Böhm Karl

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Biografie:
Karl Böhm
5. September 1880 — (+) 17. Dezember 1975
Am 17. Dezember vorigen Jahres ist das älteste Mitglied unseres Klubs, mein lieber Freund, Karl Böhm, in die Ewigkeit gegangen. Er wurde 95 Jahre alt und war bis einige Wochen vor seinem Ableben in guter körperlicher und geistiger Verfassung. Mit ihm verlor der Klub ein treues Mitglied, und ging ein Mann der alten Schule, der überall beliebt war und sich bester Hochachtung erfreute, aus dem Leben.
Böhm war Sudetendeutscher und stammte aus der Gegend um Iglau, wo sein Vater Gutsverwalter war. Er wollte Jurist werden und mußte aber sein Studium wegen des frühzeitigen Todes seines Vaters aufgeben. Er ging nach Wien in die Praxis eines Rechtsanwalts, und es gelang ihm, nach entsprechender Lehrzeit in der Rechtsabteilung der Firma Böhler unterzukommen. Dort war es ihm möglich, durch Fleiß und Ausdauer sowie solides Können, sich eine Position auf- und auszubauen, die er bis zu seiner Pensionierung inne hatte. Er war eine bekannte und hochgeachtete Persönlichkeit.
Schon in jungen Jahren bekam der Flachländer durch Kollegen Kontakt mit den Wiener Hausbergen Rax und Schneeberg, und war damit in seiner Liebe zur Natur der Bergsteigerei verfallen, der er ein Leben lang treu geblieben ist. Extreme Touren sind nicht zu vermelden, sie standen nicht in seinem Programm, aber er hat alle namhaften Gipfel der Ostalpen bestiegen, teils allein, teils mit Kameraden. Nördliche Kalkalpen, Hohe Tauern, Karawanken und Dolomiten waren seine jährlichen Urlaubsziele. Jahrelang war er Stammgast im Gesäusesportzug und fehlte selten in der donnerstäglichen Klubrunde am „langen Tisch", deren vorletztes Mitglied mit ihm nun aus der Welt geschieden ist. Er war sein Leben lang mit bester Gesundheit begnadet und hat sich durch Bergsteigerei, Schilaufen, Turnen und Schwimmen in guter Kondition gehalten. Sein kalendarisches Alter sah man ihm in keiner Phase seines Lebens an. Bis zum Ende hatte er volles Haar, von nur wenigen weißen Fäden durchzogen. Er war überall beliebt und mit seinem Frohsinn unter seinem Spitznamen „Böhmsgodl" bestens bekannt. Er trachtete, den Ablauf seines Lebens auf die Sonnenseite zu verlegen, was ihm auch gelang. Bemerkenswert war die Art, wie er mit der unguten Entwicklung und den bösen Auswüchsen der letzten Jahre fertig wurde. Er stammte doch noch in seiner Jugend aus dem vorigen Jahrhundert, und es ist sicherlich nicht leicht für einen empfindsamen Menschen mit einem unbeugsamen Rechtsgefühl, die rasante Entwicklung und Umformung der Gesellschaft zu verkraften. Dabei ist ihm die Erinnerung an das Klubleben mit seinen Kameraden sicherlich eine Hilfe gewesen. Er hat sich in die Vergangenheit zurückgezogen und in der schönen Natur einen Ausgleich gefunden. Ich verliere in ihm einen treuen Freund, dem ich allezeit ein ehrendes Angedenken bewahren werde.
Max Helm
Quelle: Österreichische Alpenzeitung Jahrgang 94, 1976, Seite 70-71


Geboren am:
05.09.1880
Gestorben am:
17.12.1975