Brecht-Bergen Richard
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Biografie:
Richard Brecht-Bergen ein Achtziger.
Am 30. März 1960 vollendet der große Freund und Betreuer der wanderlustigen Jugend sein achtes Jahrzehnt. Als meine Frau und ich im Sommer 1924 zur See nach Spanien fuhren, sahen wir auf dem Schiff zwei Dutzend Pfadfinder, die einen sehr guten Eindruck machten, zum Unterschied von den nach dem ersten Weltkrieg so häufigen Landstreichern und Schmarotzern, mit denen die deutschen Konsuln schlechte Erfahrungen zu melden wußten. Da wir selber Wandervögel waren, die das Abenteuer im Kantabrischen Gebirge suchten, sprachen wir die jungen Leute an. Sie brachten uns zu ihrem Anführer, dem Hofrat Brecht-Bergen, mit dem sich ein anregendes Gespräch entspann. Seit diesem ersten Treffen in der Kapitänskajüte des Lloyddampfers verbindet uns enge Freundschaft. Im Jahr 1911 führte der „Papa", wie seine Getreuen ihn liebevoll nennen, seine erste Jugendgruppe in die wilden Sümpfe am oberen Pripet in Polen, was damals ein recht abenteuerliches Unterfangen bedeutete. So entstand die „Exkursion Brecht-Bergen", die eine Monatsschrift „Die Exkursion" herausgibt. (Anschrift: (17a) Gernsbach-Scheuern, Murgtal, Haus 36.) Im Jahr 1961 wird somit der Gründungsjubel fällig. Es folgten dann regelmäßige Großfahrten, nur von den Kriegen unterbrochen: Ural, Hoher Kaukasus (3mal), Lappland-Finnland (19mal; im Faltboot vom Eismeer zur Ostsee die reißenden Ströme hinunter, auch Bärenjagden), Kleinasien (6mal), Lasistan (6mal), Marokko (Atlas), Südamerika und fast alle Länder Europas. Die Großfahrten stellten hohe Ansprüche an die Teilnehmer (billigste Beförderung, Fußmärsche mit schwerem Gepäck usw.). Da bewähren sich die strengen Grundsätze des Verbandes: Kameradschaft, Bescheidenheit, Genügsamkeit. Weniger anstrengend sind die Ausflüge, wie beispielsweise zu den Schlössern an der Loire, Segelfahrten im Marmarameer, Klettereien und Skifahrten in den Alpen. Außerdem gibt es feste Standorte im Schwarzwald und in der Schweiz, so das bei Skiläufern sehr beliebte sonnige Films in Graubünden. Zu allen Unternehmungen sind auch Mädchen zugelassen, sofern sie sich zu betragen wissen. Gut geschulte selbständige Gruppenführer ermöglichen den vielseitigen Betrieb, der es in fünf Jahrzehnten auf etwa zweihundert verschiedene Fahrten gebracht hat. Diese Leistung zeugt von einem der Jugend gewidmeten Leben, von opfermutiger Hingabe an hohe Ziele. Einige tausend dankbare Kameraden hoffen, daß dem Papa ein schöner Lebensabend beschieden sein möge. Solange er gesund bleibt, wird es freilich kein seßhafter Lebensabend sein.
W. R. Rickmers
Quelle: DAV Mitteilungen 1960, Heft 3, Seite 57
Geboren am:
30.03.1880