Guenther Karl Josef
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Biografie:
Karl Josef Guenther
*12. Februar 1904 — (+) 8. April 1973
Mit unserem Klubbruder Karl Josef Guenther ist wieder ein zwar nicht sehr altes, aber ein um die alpine Sache verdientes Mitglied, das dem Klub durch fast fünf Jahrzehnte die Treue bewahrt hat, verstorben. Ich habe einen Gefährten der Jugend verloren, mit dem ich im Sommer 1928 — wir waren beide nicht sehr lange zuvor in den Klub gekommen — Hochtour en in den Walliser Alpen ausführte, die mir hell in der Erinnerung wach geblieben sind. Es waren meine ersten Viertausender, als wir gemeinsam das Weißmies erstiegen und Fletschhorn und Alphubel überschritten. Sein Schwager, unser lieber, so erfolgreicher Klubbruder Fritz Pfeiffer — er ist nicht mehr aus dem Zweiten Weltkrieg heimgekommen -, war bei zwei der Unternehmungen dabei. Ich traf damals, von Berlin kommend, den aus Wien anreisenden Guenther, mit meinem gleichzeitig eintreffenden Freund Rolf Werner und dessen Gattin Hermine in Brig. So ist damals die Ersteigung der Weißmies wahrlich eine Klubtour geworden!
Die Verbindung dieser schönen Tage zu erneuern hat das Schicksal verwehrt. Ich blieb im Ausland und dann kam der Krieg, der Guenther sehr wechselvoll getroffen hat. Nach dem Krieg, nach langer Gefangenschaft erst 1948 in die Heimat zurückgekehrt, baute er sich nicht leicht in Linz eine neue Existenz auf, nachdem in Wien alles verlorengegangen war. Sein Leben lang ist er seinem Beruf — er war Buchhändler — treu geblieben und war auch zuletzt lange Jahre bis zu seiner Pensionierung als Geschäftsführer in einer großen Buchhandlung in Linz tätig.
Nur einmal noch sahen wir uns in Linz bei einem Treffen der oberösterreichischen Mitglieder und schon damals waren unsere gemeinsamen Fahrten nur noch Erinnerung.
Alles, was er aufgezeichnet haben mag, ist durch den Krieg verlorengegangen, und das wenige, was gerettet werden konnte, vernichtete in seiner Linzer Wohnung das große Donauhochwasser im Juli 1954.
So wissen wir nur, wie sehr er sein Leben den Bergen schenkte und daß er sehr viele Fahrten in den Westalpen ausgeführt hat. So stand er schon im Alter von 18 Jahren auf dem Matterhorn, das er später noch einmal bestiegen hat. Nach dem zweiten Krieg durchstreifte er bevorzugt die Südtiroler und Osttiroler Berge und besuchte wiederholt die Glockner-, Venediger- und Schobergruppe mit ihren umliegenden Randbergen und sehr häufig die Dolomiten. 1965 führte er im Sommer seine letzte große Bergfahrt aus, um dann im Oktober von einer tückischen Krankheit befallen zu werden, die ihn völlig an sein Heim fesselte und von der er erst fast acht Jahre danach erlöst wurde.
Mit Karl Josef Guenther ist ein prächtiger Mensch leider viel zu früh von uns gegangen. Er ist vom Schicksal in seinem Leben hart angefaßt worden. Wir, die ihn noch gekannt haben, wollen ihn in guter und ehrender Erinnerung behalten.
C. R.
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1974, Mai/Juni, Folge 1395, Seite 106
Geboren am:
12.02.1904
Gestorben am:
08.04.1973