Marschall Sepp

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Biografie:
Quelle: DAV Mitteilungen 1958, Seite 166

Sepp Marschall 70 Jahre
Wenn es noch eines Beweises dafür bedürfte, daß Bergsteigen jung erhält, dann ist es die Tatsache, daß Sepp Marschall, dem man vielleicht 50, höchstens aber 60 Jahre zuschreiben möchte, am 31. Oktober 1958 bereits das 70. Lebensjahr vollendet. Marschall ist nicht nur in der Sektion München, deren Geschäftsstelle er seit dem Jahre 1921 fast ununterbrochen leitet, sondern darüber hinaus in weiten Kreisen des Alpenvereins als Bergsteiger und Mensch allgemein bekannt und geschätzt. Schon von Jugend auf hat er im Sommer und Winter die meisten Alpengruppen durchstreift und unzählige Gipfel erstiegen. Vielen, die ihn bei diesen Fahrten kennenlernten oder sich wegen einer Auskunft an ihn wandten, ist er durch seine Hilfsbereitschaft, durch sein liebenswürdiges, humorvolles Wesen zum guten Kameraden oder Freund geworden. Die heiteren Erlebnisse, die er im Kameradenkreis gern zum besten gibt, lassen erkennen, welch wichtigen Platz die Berge und die mit ihnen verbundenen Menschen in seinem Leben immer eingenommen haben. So nimmt es nicht wunder, daß die Arbeit im Dienst der Sektion München für ihn nicht nur ein Beruf, sondern zugleich eine Lebensaufgabe war. Ob es sich um die Organisation von Führungsfahrten, Vortragsabenden, Sektionsfeiern oder anderen Veranstaltungen handelte, immer hat Marschall seine Tatkraft, seine persönlichen Beziehungen und seine reiche Erfahrung vorbehaltlos in den Dienst der Sache gestellt. In der Zeit nach dem Kriege sprach man in der Sektion München bisweilen von dem „Marschall-Plan", nach dem die Angelegenheiten der Sektion aufs beste besorgt würden. Mochte es sich dabei überwiegend auch um ein Wortspiel handeln, in der Sache selbst wäre ein Vergleich mit dem echten „Marshall-Plan" insofern möglich gewesen, als auch in der Geschäftsführung der Sektion München jede Planung stets mit Idealismus ins Werk gesetzt wurde. Die Sektion München und alle, die Sepp Marschall persönlich kennen, wünschen von Herzen, daß ihm die jugendliche Frische seiner 70 Lenze auch weiterhin noch lange erhalten bleiben möge.
Dr. Ho
Quelle: Der Bergkamerad 1958/59, Seite 30

Ein Leben für die Sektion München und den Alpenverein
Zum Tode von Sepp Marschall
Kurz vor Vollendung seines 80. Lebensjahres verstarb am 22.9.1968 ein Mann, der der Sektion München über ein Menschenalter lang ihr Gepräge gegeben hatte: Sepp Marschall. In den 40 Jahren von 1921 bis 1960, in denen er als Geschäftsführer der Sektion tätig war, war er durch sein aktives Wirken Motor und Mittelpunkt des Sektionslebens. Sein Organisationstalent, seine Freundlichkeit und Hilfsbereitschaft und vor allem die Güte seines Humors wirkten über die Grenzen der Sektion hinaus und machten ihn zu einer bekannten Persönlichkeit zumindest in den AV-Sektionen des süddeutschen Raumes.
Marschall trat gegen Ende des Ersten Weltkrieges in die Sektion München ein und organisierte nach Kriegsende die ersten Führungstouren in die bayerischen und österreichischen Alpen, wobei er damals noch fast unbekannte Berggruppen dem grünen und weißen Sport erschloß. Die Skitouren zum Glungezer, in die Wildschönau und in die Sellrainer Berge, die er in den 20er Jahren zum Teil über das Wochenende von München aus führte, waren zu jener Zeit kaum weniger epochemachend, als die heutigen Gemeinschaftsfahrten des DAV zum Himalaya — von der Breitenwirkung hierbei ganz abgesehen. Die Übernahme des Geschäftsführeramtes gab Marschall Gelegenheit, mit der ganzen Hingabe seiner Person dem Alpinismus zu dienen. Die reichen und vielseitigen Erfahrungen, die er sich in der Alpenvereinsarbeit zwischen den beiden Weltkriegen erwarb, kamen der Sektion und dem Gesamtverein in besonderem Maße nach 1945 zugute. Marschall war damals einer der wenigen Männer, welche die Kontinuität des alpinen Gedankens verkörperten und in der Praxis verwerten konnten. Was ihm die Sektion und der Gesamtverein, den er damals wiederholt mit Rat und Tat unterstützte, allein in dieser Periode zu verdanken haben, wird kaum jemals vollständig zu erfassen sein. Sein Wirken in dieser Zeit schlug sich in dem Wortspiel vom „Marschallplan" der Sektion München nieder. Als 1955 die Hauptversammlung des DAV in Cuxhaven zusammentrat, unternahm er es von sich aus, mit seinen Mitarbeitern von der Sektionsgeschäftsstelle einen Sonderzug dorthin zu organisieren: Nicht nur für die Sektion München, sondern für alle bayerischen Sektionen des DAV.
Es ist eine bekannte Erfahrung, daß derjenige in seinem Beruf am meisten leistet, dessen private Interessen mit dem Beruf voll übereinstimmen und der deshalb in seinem Beruf auch persönlich ganz aufgeht. Diese Übereinstimmung von Person und Beruf war bei Sepp Marschall in selten glücklicher Weise vorhanden. Die Arbeit für den Alpenverein war für ihn im wahrsten Sinne des Wortes Lebensaufgabe und -erfüllung. So konnte er ohne Bitternis aus einem erfüllten Leben scheiden. Die Sektion München hat ihm für seine Hingabe durch die Verleihung der Ehrenmitgliedschaft gedankt. Die einzelnen AV-Mitglieder, die ihn persönlich kannten, mögen ihn dadurch ehren, daß sie ihm ein gutes Andenken bewahren.
Dr. Holzapfl
Quelle: DAV Mitteilungen 1968, Heft 6, Seite 268-269


Geboren am:
31.10.1888
Gestorben am:
22.09.1968