Jaindl Franz

(Bearbeiten)

Biografie:
Franz Jaindl
*12. Dezember 1919 — (+) 21. Mai 1972
„Ich möchte nicht für die Berge da sein, sondern für meine Mitmenschen; dazu aber braucht man die Berge!"
Am Pfingstsonntag des Jahres 1972 zerschellte ein Sportflugzeug, in dem unser Klubkamerad, Ing. Franz Jaindl, als Fahrgast mitflog, in den Felsen des Toten Gebirges.
Es war im Jahre 1946, als ich Franz, natürlich in den Bergen, kennenlernte. Eine Schlechtwetterwoche in den Ötztalern mit 10-18stündigen Marschtagen und allen möglichen Gipfeln — unmögliche gab es nicht — bei karger Verpflegung, machte uns zu Freunden. Schon damals zeigte sich Jaindls Gemeinsinn: sein Rucksack, nicht größer als meiner, schien unerschöpflich hinsichtlich Ausrüstung und Verpflegung, wenn es auszuhelfen galt. Und dies im Hungerjahr 1946!
Viele Fahrten konnte ich in der Folgezeit mit Franz Jaindl und der Grazer Alpenvereinsjungmannschaft, die er bis 1950 führte, erleben. Sein kameradschaftlicher Sinn und seine Bergbegeisterung waren grenzenlos und mitreißend. Besonders liebte er winterliche Erstbegehungen und große Überschreitungen, vor allem in den um diese Jahreszeit schwierigen und gefährlichen Niederen Tauern.
„Trainingsfahrten" nannte er diese Touren! Doch wenn einer der Freunde von den Westalpen oder gar von noch ferneren Hochzielen zu schwärmen begann, lenkte er gleich ab mit neuen Vorschlägen für ausgefallene Sachen in den heimatlichen Bergen, im Hochschwab, in der Dachsteingruppe und in den schon erwähnten Niederen Tauern.
Doch konnte und wollte er es nicht verhindern, daß einige seiner Mannen bald Kartengrüße aus den Bergen der Welt sandten. Denn sie wurden alle gute und begeisterte Bergsteiger, die immer dankbar an ihren Franz Jaindl dachten: Hans Gsellmann, Liselotte Buchenauer, Dr. Gerald Gruber, Alexander Posch, Norbert Hausegger und viele andere Namen, die auch unserem Österreichischen Alpenklub alle Ehre machen. Jaindl ging natürlich doch in die Westalpen und führte u. a. im Bereich des Montblanc schwierige Touren aus.
Durch Heirat und Beruf kam Franz nach Rottenmann und übernahm, seinem einsatzbereiten Wesen entsprechend, die Obmannstelle der dortigen Alpenvereinssektion. Er betrachtete es als seine Pflicht, Dank abzustatten für ein reiches Bergsteigerleben durch Dienst an der Allgemeinheit.
In den vier Jahren dieser Tätigkeit hat er, wie seinerzeit als Führer der Jungmannschaft in Graz, seine ganze Kraft und Begeisterung für eine übernommene Aufgabe ein-gesetzt. Der Bau der Rottenmanner Hütte und die Straße zu ihrer Versorgungsseilbahn sind sein Werk. Als Anerkennung für diese Erschließertätigkeit wurde der Weg nach ihm benannt.
Die Tätigkeit als Vermessungsingenieur kam Jaindls Naturverbundenheit zugute. Mit seiner Familie wanderte er viel in den Bergen der Heimat.
25 Jahre dauerte unsere Freundschaft. Wenn wir auch in der letzten Zeit räumlich voneinander getrennt waren, so ist mir Franz doch immer gegenwärtig gewesen. Nie werde ich sein Schmunzeln vergessen, wenn man über Leistungen sprach, deren Triebfeder er war, sich aber in seiner Zurückhaltung nicht dazu bekannte. Und es war sehr viel, was er für die Berge und seine Freunde tat, immer vornehm und bescheiden.
Wir wissen nichts über die Gedanken, die Franz Jaindl bei seiner letzten Fahrt erfüllten. Aber man kann als sicher annehmen, daß sie den Bergen galten, die er brauchte, um für uns da zu sein.
Felix Perl
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1973, Jänner/Feber, Folge 1387, Seite 29-30


Geboren am:
12.12.1919
Gestorben am:
21.05.1972