Hofer Emerich Raimund
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Biografie:
Emerich Hofer
Ehren-Ausschußmitglied des Österreichischen Alpenklubs
Die Vollversammlung des Österreichischen Alpenklubs, die am 3. Februar 1972 im Klubheim abgehalten wurde, hat unseren lieben Emerich Hofer in Würdigung seiner besonderen Verdienste um den Klub als Bergsteiger und Klubsekretär über Antrag des Ausschusses geehrt: Damit wurde ein ungewöhnlich um den Klub Verdienter in das goldene Buch des Klubs eingetragen, wobei unser Präsident die Ehrung wie folgt begründete:
Emerich Hofer wurde am 26. August 1889 in Wien geboren und hat frühzeitig große Bergfahrten ausgeführt, die damals als schwierige Unternehmungen zu den begehrtesten Zielen der Wiener Bergsteiger gezählt haben. Dabei ergab es sich von selbst, daß auch verschiedene Erstbegehungen von ihm ausgeführt wurden. Von der langen Liste sehr vieler Touren seien stellvertretend nur einige angeführt und zwar:
Hochtor-Nordwand, Wegänderung am Pfannlweg (Fasselriß) 1920, Neuer Weg durch die Hochstadel-Nordwand 1923, Monte Cinto, 1. vollständige Begehung des Westgrates und neuer Weg durch die Südwand der Paglia Orba, beide Korsika 1926, Kleine Zinne (Nordwand), Watzmann (Ostwand), Predigtstuhl (Nordkante und Botzongkamin), Kleine Halt (Nordwestwand), Totenkirchl (Ostwand und zahlreiche Wege von Norden), Ellmauer Halt (Kopftörlgrat), Gr. Litzner und Gr. Seehorn (Überschreitung).
Im Jänner 1921 ist Emerich Hofer in den Klub eingetreten und gehört diesem nun seit mehr als 50 Jahren an. Im Jahre 1954 in den Ausschuß berufen, übernahm er sehr bald das Sekretariat und führte dies durch all die Jahre bis zum Ende des vergangenen Jahres in vorbildlicher, selbstloser Weise, wofür ihm nicht genug gedankt werden kann. Er führte nicht nur den umfangreichen Schriftwechsel, alle sonstigen Klubagenden und war insbesondere für ein klagloses Ablaufen aller Klubveranstaltungen mitverantwortlich. Viele ungezählte Stunden ist er still seiner aus Idealismus selbst gewählten Arbeit im Klubheim nachgegangen, und unser Dank gilt auch seiner so beliebten Gattin Helene, die dadurch mit für uns Opfer brachte.
Bescheiden — wie er ist — hat er es abgelehnt, bei einem für ihn zu veranstalteten Ehrenabend die Ehrung entgegenzunehmen. Er hat vielmehr gebeten, daß dies bei einer Ausschußsitzung formlos geschieht. So wurde ihm die Ehrenurkunde, die die Hochstadel-Nordwand und damit seinen Weg durch diese eine der höchsten Wände der Ostalpen zeigt, zu Beginn der Ausschußsitzung, also bei der ihm so gewohnten Arbeit, am 17. Februar überreicht.
Der Ausschuß knüpft gerade an seine Ehren-Ausschußmitgliedschaft die Hoffnung, daß zumindest sein Rat dem Klub noch lange erhalten bleiben möge, da er nun weiterhin Sitz und Stimme im Ausschuß hat.
Emerich Hofer blickt auf ein reiches Leben, in. dem Familie, die Musik und die Berge Erfüllung für ihn waren, zurück. Wir wünschen ihm aber noch viele Jahre der Gesundheit und besinnliche, Stunden in den von ihm so geliebten Bergen!
Berg-Heil!
Carl Rind, Präsident
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1972, März/April, Folge 1382, Seite 33
Emerich Raimund Hofer *
*26. August 1889 — (+) 19. August 1981
Einer unser Allertreuesten hat uns wenige Tage vor seinem 92. Geburtstag für immer verlassen. Er war dem Klub nach seinem Eintritt am 17. Jänner 1921 durch mehr als 60 Jahre ein guter Geist, der für so viele sorgte und allen ein vorbildlicher und liebenswerter Kamerad war, allseits bekannt dadurch, daß er durch viele Jahre bis 1971 die Geschäfte des Klubs mit besorgte. In dieser gemeinsamen Arbeit habe ich Emerich ganz besonders schätzen gelernt und war für seine Fürsorge und seinen bedingungslosen Einsatz dankbar wie auch für das dabei entstandene überaus gute menschliche gegenseitige Verständnis. Ich achtete seine Erfahrung und bewunderte sein Leben, das er der Familie, den Bergen und der Musik schenkte. Eine glückliche, lange und ungetrübte Ehe verband ihn mit seiner Frau Helene. Dieser Ehe entsprang ein als Arzt tätig gewesener Sohn.
Schon frühzeitig — vor sechzig Jahren — ging Emerich mit seiner Frau in die Berge, wobei es das ganze Leben geblieben ist. Die Berge waren seine große Liebe. Er hat 900 über 2000 m hohe Gipfel bestiegen, seine von ihm so geschätzten Wiener Hausberge Rax und Schneeberg mit rund 200 Ersteigungen mitgerechnet, von denen die meisten auf Kletterwegen erfolgt sind, die zur Zeit ihrer Begehung zu den damals schwierigsten gezählt haben. Hofer besuchte viele Gruppen in den Ostalpen, in denen er bemerkenswerte Begehungen durchführte. So seien nur die Watzmann-Ostwand, die Nordwand der Kleinen Zinne, die Litzner-Seehorn-Überschreitung, Kopftörlgrat, Botzongkamin und Totenkirchl erwähnt. Herausragend einige Erstbegehungen. So mit Friedrich Senders 1922 die Westwand des Hochstadls und 1926 auf Korsika mit Leopold Landl und Franz Pischa der vollständige Westgrat des Monte Cinto sowie die Eröffnung eines neuen Weges durch die Südwand des Paglia Orba. In den Westalpen war ihm das Gipfelglück weniger treu, doch immerhin erstieg er neun Viertausender, darunter den Montblanc, die Dufourspitze im Monte-Rosa-Stock und den Piz Bernina. Auch die Meije und die Grivola erstieg er neben verschiedenen anderen Gipfeln dieser Berggruppen. Viele freie Stunden wurden kletternd auf der Hohen Wand verbracht, wo er mit seiner Frau, seinen Freunden oder allein viele schwierige Steige immer wieder beging.
So ist es eine abgerundete, vielseitige Leistung von Emerich Hofer in den Bergen, die sich noch ergänzte um zahlreiche Faltbootfahrten - zum Teil im Wildwasser -, auch mit seiner Frau Helene.
Im alpinen Vereinsleben war er jederzeit bereit, das Seinige für die Allgemeinheit zu geben. So war er Gründungsmitglied der Bergsteigergruppe des Österreichischen Gebirgsvereins und von 1938 bis 1945 Vorstand der hochalpinen Alpenvereinssektion „Reichenstein", der er angehörte und zu der seitens des Klubs immer beste Beziehungen bestanden.
Schon in frühen Jahren zeigte sich seine besondere musikalische Begabung, die ihren Ausdruck in der Beherrschung von Violine und Trompete fand. Er spielte in verschiedenen Orchestern, bis er später selbst welche leitete. Seine Liebe galt auch der Kammermusik, die er bis ins Alter ausübte.
Unvergessen aber wird uns allen bleiben, was Du dem Klub gegeben hast und was so deutlich bei einer im Klub abgehaltenen Feier am 27. August 1979 anläßlich Deines 90. Geburtstages zum Ausdruck kam. Die Verleihung der Würde eines Ehren-Ausschußmitgliedes im Jahre 1972 war ein verpflichtender, aber dennoch bescheidener Dank.
Ein erfülltes Leben ging mit Deinem Tod zu Ende, überschattet durch Leiden der letzten Lebensjahre. So, lieber Emerich, danken wir Dir alle zum Abschied noch einmal von ganzem Herzen und wünschen Dir, daß Du drüben wieder soviel Schönes sehen mögest, was Dir vergönnt war, auf Erden zu sehen.
Leb' wohl!
Carl Rind
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1981, November/Dezember, Folge 1440, Seite 119-120
1920 1.Beg.Hochtor-Nordwand "Pfannlweg (Fasselriß)-Variante",2369m, (Ennstaler Alpen,Gesäuse)
1922 1.Beg.Hochstadl-Westwand,1919m, (Ybbstaler Alpen)
1923 1.Beg.Hochstadll-Nordwand "Hofer-Führe",1919m, (Ybbstaler Alpen)
1926 1.vollständ.Beg.Monte Cinto-Westgrates,2706m, (Korsika)
1926 1.Beg.Paglia Orba-Südwand,2525m, (Korsika)
Beg.Kleine Zinne-Nordwand,2857m, (Sextener Dolomiten)
Beg.Watzmann Ostwand-Südspitze "Berchtesgadener Weg",III+,2713m, (Berchtesgadener Alpen)
Beg.Predigtstuhl-Nordkante,2116m, (Wilder Kaiser)
Beg.Predigtstuhl-Botzongkamin,2116m, (Wilder Kaiser)
Beg.Totenkirchl-Ostwand,III, und zahlreiche Wege von Norden,2193m, (Wilder Kaiser)
Beg.Kleine Halt-Nordwestwand,2116m, (Wilder Kaiser
Beg.Ellmauer Halt-Kopftörlgrat,III,1400 KM,2344m, (Wilder Kaiser)
Überschr.Großer Litzner,3109m, und Großes Seehorn,2122m,IV-, (Silvretta)
Best.Montblanc,4840m, (Montblancgebiet)
Best.Monte-Rosa-Dufourspitze,4634m, (Monte-Rosa -Stock,Walliser Alpen)
Best.Piz Bernina.4055m, (Berninagruppe)
Best.Meije,3983m, (Dauphiné)
Best.Grivola,3969m, (Grajischen Alpen)
G.Schauer
Geboren am:
26.08.1889
Gestorben am:
19.08.1981