Haritzer Genoveva
(
Bearbeiten)
Biografie:
geboren in Döllach (A)
Genoveva Haritzer (+)
Mit Genoveva verblich am 16. Dezember 1940 eine einmalige und seltene Frau, die mit dem Wirken des Alpenvereins im Landschaftsbereich des Großglockners und mit der deutschen Bergsteigerschaft engste Beziehungen verknüpfte, und deren vielsagender Beinamen „Mutter" fast zu einem Begriff im Reiche des Glockners und weit darüber hinaus geworden ist. Geboren am 16. Juni 1858 in Döllach, trat sie schon frühzeitig in jenen Beruf ein, in dem sie später Vorbildliches leistete. Ihr Vater Hermann Schober übernahm als erster Pächter 1876 das Glockner-Haus, das er bis 1885 innehatte. Von da an übernahm die Frau mit ihrem jung angetrauten Gatten Peter Haritzer die Pachtung. In den Jahren 1904 bis 1906 erbaute das arbeitsfreudige Ehepaar das Unterkunftshaus auf der Franz-Josefs-Höhe, Haritzerhaus genannt. Es ist bewundernswert, mit welchem Scharfsinn die Örtlichkeit ausgewählt worden ist, und mit welcher Umsicht und Zähigkeit der. einfache Mann die Schwierigkeiten des Bauens selbst meisterte, die sich hauptsächlich aus der Beschaffenheit des Baugrundes ergaben. Einen Höhepunkt im Leben beider Haritzer bildete die feierliche Eröffnung des Hauses im Jahre 1907, zu der sich nebst einer großen Zahl von Festgästen auch Vertreter der kaiserlichen Kabinettskanzlei, der Landesregierung, der Bezirkshauptmannschaft und des Alpenvereins eingefunden hatten. Den ersten großen Umbau des Franz-Josefs-Hauses begannen die Enkel Haritzers, die Brüder Balthasar und Anton Sauper, im Jahre 1935 — noch war Frau Haritzer Besitzerin — anläßlich der Eröffnung der Großglockner-Hochalpenstraße. Diese Umbauarbeiten erlitten zwar 1937 eine Unterbrechung, werden aber weitergeführt und stehen vor der Vollendung. Daneben werkte und schaffte das Ehepaar unermüdlich auch im Tale weiter bis Peter Haritzer am 20. April 1929 in der Gipperalm, als er sich auf dem Wege zum Franz-Josefs-Haus befand, plötzlich verstarb.
Fast 30 Jahre aber waltete Frau Haritzer als wahrhaft musterhafte Wirtin im Franz-Josefs-Haus. Ihre Umsicht und umfassende Fürsorge war kaum zu übertreffen, noch weniger ihre überaus große Herzensgute, ihr warmes Menschentum, getragen mit fraulicher Würde, wenn es galt, ihren Zeitgenossen zu helfen. Kaum einer verließ ungetröstet oder leer Mutter Haritzers gastliche Schwelle. Dabei war sie in echter und lauterer Bescheidenheit und adeligen Herzens fast ängstlich bestrebt, alle diese Taten im Stillen zu tun. Festverhaftet mit ihrer schönen Heimat, dem obersten Mölltal, aus dem die Pfade in die Glockner-, Schober-, Sonnblick- und Sadnigberge führen, bleibt die Gute aber unlösbar mit den Eisriesen des Glocknergebietes verbunden, zu dessen Aufschließung das Ehepaar Haritzer ihr ehrliches Teil beigetragen hat. Schon darum ist der D. A. V., als Hauptbetreuer des ganzen Glocknergebietes, verpflichtet, das Gedenken an diese beiden wertvollen Menschen für immer in seinen Reihen wachzuhalten!
Adolf Noßberger
Quelle: Mitteilungen des Deutschen Alpenvereins, Deutscher Bergsteigerverband im NS. Reichsbund für Leibesübungen 1940-41, Seite 112-1113
Quelle: Österreichische Alpenzetung 1940, Seite 130 f
Geboren am:
16.06.1858
Gestorben am:
16.12.1940