Hassinger Hugo Dr.

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Biografie:
In Memoriam Universitätsprofessor Dr. Hugo Hassinger
Am 13. März starb an den Folgen eines tragischen Verkehrsunfalls einer unserer hervorragendsten österreichischen Geographen und zugleich goldenen Jubilare des österreichischen Alpenvereins, univ. Prof. Dr. Hugo Hassinger. Durch seinen Tod verliert der Alpenverein nicht nur ein langjähriges, treues und bis zum letzten Lebensjahr aktives Mitglied, sondern auch einen eifrigen Förderer des Alpinismus und des Alpenvereinsgedankens.
Als Sohn einer Beamtenfamilie 1877 in Wien geboren, besuchte er in seiner Heimatstadt das Gymnasium und studierte später an der Philosophischen Fakultät der Universität Wien Geographie, Geologie und Geschichte. Seine Dissertation „Geomorphologische Studien aus dem inneralpinen Wiener Becken und seinem Randgebirge“ wurde eine grundlegende Arbeit für spätere Forschungen in diesem Raum. Nachmehrjähriger Tätigkeit als Mittelschullehrer habilitierte sich Hassinger mit seiner Arbeit über die mährische Pforte in Geographie und erhielt zu Ende des ersten Weltkrieges eine Berufung als ao. Professor an die Universität Basel, wo er 1920 zum ordentlichen Professor ernannt wurde und nach neunjährigem, sehr erfolgreichem Wirken einem Rufe nach Freiburg i. Br. Folge leistete. 1931 berief Wien den bereits international anerkannten Gelehrten an das Geographische Institut der Universität seiner Heimatstadt, an dem er als akademischer Lehrer bis 1951 in unverminderter Aktivität wirkte.
Seinem Schaffen entsprangen rund 400 Veröffentlichungen, welche Fragen aus dem gesamten Forschungsgebiet der Geographie, von der Geomorphologie, Eiszeit- und Höhlenforschung angefangen, über die Länderkunde bis zu den verschiedendsten Spezialgebieten der Anthropogeographie, der der Hauptteil seiner Lebensarbeit gewidmet war, behandelten. Aus diesem reichen schaffen müssen besonders die geomorphologischen Studien im Wiener Becken, der Kunsthistorische Atlas von Wien, sowie die zahlreichen länderkundlichen Darstellungen (Vorarlberg, Österreich, Deutsches Reich, Dalmatien, Schweiz, Frankreich, Italien, Burgenland usw.), zu deren bedeutendsten wohl das Handbuch über die Tschechoslowakei (1925) zählt, hervorgehoben werden.in der Frage der Stellung der Geographie zur Geisteswissenschaft brachte 1931 das Werk "Geographische Grundlagen der Geschichte" neue richtungsgebende Gesichtspunkte. Als Fruchte eingehender Studien über die Beziehung zwischen Wirtschaft und Kulturlandschaft reifte neben vielen detailarbeiten der umfassende Beitrag "Anthropogeographie" zu Klutes Handbuch geographischer Wissenschaft (1938).Die Reihe der Veröffentlichungen riß auch in und nach dem Zweiten Weltkrieg nicht ab und als eines der letzten bedeutenden Werke erschien 1950 "Österreichs Anteil an der Erforschung der Erde". Darüber hinaus konnte Prof. Hassinger noch die Herausgabe des Atlas von Niederösterreich sichern, dessen Fertigstellung er selbst aber nicht mehr erleben sollte.
Von besonderer Bedeutung für die Zukunft wurden auch Hassingers Arbeiten auf dem Gebiet der Raumforschung und der Landesplanung, und die Gründung des Notringes wissenschaftlicher Verbände. Zahlreiche Schriften waren dem Naturschutz gewidmet und erst in den letzten Jahren wieder setzte sich Hassinger mit aller Energie in Wort und Schrift für die Erhaltung unersetzlicher Naturdenkmale Österreichs – so des Gesäuses und der Krimmler Wasserfälle - ein.
Dem arbeitsreichen Leben der überragenden Forscherpersönlichkeit blieb die Anerkennung der in- und ausländischen Fachweltnichtversagt. Der Österreichischen Akademie der Wissenschaften in Wien und der Leopoldischen Akademie der Naturforscher zu alle gehörte Hassinger als wirkliches Mitglied, den Akademien in Berlin, Bukarest, ferner der Deutschen Akademie in München und Prag als korrespondierendes Mitglied an. Die Ehrenmktgliedschaft verleihihm der Verein für Landeskunde von Wien und Niederösterreich, die Geographische Gesellschaft in Wien, frankfurt am Main, München, Hamburg, Hannover, Basel, belgrad und Sofia, der Notring der wissenschaftlichenVerbände Österreichs u.a.
Von seinen Schülern wurde Hassinger verehrt und geliebt, seine Mitmenschen sahen in ihm ein Vorbild an Hilfsbereitschaft, Treue und aufrechter Mannesart. In tiefer Trauer beugen wir uns vor dem großen Toten aus unseren Reihen. Sein Leben und Wirken wird uns ein verpflichtendes Vermächtnis sein.
Quelle: Edelweiss Nachrichten 1952, Folge 5, Seite 36

Hugo Hassinger (+)
In Wien verstarb im März an den Folgen eines Unfalles der österreichische Altmeister der Erdkunde, Univ.-Prof. Dr. Hugo Hassinger, dessen Lebenswerk naturgemäß auch in engster Verbindung mit der Alpen- und Gebirgsgeographie stand. Wir werden des hochangesehenen Gelehrten noch besonders gedenken. Siehe S. 198. Die Schriftleitung
Quelle: Berge und Heimat 1952, Heft 05, Seite 195

Zum Gedenken an Univ.-Prof. Dr. Hugo Hassinger
Am 13. März d. J. starb an den Folgen eines Verkehrsunfalles Univ.-Prof. Dr. H. Hassinger im 74. Lebensjahr. Mit ihm verlor die österreichische geographische Wissenschaft einen ihrer hervorragendsten Vertreter. Sein Name hat im ganzen deutschen Sprachgebiet und darüber hinaus in der internationalen wissenschaftlichen Welt den denkbar besten Klang.
1877 in Wien geboren, blieb H. Hassinger immer eng mit seiner Heimat verbunden, auch wenn ihn sein Lebensweg für längere Zeit ins Ausland führte. Bereits seine Dissertation, die er dem Wiener Becken und dessen Randgebirgen widmete, erregte Aufsehen unter den Fachkollegen und gilt heute noch, nach fast einem halben Jahrhundert, als grundlegende Arbeit. Wenige Jahre nach seiner 1914 erfolgten Habilitation an der Universität Wien wurde er als Ordinarius für Geographie nach Basel berufen, 1927 nach Freiburg im Breisgau. 1931 kehrte er in seine Geburtsstadt zurück.
Das wissenschaftliche Lebenswerk H. Hassingers ist nach Breite und Tiefe außerordentlich umfangreich. Zu nahezu allen wichtigen Problemen der Geographie hat er in zahlreichen Aufsätzen und Büchern Stellung genommen und sie erfolgreich weiterentwickelt. Von der Formenkunde ausgehend, lag später das Schwergewicht seiner Forschungen auf dem Gebiete der Anthropo- und Kulturgeographie. Namentlich Mitteleuropa galt sein besonderes Interesse, an dessen Schicksal er lebendigen Anteil nahm und dessen Niedergang ihn zutiefst erschütterte.
H. Hassinger war die seltene Gabe eigen, die Erkenntnisse der Wissenschaft für die Praxis nutzbar zu machen. Diesem Bestreben entsprangen seine Arbeiten über Raumforschung, deren Ergebnisse er in sinnvoller Raumplanung zu verwirklichen suchte. Für das Burgenland und Niederösterreich sind als diesbezüglich namhafteste Grundlagen großmaßstabige Heimatatlanten erschienen bzw. im Erscheinen begriffen. In den letzten Jahren trat H. Hassinger mit der Gründung des ?Notringes der wissenschaftlichen Verbände Österreichs? nochmals vor die breite Öffentlichkeit, einer Organisation, die sich die Förderung der um ihre Existenz kämpfenden Wissenschaft zur Aufgabe gemacht hat.
Als naturverbundener Bergsteiger gehörte H. Hassinger seit Jahrzehnten dem Alpenverein an, für den er sich in Wort und Schrift einsetzte. Als junger Gelehrter erkundete èr als einer der ersten
in wissenschaftlicher Weise eine Höhle in den Voralpen. Auf unzähligen Exkursionen vermittelte er der akademischen Jugend das Erlebnis unserer Bergwelt und regtè sie zu alpengeographischen Studien an, von denen viele im Druck erschienen sind. Nicht zu vergessen ist das Eintreten H. Hassingers für die Erhaltung einmaliger Naturdenkmäler, wie der Krimmler Wasserfälle und des Gesäuses.
Das Andenken an H. Hassinger wird in uns stets lebendig bleiben, denn in ihm vereinigten sich in vorbildlicher Vollkommenheit hohes Menschentum mit einer genialen Forscherpersönlichkeit.
Konrad Wiche.
Quelle: Berge und Heimat 1952, Heft 07, Seite 274


Geboren am:
08.11.1877
Gestorben am:
13.03.1952