Knöpfler August
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Biografie:
geboren in Bregenz
gestorben in Innsbruck
Dr.August Knöpfler
Am 9. Mai 1935 ist in Innsbruck das hochverdiente Mitglied des Innsbrucker Verwaltungsausschusses (1929 bis 1933) Staatsanwalt Dr. August Knöpfler gestorben. Ein schweres Lungenleiden hatte ihm, dem begeisterten Bergsteiger von früher, seit Jahren schon größte Zurückhaltung auferlegt, ein jäher Anfall hat ihn nun den meinen und uns entrissen.
Dr. Knöpfler (geboren zu Bregenz am 2. Juni 1886) war eine Persönlichkeit ganz eigener Art. Von ausgeprägter Geistesschärfe, abhold allen Äußerlichkeiten, lebte er ganz seiner inneren Ertüchtigung, die ihm frühzeitig den Ruf eines hervorragenden Juristen und einen hohen, verantwortungsvollen Posten (Gruppenleiter bei der Staatsanwaltschaft) eintrug. Neben Beruf und Familie gab es für ihn noch einen Hauptlebensinhalt: den Alpinismus. Heimat- und Bergfreude ließen ihn in jungen Jahren zu einem ausgezeichneten Bergsteiger werden, der, besonders in der Mieminger Kette, eine Reihe schwieriger bis schwierigster Touren, darunter manche Erstbegehung, ausführte, nur nicht viel davon zu sprechen pflegte. Nur wenige wußten, welche gründliche Kenntnis des alpinen Schrifttums er besaß, selten auch wird sich heute noch in Privatbesitz eine so schöne alpine Fachbücherei finden.
Schon früh begann sich Knöpfler organisatorisch für den Alpenverein zu betätigen. Er trat 1907 in die Akademische Sektion Innsbruck ein und wurde ihr Führer, aus der Vorkriegszeit herauf bis 1920. Bis zu seinem Tode blieb er beratendes, oft maßgebendes Mitglied des Ausschusses. Ihm war es in erster Linie zu danken, daß die Sektion, so gut als möglich, den Krieg überstand. Bei ihrem Neuaufbau nach dem Kriege führte er immer wieder neue junge Kräfte ein, er ließ sie nicht nur mitarbeiten, sondern auch selbständig schaffen und förderte dadurch sehr den Eifer. Besonders maßgebend waren Knöpflers Einfluß und Tätigkeit bei der Übernahme der Neuburger Hütte am Hocheder in das Eigentum der Sektion und bei ihrem weiteren Ausbau. Zu den übrigen Verdiensten fügte er auch wesentliche Sachbeihilfen. Trotz manchen Verdrusses, der sich aus Jugend und Wechsel der Mitglieder ergab und der ihn bei seiner Veranlagung schwer bedrückte, blieb er der „Akademischen" treu bis ans Ende.
Knöpflers Rolle in der Akademischen Sektion hat 1928 zu seiner Wahl in den Verwaltungsausschuß Innsbruck geführt. Er übernahm die Referate Führerwesen-Versicherungswesen, später, nach dem Tode seines Freundes Desaler, auch jene über Vereinsrecht, Satzungswesen und die Stellvertretung im Vorsitze. Es entsprach seiner Art, wenig hervorzutreten, ihn freute mehr die im Hintergrunde zu leistende Arbeit. In ihr ging er förmlich auf, oft bis zum Grade der Selbstaufzehrung. Leitend war ihm dabei stets juristischer Scharfsinn und unbeirrbares Streben nach Recht und Ordnung. Dem Fernerstehenden mochte seine Folgerichtigkeit manchmal fast pedantisch scheinen — er ließ sich durch nichts und durch niemanden von der geraden Linie des Rechtes, der Satzung abbringen, auch wenn der gute Zweck für den Versuch sprach, etwas zum Vereinsrecht nur zu stempeln.
Dazu fügte Knöpfler in allem, was er anpackte, gründlichste Sachkenntnis und, wenn es nottat, unbeugsame Entschiedenheit.
Knöpfler meisterte die Kunst des Referierens. Hier war alles schon durchdacht und verarbeitet, Haupt- und Nebensachen geordnet, das Unwichtige, das nur belastet und verwirrt, ausgeschieden. Knöpflers Referat nahm die Aufmerksamkeit darum zwar ganz, aber nicht länger als notwendig in Anspruch.
Im Führerwesen gab es manches aufzuräumen.
Da und dort hatte unter dem Einfluß der Nachkriegsverhältnisse die Ordnung gelitten, vereinzelt bis zum Grade des Unfugs. Da war Knöpfler mit seiner strengen Art der richtige Mann, um Wandel zu schaffen. Eisern griff er durch, wenn es sein mußte auch gegen den Standpunkt der Behörden. Unablässig bereiste er, oft trotz schlechten Befindens, Führertage und Führergebiete und sah zum Rechten. So scharf er manchmal wurde, auch die Führer selbst hatten bald, heraus, wie gut er es meinte, sie merkten, daß sie in ihm auch einen ebenso energischen Wahrer ihrer Rechte und warmen Freund in ihren Nöten hatten. Es war rührend, wie auf die Zeitungsnachricht von seinem Tode hin bei einem Führertag im Pinzgau ein Teilnehmer ganz spontan des Verstorbenen gedachte; die schlichten Worte kamen vom Herzen und zeugten von dankbarster Erinnerung.
Unvergessen bleibt allen Hauptausschußmitgliedern, mit welcher Gründlichkeit und Klarheit sie Knöpfler durch die schwierigen Fragen des Versicherungswesens führte. Wer freilich glaubte, auf einer Hauptversammlung z. B., leichtfertig Einwürfe machen zu dürfen, der kam nicht zurecht. Besonders umfangreiche Arbeiten erwuchsen Knöpfler aus der Erweiterung und Neuverfassung der Versicherungsverträge. So sehr er dabei den Standpunkt des Alpenvereins wahrte und für ihn immer wieder neue Vorteile herauszuschlagen wußte, auch die Vertreter der Versicherungsgesellschaft werden sich nicht nur mit sachlichem Respekt, auch mit größter persönlicher Hochschätzung seiner erinnern. Wenn der Gegenspieler, in anderen Fällen, freilich unsachlich wurde oder die Rechtsgrundlage verließ, konnte Knöpfler unangenehm werden.
Die hervorragende Verhandlungstüchtigkeit Knöpflers führte dazu, daß ihn der Verwaltungsausschuß fallweise auch um die Übernahme von Aufgaben bat, die außerhalb seiner Referate lagen und an die sich andere nicht heranwagten. Dazu gehörte z. B. die Neuvergebung des Anzeigenpachtes der „Mitteilungen". Auch da hat mancher die Verstandesschärfe und Zielbewußtheit zu spüren bekommen, die Knöpfler zugunsten des Alpenvereins aufbot.
Aber auch bei den verschiedensten anderen Fragen sprach Knöpfler sachkundig mit, nirgends gab es für ihn Scheingründe, Vorwände oder Machenschaften. Trotzdem es ihm physisch oft schwer fiel, fehlte er kaum bei einer Sitzung und hielt aus bis zum späten Ende, trotzdem ihn die Krankheit oft bitter und pessimistisch stimmte, half er doch immer nach Kräften mit zum Guten.
Über alle Einzelarbeit ging die Persönlichkeit, die Knöpfler ganz allgemein für den Innsbrucker Verwaltungsausschuß bedeutete. Wir werden seiner in bleibender Dankbarkeit gedenken.
R. v. Klebelsberg.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1935, Seite 134
Geboren am:
02.06.1886
Gestorben am:
09.05.1935