der in seinem beginnenden Schaffen aufzugehen begann, war gelenkt von einem freien Geist, von einer wunderbaren Großzügigkeit, die ihn von allen unwichtigen Details fern-hielten.
Es war kein Zufall, daß sich Calame mit den Werken Jean-Jacques Rousseau aus-einandersetzte, kam in seinen Studien doch die gleiche Leidenschaftlichkeit zum Ausdruck wie in Rousseaus Schilderungen der Schweizer Alpen- und Seelandschaft.
Trotzdem sich Calame bereits Pinsel, Farben und Leinwand zu eigen machen konnte, begnügte er sich vorerst noch mit Studien, die ihm aber Fundament waren für das große malerische Entdecken der Hochgebirgswelt.
Im Jahre 1835 unternahm Calame seine erste Bergreise, die ihn ins Berner Oberland führte. Eigentlich wäre es für ihn näher und weniger kostspielig gewesen, das Reich des Montblanc aufzusuchen. Offenbar hat das berühmte Eiger-Gemälde (1825) von Maximilien de Meuron (1785-1868) in Calame einen tieferen Eindruck hinterlassen wie etwa das Montblanc-Porträt (1802) von Louis de la Rive (1753-1814). Und in der Tat: würden wir Heutigen vor beiden Gemälden stehen und bekämen wir die Frage gestellt, welcher Berg (welches Bild) uns mehr beeindrucke, könnte sich Meurons „Eiger" wohl über die größere Schar von Anhängern erfreuen. Calames erster Ausflug in die einsame Gebirgslandschaft war gleich von großem Erfolg gekrönt, obgleich in diesen Bildwerken noch manches Klassische zu entdecken ist.
Das Berner Museum kaufte sein Bild „Handeck" als „Vorbild für junge Landschafter", was als erste Bestätigung des großen Könnens zu bezeichnen ist.
Calame hatte seinen Meister Diday übertroffen — den großen Diday!
Quelle: Der Bergkamerad 1960, 21. Jahrgang, Heft 22 19. August , Seite 732-733


Geboren am:
28.05.1810
Gestorben am:
17.03.1864