Müller Carl
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Biografie:
Landesgerichtsrat a. d. Carl Müller - ein Siebziger.
Am 12. Mai feiert der Leiter des Alpinen Museums, Herr Landgerichtsrat a. D. Müller, seinen 70. Geburtstag. Einem Ersuchen des Verwaltungsausschusses Stuttgart folgend, bedeutet es für mich einen freudigen Auftrag, unserem Jubilar zu diesem denkwürdigen Tage die herzlichsten Glückwünsche der Leitung des D. u. O. A.-V. auszusprechen. Der Raumverhältnisse wegen ist es nicht möglich, an dieser Stelle näher auf die Entstehungsgeschichte des Alpinen Museums zurückzukommen. Wer sich als Angehöriger des Alpenvereins dafür interessiert, möge die einschlägigen Aufsätze in den Jahrgängen 1909, 1912 und 1919 unserer „Zeitschrift" nachlesen. Namentlich wird die Kenntnisnahme von diesen Aufsätzen der alpinen Jugend im weitesten Sinne empfohlen. Sie wird daraus ersehen, daß das Museum nicht als eine Selbstverständlichkeit entstanden ist, sondern daß es der hingebenden, langen und gründlichen Arbeit aller Beteiligten bedurft hat, um den Schatz, den wir heute im Museum besitzen, entstehen zu lassen. Als mit Anfang dieses Jahrhunderts die Idee des Alpinismus sich in weiten Kreisen des deutschen Volkes ausbreitete und Wurzel faßte, konnte es der damalige Zentralausschuß wagen, dem ersten wissenschaftlichen Institut, der am 1. Oktober 1902 eröffneten Zentralbibliothek, jetzt Alpenvereinsbücherei, ein zweites wissenschaftliches Institut anzufügen. Von Anfang an legte die Vereinsleitung auf den Charakter des Museums als wissenschaftliche Unternehmung den größten Wert. Unter den Angehörigen des D. u.O;A.-V. gab es Gelehrte jeder Richtung, die in den wissenschaftlichen Disziplinen, welche zu den Alpen Beziehungen besitzen, als erste Autoritäten galten und gelten. Ein hervorragender wissenschaftlicher Generalsiab stand bei der Gründung des Museums Pate und stellte seine wissenschaftlichen Kenntnisse und Erfahrungen selbstlos in den Dienst der Sache. Unter anderen hat auch der derzeitige Herr 1. Vorsitzende damals an den interessantesten Ausstellungsobjekten mitgearbeitet. Von allem Anfang an würde der räumliche Wirkungskreis, auf welchen sich das Museum erstrecken sollte, absichtlich nicht auf das engere Arbeitsgebiet des D. u.O.A.»V. begrenzt, sondern auf die Hochgebirge der Erde überhaupt ausgedehnt, ähnlich wie es später auch in der Satzung des /Alpenvereins für die Zweckbestimmung des Vereins Ausdruck fand. Die Mannigfaltigkeit der Museumsgegenstände hat hiedurch ungeheuer gewonnen, und, glänzende Darstellungen aus fast sämtlichen Kontinenten der Erde zeugen von dem Nutzen jenes Grundsatzes.
Als Mitglied des Zentralausschüsses und anschließenden Verwaltungsausschusses München 1907 bis,1911 führte Carl Müller hingebungsvoll und/begeistert das Referat über die Museumsfrage. Im, Juli 1911 wurde er zum Leiter, des, Museums berufen, am 17. Dezember 1911 konnte das Alpine Museum eröffnet werden. Unser heutiger Jubilar hat damals bei sich selbst einen Berufswechsel vollzogen. Er verließ die heiligen Hallen der Justiz und fand einen ganz neuen, ihm ungemein zusagenden Beruf als Museumsleiter. In diesem Beruf hat er sich immer mehr vervollkommnet. Er ist, den ernsten Grundsätzen für den.Museumsaufbau treu geblieben und würde durch die sch önsten Erfolge belohnt. C. Müller war auch der Erste, der für die Unterbringung des Museums die Isarlust entdeckte, dieses unvergleichlich gelegene und besonders geeignete Objekt, das die, Stadtgemeinde München für alle Zeiten dem Alpenverein für Museumszwecke überließ. Mit unbestritten künstlerischem Geschmack arbeitete Müller an der Ausgestaltung seines Museums, wenn sie auch zunächst durch den ausbrechenden Weltkrieg eine gewisse Hemmung erfuhr. Der Grundsatz aber, daß nur der echten Bergsteiger« ein Denkmal gesetzt werden sollte, blieb erst recht aufrechterhalten und fand seine Vertiefung in dem eingehenden Studium des Museumsleiters an Ort und Stelle über den ungeheueren Abwehrkampf, der sich in den Alpenfronten abspielte. Gerade dem Heldenmut der Gebirgskampfer hat der Museumsleiter glänzende Erinnerungsmale gesetzt. Wenn unser, Jubilar auch aufopferungsbereite Hilfe in den Kreisen der Alpenfreunde jederzeit fand, so muß dabei doch darauf hingewiesen werden, daß gerade die schönsten und eindrucksvollsten Museumsstücke geistige Erzeugnisse des Museumsleiters sind; an diesen hat er mit künstlerischem Empfinden aufs gewissenhafteste gearbeitet, er hat sie erst dann fertigstellen lassen, wenn sie" ihn nicht nur bergsteigerisch, sondern auch künstlerisch durchaus befriedigten. Keinesfalls wurde im Museum etwas zugelassen, was an ein Raritätenkabinett erinnern oder was auch der anspruchsvollste Besucher mit „Kitsch" bezeichnen könnte. Es ist ein Verdienst der Vereinsleitung, daß sie mit den Mitteln für die Ausgestaltung des Museums nicht kargte, und es ist ein Beweis für die Begeisterung der Vereinsangehörigen, daß außerdem noch ein besonderer Verein der Freunde des Alpinen Museums seit Jahren Opfer bringt, um die Beschaffung besonders kostspieliger Museumsstücke zu ermöglichen.
Durch solche Hilfe konnte C. Müller in unermüdlichem Fleiß ein Werk schaffen, das dem D.u.Ö. A.-V. ebenso zur Ehre gereicht wie dem Schaffenden selbst, ein Werk, für welches ihm gerade an seinem 70. Geburtstag höchste. Anerkennung ausgesprochen sei. Wöge es dem Jubilar vergönnt sein, diesem Werke noch viele Jahre seine bewährte Kraft widmen zu können, denn ein gutes Museum wird ja niemals fertig. Mögen aber namentlich die Alpinisten selbst in dem Besuch - des Museums sich neue Anregungen holen und sich neue Achtung, vor dem Streben eines währen und echten Bergsteigers, verschaffen.
R. Rehlen.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1935, Seite 108
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1939, Seite 57 ff
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1948, Seite 46 f
Geboren am:
12.05.1865
Gestorben am:
19.08.1946