Hoffmann Karl Josef
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Biografie:
Karl Hoffmann
*9. Februar 1900 — (+) 12. Oktober 1973
Vor dem Begräbnis einer Bergkameradin sagte Hoffmann so beiläufig und nichtsahnend zu uns: „Wer wird der nächste sein?" Nach seinem Ableben wußten wir, was wir an ihm verloren hatten. Hoffmann war 48 Jahre Mitglied des ÖAK und hat seine Treue des öfteren unter Beweis gestellt. Er war auch ein Mitbegründer der alpinen Vereinigung, die sich um den Pfarrer Dr. Alois Wildenauer, dem späteren Propst von Wiener Neustadt scharte und durch strenge Bergsteigerei und Kameradschaft verbunden war. Es hieße Eulen nach Athen tragen, wollte man aufzählen wie oft wir die Klettersteige der Hohen Wand, dem Lieblingsgebiet des Herrn Propstes, aufsuchten. Zu diesen Kreis von Bergsteigern zählte auch der im Jahre 1928 in der Fleischbankostwand tödlich verunglückte Prof. Dr. Hintsteiner, ein ganz hervorragender Kletterer, der auch dem ÖAK angehörte. Schon mit jungen Jahren lernten wir die Westalpen kennen. Jahr für Jahr fanden große Bergsteigerwünsche Erfüllung. 1924 saßen wir nach einer Matterhornbesteigung auf dem Gipfel der Dufourspitze. Im Geiste sehe ich das glückstrahlende Gesicht unseres Karls vor mir. Er blieb in aller Bescheidenheit Seilerster und ließ sich das nicht nehmen. Hoffmann war ein zielstrebiger Bergsteiger, der, war die Lage prekär, immer einen Ausweg fand. Ich erinnere mich an das Jahr 1925, als wir den Montblanc — Ing. Eduard Bruckner war mit dabei — überschritten und in einen Schneesturm gerieten, der drei Tage währte, die wir, gefangen in der alten Vallothütte, einem elenden Bretterhaufen, verbrachten. An Schlafen war in diesem Sturm nicht zu denken. Diese drei Tage haben uns mürbe gemacht. Und doch, als am vierten Tag Schönwetter herrschte, trieb der Seilschaftsführer Hoffmann seine Mannen gipfelwärts. Im Fels, noch mehr aber im Eis, war sein Können weit über dem Durchschnitt. Ich denke an zwei Biwaks auf dem Nadelgrat (Hohbergpaß und in der Gletscherwildnis des Birchtals) im massiv auftretenden Unwetter. Fast sämtliche Berggruppen der Ostalpen hat Karl Hoffmann kennenlernen dürfen. In den Westalpen war es besonders das Berner Oberland. Längst sind die vielen Bergerlebnisse Erinnerung geworden. Die Jahre sind vorbeigezogen! Durch seinen Frohsinn, durch sein Wesen verstand es Karl Hoffmann, Menschen für die Berge zu gewinnen! Nun ist er den Weg von uns gegangen. Vorausgegangen! Diejenigen, die ihn nicht oder nur weniger kannten, werden gleichgültig darüber hinweggehen. Der Tod ist etwas Alltägliches und kein Tabu mehr! Heute geht man darüber zur Tagesordnung. Mögen vielleicht andere bessere Worte finden zum Ableben Karl Hoffmanns, der über 50 Jahre auch mein Bergkamerad gewesen war, der Verblichene war ein Mann der bergsteigerischen Tat, ein Freund des Humors, ein guter Mensch mit viel Sonne im Herzen. Das allein zählt! Das und die vielen, vielen Bergerinnerungen wird ihm alle, die ihn kannten, nicht so leicht vergessen lassen können. Auf Wiedersehen im Bergsteigerhimmel, lieber und guter Karl!
W. Rudolt
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1974, März/April, Folge 1394, Seite 66-67
Geboren am:
09.02.1900
Gestorben am:
12.10.1973