Feidl Otto

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Biografie:
gestorben in Graz (Österreich)

Otto Feidl
*19. März 1899 — (+) 22. Dezember 1973
Frohgemut, wie es seine Art war, stieg er in Graz mit Schiern und Rucksack in die Straßenbahn, um sich auf seine geliebte Tauplitz zu begeben. Nach wenigen Minuten in der Straßenbahn erlag er dem Herztod. Er wurde 75 Jahre alt!
Mit Otto Feidl verband mich von frühester Jugend an eine tiefempfundene Freundschaft. Beide lebten wir damals in dem obersteirischen Industrieort Mürzzuschlag. Im Alleingang strebte ich auf der Straße der steirischen Rax zu; unterwegs stieß ich auf ein Rudel Buben, unter denen Feidl der auffallend beleibteste war, sie schlossen sich mir an, und so führte ich den Haufen über die Wildfährte durch die Kahlmauer zur Höhe. Dann zeigte ich in Richtung Karl Ludwig-Haus und schickte sie nach Hause: „ich hätte noch was Besseres vor und könnte sie jetzt nicht brauchen". Diesen meinen etwas überheblichen Ausspruch hat mir Otto Zeit seines Lebens nie ganz verziehen und bei Gelegenheit mich daran erinnert. Er war inzwischen ein vollkommen selbständiger Bergsteiger geworden.
Es war nach dem ersten Krieg, da suchte der Bergverlag Rother aus München geeignete Leute, die sich für die auf der Kaunergrathütte stattfindenden Fels- und Eiskurse zur Verfügung stellten. Feidl und sein allerbester Freund, Willi Dobiasch, ebenfalls Mitglied unseres Klub, der schon vor langer Zeit auf der Abfahrt von der Parsenn einen frühen Tod fand, kündigten ihre Tätigkeit bei den Veitscher Magnesitwerken und folgten dem Ruf in den Kaunergrat. Mit der Zeit ergänzte sich ihr Personenkreis ganz gewaltig und sie machten sich selbständig. Fortan erstreckte sich ihre Tätigkeit über die gesamten Alpen bis hin zum Montblanc. Dabei häuften sich ihre Bergabenteuer sonder Zahl, aber Feidl ging stets unversehrt aus ihnen heraus. So erzählte mit Otto u. a. einmal folgendes Erlebnis:
„Zwei Freiburger Schiläufer, auch schon bejahrte Männer, betätigten sich in der Bernina; sie waren bereits überfällig, die Suche blieb erfolglos. Feidl war zur selben Zeit daselbst tätig und sondierte vorsichtig einen zerrissenen, tief verschneiten Gletscher hinab. Sorgsam von seinen Leuten gesichert, brach er plötzlich durch eine Schneebrücke in eine Spalte. Als er sich im Dämmerlicht allmählich zurechtfand, sah er eine Gestalt neben sich am Seil hängen. Erst war er der Meinung, es sei einer von seinen Leuten, der ebenfalls in die Spalte fiel, dann aber erkannte er, daß die Gestalt leblos war. Wie sich später herausstellte, war es einer der Freiburger, der hier sein Leben beendet hatte. Nachdem er von seinem Partner entsprechend abgesichert wurde, eilte dieser talwärts um Hilfe herbeizuholen; leider vergebens, denn man fand ihn später auf einer verschneiten Moräne tot auf.
Es spricht für Feidls hervorragende Eignung zum Bergsteiger, daß er von Willi Merkl ausersehen war, an einer geplanten Himalayafahrt mitzutun, doch kam es infolge Merkls Tod nicht mehr dazu.
Zwischen den beiden Kriegen haben wir uns oft und oft zwischen Rax, Schneealpe Veitsch und dem Hochschwabmassiv sommers wie winters getroffen und viele schöne Stunden verlebt. Und ob wir, beispielsweise, auf dem Gipfel des stolzen Piz Roseg verweilten oder die Vajolettürme überschritten oder sonst auf einem markanten Gipfel ruhten, stets und überall war seine Frohnatur um uns, denn er war immer ein sonniger fröhlicher Partner, mit einem Wort ein beneidenswerter Gefährte.
Aus dem zweiten Krieg, den er als Sonderführer der deutschen Wehrmacht in Norwegen verbrachte, heimgekehrt, betätigte er sich als Schutzhüttenwirt; zuerst auf der heimatlichen Schneealpe, dann auf dem Stuhleck und ganz zuletzt auf dem Tiroler Kogel, wo er sich durch die Anstrengungen, die dieser Beruf damals mit sich brachte, einen Herzinfarkt zuzog, von dem er sich aber wieder vollkommen erholte. Bei Ausübung dieses schweren Berufs stand ihm seine Frau stets treu und hilfreich zur Seite.
Etliche Versuche, sich in der Privatwirtschaft zu betätigen, führten zu keinem Ergebnis und so wandte er sich ein letztes Mal und endgültig abermals den Bergen zu.
Unser ehemaliger Klubkamerad, Hermann Bratschko aus Graz, der seit Jahren im Sommer die Kaunergrathütte bewirtschaftet und nebstbei Eiskurse leitet, rief Feidl zu sich und beschäftigte ihn bei seinen Kursen als Unterführer. Dasselbe war im Winter der Fall, wo Bratschko als Obmann der steirischen Schilehrer auf der Tauplitz Schikurse unterhält und Feidl als Hilfsschilehrer eine dankbare Betätigung gefunden hatte. Und eben auf der Fahrt dahin ereilte ihn sein Schicksal ...
Gogiatti
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1974, September/Oktober, Folge 1397, Seite 157-159


Geboren am:
19.03.1899
Gestorben am:
22.12.1973