Goedel Harold

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Biografie:
Dr. Harold Goedel - 80 Jahre alt.
Am 16. Oktober konnte der Judenburger Rechtsanwalt Dr. Josef Harold Goedel seinen 80. Geburtstag in voller Frische begehen. Seine markante, sportliche Erscheinung ist für seine Heimatstadt ein Begriff geworden; Planier des Sports, und nicht nur das, sondern auch heute noch aktiver Bergsteiger und Skifahren Schon als Student in Graz widmete er sich mit Hingabe den damals eben erst „anlaufenden" Sportarten wie Skifahren, Hochtouristik, Tennis, Fußball usw. Er war Mitglied der prominentesten steirischen Sportvereine und -Wettkämpfer von hohen Graden. Sowohl im Tennis als auch im Skilauf rangierte er im Spitzenfeld der Steiermark, Seit über 60 Jahren ist Dr. Goedel Mitglied des Österreichischen Alpenklubs, womit er sich schon damals als Bergsteiger von Format legitimierte. Als erster Steirer erwarb er 1925 das goldene Sportabzeichen.
In seiner Heimatstadt Judenburg legte er den Grundstein zu sportlicher Betätigung, sowohl im Fußball wie auch im Tennis, Skilauf und Bergsteigen. Als erster bestieg er den 2397 m hohen Zirbitzkogel mit Skiern, ein Unterfangen, das um die Jahrhundertwende nur auf geteiltes Interesse stieß. Im Ersten Weltkrieg war er Militärausbilder im Skilauf im Glockner- und im Arlberggebiet. Mir die Jugend war er Jahrzehnte hindurch nachahmenswertes Vorbild und Anreger zu sportlichen und alpinen Taten,
Wenn Dr. Goedel nun - beruflich und sportlich aktiv - sein 60. Lebensjahr in Frische vollendet hat, so ist das nicht nur seiner guten Gesundheit zu- danken, sondern nicht zuletzt auch einer wunderbaren Gabe: der Fähigkeit, sich mit allen Fasern begeistern zu können an der Herrlichkeit und Gottnähe der Bergwelt. Ein kräftiger Bergsteigergruß dem Jubilar!
L. Profanter
Quelle: Der Bergsteiger 1963/64, Heft 3, Seite 246

Dr. Harold Goedel
*16. Oktober 1883 — (+) 12. Dezember 1980
Am 12. Dezember 1980, zwei Monate nach Vollendung seines 97. Lebensjahres, ist Dr. Harold Goedel, unser ältestes Klubmitglied verstorben. im Jahre 1902, damals erst neunzehnjährig, wurde er in unseren Klub aufgenommen. Er trug in den letzten Jahren die Mitgliedsnummer 1. Dr. Goedel wurde am 16. Oktober 1883 als Sohn des Rechtsanwaltes Dr. Konrad Goedel in Judenburg geboren. Schon seit frühester Jugend war er mit den Bergen verbunden, wie seine Brüder Konrad und Alfred. Konrad, sein um zwei Jahre älterer Bruder, fand im Jahre 1906 am Mangart den Bergtod. Unser Klubmitglied Dozent Dr. Alfred Goedel, dem nach dem Ersten Weltkrieg nach fast fünfjähriger russischer Kriegsgefangenschaft mit Hans Fiechtl und vor allem mit Georg Steiner, dem Erstbegeher der Dachstein-Südwand, viele sehr schwierige Felsfahrten gelangen, darunter auch Erstbegehungen, wie der Goedel-Steiner-Weg durch die Dachstein-Südwand zur oberen Windluke und der Goedel-Steiner-Weg in der Thürlspitz-Südwand, verstarb am 3. April 1976.
Seine Bergsteigerlaufbahn begann Dr. Goedel in seinen Heimatbergen, denen bis zum Tod seine ganze Liebe gehörte. Er war von einer Bergbegeisterung, wie man sie selbst unter Bergsteigern nur ganz selten findet. Im Laufe seines langen Lebens gelangen ihm zahlreiche Fels- und Eisfahrten in den Ost- und Westalpen, darunter auch die Besteigung des Matterhorns über den Schweizer Grat mit seiner Frau Ilse. Seinen letzten Viertausender, das Bishorn im Wallis, bestieg er noch im Jahre 1956 als Dreiundsiebzigjähriger. Ich durfte ihn und seine Frau, die seit den Zwanziger Jahren seine treue Berggefährtin war, auf dieser seiner letzten großen Bergfahrt begleiten. Als es beim Abstieg — wir hatten beim Aufstieg und dann auch beim Abstieg starken Nebel — für einen Augenblick aufklarte und sich das Zermatter Weißhorn in seiner ganzen Pracht und Majestät zeigte, wandte er sich mit Tränen in den Augen an mich und sagte: „Helmuth, ich habe dich als Jungen in die Berge geführt. Heute hast Du mich bei meiner letzten großen Bergfahrt begleitet und geführt. So ist's im Leben!"
Dr. Goedel war nicht nur Bergsteiger, sondern ein Allround-Sportsmann. Fußball, Turnen und Tennis gehörten zu seinen Lieblingssportarten. Vor allem war er ein hervorragender Schiläufer. Er war einer der letzten, wenn nicht überhaupt der letzte noch lebende Schipionier aus der Zeit der Jahrhundertwende. Ihm ist die schiläuferische Erschließung seiner heimatlichen Seetaler Alpen zu verdanken, und am 8. Jänner 1904 gelang ihm mit seinem Bruder Alfred und zwei Freunden die Erstbesteigung des Zirbitzkogels mit Schiern, eine für damalige Verhältnisse außergewöhnliche Leistung. Wegen seiner hervorragenden schiläuferischen Fähigkeiten wurde er während des Ersten Weltkrieges als Ausbildungsoffizier der k. u. k. Gebirgstruppen eingesetzt. Die letzten Jahre seines Lebens waren überschattet durch eine sich immer mehr verschlechternde schwere Hüftgelenksarthrose, die ihm dann nur mehr das Gehen mit Stützkrücken erlaubte und ihn letzlich an den Rollstuhl fesselte.
Ich habe durch seinen Tod einen Menschen verloren, mit dem mich durch fünfzig Jahre eine herzliche und beglückende Freundschaft verbunden hat und der mir von Jugend an als Bergsteiger und Sportsmann ein Vorbild war. Er hat meine Begeisterung und Liebe zu den Bergen geweckt. Ihm verdanke ich unzählige glückliche Stunden in den Bergen.
Dr. Goedel war nicht nur Sportsmann und Bergsteiger, er war wie seine beiden Brüder auch musisch veranlagt und viele Gedichte und Lieder stammen aus seiner Feder, unter anderem ein Schilied aus dem Jahre 1913, das mit der Strophe endet:
„Ein dreimal Hoch dem Schisport, Es kann nix Schöner's geb'n. Ich wünsch mir nur an Pulverschnee Zur Abfahrt aus dem Leb'n!
Sein Wunsch ist leider nicht in Erfüllung gegangen. Das Schicksal hat ihn für die letzten Lebensjahre und für seine letzte Fahrt nicht stäubenden Pulverschnee beschieden, sondern den von uns Schiläufern so gefürchteten Bruchharsch. Jetzt ruht er neben seiner Frau, die ihm zwei Monate vor seinem Tod in die Ewigkeit vorangegangen war, und neben seinem Bruder Alfred im kleinen Bergfriedhof von St. Wolfgang. Von Norden grüßt sein Grab der Gamskögerl-Grat, den er oft mit seinem alten Bergfreund, Ferdinand Horn, begangen hat, und im Süden hält sein geliebter Zirbitzkogel die ewige Totenwacht.
Helmuth Schmid
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1981, Mai/Juni, Folge 1437, Seite 53-54


Geboren am:
16.10.1883
Gestorben am:
12.12.1980