Huttig Robert
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Biografie:
Robert Huttig
*7. August 1901, (+) 19. März 1967
Im Ober-Engadin machte unser Robert Huttig, mein bester Bergkamerad und Freund, am 19. März 1967 seine letzte Abfahrt. Kurz zuvor war er fröhlich wie immer und freute sich auf den nächsten Tag, den er leider nicht mehr erleben sollte, an dem wir wieder — wie so oft — in der Bernina Touren machen wollten. Er starb am Ende der Abfahrt vom Plateau Nair, noch auf den Schiern, als wir uns Celerina näherten, an einem Herzschlag.
Roby war als Freund und Bergkamerad ein Mensch, den seine Bergkameraden und besonders ich, der mit ihm 40 Jahre in den Berg ging, nie vergessen werden. Der Tod traf ihn am ersten Tag unseres Urlaubs, für den wir uns ein Wiedersehen mit manchem unserer gemeinsam bestiegenen Gipfel erhofft und geplant hatten.
Robert war eine Persönlichkeit von ganz besonderer Prägung. Als in Kufstein geborener Tiroler hatte er schon in der Zeit von 1917 bis 1926, wie sein erstes Fahrtenbuch zeigt, über 150 Fels-, Eis- und Schitouren unternommen. Er war geradezu ein Spezialist in kombinierten und schweren Wintertouren. Die erste Begehung der Haute Route vom 26. Februar bis 12. März 1928, an der er führend beteiligt war, machte ihn damals weiteren Bergsteigerkreisen bekannt. Ich kenne seine Erzählungen und seine Bilder über die damalige, unter ganz besonders schwierigen Verhältnissen durchgeführte Erstbegehung. In den folgenden Jahren führten ihn Wintererstersteigungen ins Zillertal. Im Jahre 1931 führte er zusammen mit Peter Aschenbrenner Wintererstersteigungen auf den Hochfeiler, Hochferner, die Höchste Weißzintspitze und andere Gipfel im Zillertal aus. Der zweite Weltkrieg unterbrach seine bergsteigerische Tätigkeit vorübergehend. Von 1947 an war er auch im Wilden Kaiser, in dem er schon in den zwanziger Jahren die damals schwierigsten Wände erstiegen und andere Begehungen durchgeführt hatte, wieder aktiv. Seine besondere Liebe galt den Südtiroler, den Zillertaler und den Grau-bündner Bergen. Noch im vorigen Jahr erstieg er mit mir mehrere Dreitausender, zuletzt auch im Schweizer Nationalpark.
Der Sinn dieses Nachrufs kann aber nicht der sein, nur von den Gipfeln zu sprechen, die er allein oder mit seinen Kameraden erstieg; denn seine tiefe Verbundenheit mit allem, was das Bergsteigen betraf, ging weit über das Bergsteigen als solches hinaus. Er kannte wie kaum ein zweiter die alpine Literatur. Es war ein Genuß und eine ganz besondere Freude, sich mit ihm über alle Gedanken und Probleme zu unterhalten, die das Thema „Menschen und Kameraden am Berg" betrafen. Wie oft haben wir an Hüttenabenden oder durch Wetterumschlag auf einer Hütte eingeschlossen, über philosophische Themen gesprochen, die sich mit der Beziehung Berg und Mensch beschäftigten. Zu der von uns beiden selbst gewählten Themenstellung gab er oft Anregungen und Gedanken, die zeigten, wie unmittelbar er zu seinen Bergen stand. Köstlich war oft die Wiedergabe vieler freundlicher Erinnerungen aus vielen Jahrzehnten, sei es, daß wir wie etwas abgerissene, aber fröhliche Kerle durchs Gebirge streunten oder daß wir bei einem Glas Tiroler Roten Landsknechts- und Berglieder sangen. „Ein richtiges Glas roten Weins gehört halt zum Bergsteigen dazu", sagte er oft lächelnd, und dann wurde es oft spät, auch wenn uns am nächsten Tag der Schnaufer etwas plagte. Ich habe in meinem Leben keinen Bergkameraden gehabt, der so treu, zuverlässig und ausdauernd war wie er. Es wird auch keiner mehr kommen, der einen Robert Huttig ersetzt.
So geht mit unserem Roby ein Mensch von uns, der eine unausfüllbare Lücke hinter sich gelassen hat. Seine Kameraden und Freunde wissen das und sind dadurch um etwas stiller geworden, seien es die Kameraden unseres ÖAK, dem er seit 1927 in Treue ergeben war, oder seien es die von der Sektion Bayerland oder vom Alpinen Klub „Karwendler" in Innsbruck.
Wenn die Alten und die Jungen von ihm sprechen, wird sein kantiges Bergsteiger-gesicht wieder vor uns lebendig, denn vergessen kann keiner den Roby, der ihn kannte
und mit ihm in den Berg ging.
Dr. Franz J. Pfister
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1967, Juli/August, Folge 1354, Seite 92-93
Geboren am:
07.08.1901
Gestorben am:
19.03.1967