Kinkelin Karl

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Biografie:
Karl Kinkelin (+)
In München schloß am 3. Oktober v. J. ein Mann die müden Augen, der wert gewesen wäre, oftmals in seinem Leben mehr beachtet zu werden. Mit ihm schied der Besten einer. Karl Kinkelin war ein geborener Münchner und blieb seiner Vaterstadt zeitlebens treu. Ein kernhafter und seelenguter Mensch, voll Gefühl für das Schöne und Edle in Natur und Kunst. In jungen Jahren gehörte er dem Hofballett an und war nebenher ein rüstiger Turner. Dann ging er zur Theatermalerei über und schuf besonders in der Glanzzeit des Münchner Hoftheaters unter König Ludwig II. beachtenswerte Werke. Mehr als 2000 Entwürfe bewahrt die Theatersammlung von ihm. Auch hübsche Landschaftsbildchen entstanden unter seiner fleißigen Hand und Freunde bewahren und schätzen manches liebe Erinnerungsstück. Als Gegenstand wählte er stets die Alpengegenden. Die verbleibende freie Zeit widmete er bis in ein hohes Alter hinauf dem Feuerwehrwesen, der Bergsteigerei und der Jagd. Als Bergsteiger hat er als einer der frühesten unter den Münchnern häufige Fahrten in die nördlichen Kalkalpen unternommen. Weggenossen waren ihm dabei unter anderen die im Tode vorausgegangenen Karl Babenstuber, Josef Böcklein, Georg Hofmann, Max Krieger und Franz Lumberger.
Die „Erschließung der Ostalpen" nennt Karl Kinkelin mehrfach. Unter anderem löste er die Aufgabe der Ersteigung des Zugspitzgipfels unmittelbar aus dem Platt. Er war der zweite Ersteiger der Zugspitze aus dem Höllental. Der nun Dahingegangene war im Jahre 1872 Mitgründer des damals jugendfrisch entstandenen Turner-Alpenkränzchens, dem er bis vor einigen Jahren angehörte. Als später von Freundesseite der Ruf zur Mitarbeit an der Neugründung der Alpenvereinssektion Isartal erging, da hat Karl Kinkelin in hohem Alter noch sich in den Dienst der Sache gestellt. Die Lebensgewohnheiten der Bergbewohner hatte er stets mit freiem Sinn beobachtet und bei festlichen Anlässen wußte er die Runde mit Zitherspiel und frohem Gesang trefflich zu erheitern. Nun ist der frohe Mund verstummt und der müde Leib mußte den Geschen der Natur folgen. Das Gedenken an Karl Kinkelins schönheitsfreudigen Geist und herzlich heiteren Sinn wird weiterleben im Kreis seiner Freunde.
Georg Blab.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1921, Seite 11


Gestorben am:
03.10.1920