Grabner Sepp
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Biografie:
Sepp Grabner
30. September 1901 — (+) 18. Mai 1973
Trotz der eingeschränkten Verständigungsmöglichkeit zum Wochenende war es doch eine beachtliche Anzahl von Trauergästen, die am Dienstag, dem 22. Mai, um 10 Uhr in der Aufbahrungshalle zu Urfahr anwesend war, um sich von Ing. Sepp Grabner zu verabschieden. Darunter war auch eine kleine Gruppe vom ÖAK, dessen Präsident zu Herzen gehende Worte des Abschiedes für unseren Freund Sepp fand, der so über-raschend dahingegangen ist. Er kam mit Magenbeschwerden ins Spital, doch wurde dort bald Krebs festgestellt. Gestorben ist er jedoch nach elf Tagen an Herzschwäche. Ein langes Leiden blieb ihm dadurch erspart.
Mit Freunden beisammen, war er immer ein froher, ruhiger Mensch, der nur scheinbar alles Unangenehme mit einer phlegmatischen Geste abtat, doch blieb ihm das Fertigwerden mit den Dingen nicht erspart.
Seine bergsteigerische Laufbahn begann beim ÖTK, langsam ansteigend, wie es damals üblich war. Dann, 1925, kam er zur Sektion Wien und deren H. G. Turner-Bergsteiger, deren Vorstand er im späteren Verlauf durch einige Jahre war. Von hier aus war dann der nächste Schritt zum ÖAK im Jahre 1934, dem er bis zu seinem Ableben treu blieb.
In die Zeit zwischen 1925 und 1940 fiel seine hauptsächliche Tourentätigkeit, die ihn im Sommer und im Winter in die verschiedensten Gruppen der Alpen führte. Die Westalpen blieben ihm leider versagt, doch konnte er viele schöne Erfolge in den Ostalpen verzeichnen, wobei uns oftmals das Seil verband. Vor allem Berge des Ennstales auf vielen Wegen waren das Ziel dieser Fahrten, einige seien erwähnt: Jilek-Daye-Pfeiler, diverse Nordwände, Überschreitung des ganzen Reichensteinstockes bis Kreuzkogel, Kalbling-Südgrat und -Direkte-Westwand. Im Dachsteingebirge diverse Südwände und andere Fahrten. Viele Ersteigungen in den Niederen und Hohen Tauern. In den Dolomiten: Sextener und Grödner, im Fermeda-Bereich, Tschierspitze-Adangkamin, Fünffingerspitze-Schmittkamin, Marmolata-Südwand; Pala: Cimone-Nordwestgrat, Gran-Pilaster, Schleierkante, Canale-Überschreitung. In der Brenta u. a. Cima Brenta alta, Nordwestwand, und Guglia.
Es war vor 1935 nicht immer leicht für ihn, in die Berge zu kommen. 1935 kam er dann beruflich beim „Krankenschutz" in Wien unter, von wo er 1939 nach Graz versetzt wurde, in leitender Stellung, bis zu seiner Einberufung zur Wehrmacht. Nach einiger Zeit in Rußland kam er krankheitshalber in die Heimat und war in Lienz als Ausbildner tätig, bis Kriegsende.
Nun gab es viele neue Schwierigkeiten für Sepp, der inzwischen geheiratet hatte. Er war auch Vater geworden und vorübergehend in St. Jakob und Lienz beheimatet.
Nach einiger Zeit fand er wieder Anschluß beim Austria-Krankenschutz in Wien, was eine jahrelange Trennung von der Familie und Pendeln zwischen Wien und Lienz zur Folge hatte.
Später, 1955, ging auch für ihn ein heller Stern auf. Er wurde nach Linz versetzt, bekam eine Dienstwohnung, die Familie war wieder vereint. Bald darauf wurde er zum Direktor der Landesstelle Linz ernannt. In dieser Zeit galt sein ganzes Streben dem Wohlergehen der Familie und der Erziehung der heranwachsenden Kinder (eine Tochter und zwei Söhne), in die er auf Wanderungen und Bergfahrten die Liebe zu seinen Bergen erfolgreich verpflanzte.
Als Grabner dann 1969 in den wohlverdienten Ruhestand trat, waren diese Freuden für ihn leider nicht von langer Dauer, und manchen Wunsch konnte er nicht mehr verwirklicht erleben.
Wir trafen uns selten in den letzten Jahren, gelegentlich im Klub oder privat, doch war die Bindung durch früher ausgeführte gemeinsame Fahrten so lebhaft in unserer Erinnerung, daß es zu keinem Vergessen dieser Zeit kommen konnte.
In unser aller Erinnerung bleibst Du der gute alte Seilgefährte, Sepp.
Hans Sassmann
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1973, September/Oktober, Folge 1391, Seite 134-135
Geboren am:
30.09.1901
Gestorben am:
18.05.1973