Babinger Georg

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Biografie:
Dr. Georg Babinger (+)
Im August 1919 verschied in seiner Vaterstadt Rosenheim Dr. Georg Babinger im Alter von 35 Jahren an einer Krankheit, deren Keim er sich wohl im Felde geholt hatte. Mit ihm ist aus der jungen Garde der Alpinisten einer hinweggerafft, der zu den schönsten Hoffnungen berechtigte und trotz seiner kurzen, frühvollendeten Laufbahn schon auf gewaltige Bergsteigerleistungen in den Alpen wie außereuropäischen Gebirgen zurückblicken konnte.
Alle seine großen Touren hat er allein ausgeführt, wohl schon deshalb, weil für seine gewaltigen Märsche, die sich oft bis zu 16 und 17 Stunden ausdehnten, wie auch für seine entbehrungsreiche Art zu reifen, nämlich mit wenig Proviant und viel freiwilligen und unfreiwilligen Biwaks, ein Begleiten nicht so leicht zu haben war. Von allgemeinstem Interesse dürften jene zahlreichen Bergbesteigungen sein, die er als Lehrer an der deutschen Auslandschule in Teheran im fernen Persien unternahm, alles Touren. die zwar wenig Klettertechnik, aber um so mehr Orientierungssinn, Unerschrockenheit, Leistungsfähigkeit und Ausdauer in Strapazen und Entbehrungen erfordern, Eigenschaften, die Dr. Babinger auf seinen vielen alpinen Unternehmungen genügsam geübt und bewährt hatte. Auch dort allein, und zwar mit Dolch und Revolver gegen herumstreifende Räuber bewaffnet, sehen wir ihn die schaurigen Öden des Elbrusgehirges durchstreifen und die trotzigen, unsere Alpen zum Teile überragenden Bergriesen des Seretandjar und Demawend bezwingen. Zwei fesselnde Schilderungen: „Eine Bergfahrt im Lande des Löwen und der Sonne und „über den Demawend", beide niedergelegt in unseren Vereinsschriften, waren die Frucht dieser gewaltigen Eindrücke, und in einem dritten Beitrag: „Auf der grusinischen Heerstraße", führt uns der Weitgereiste die großartige Hochgebirgslandschaft des Kaukasus greifbar deutlich vor Augen. Dann kam der Weltkrieg. Nach 15monatigem Felddienst an der Westfront mit geschwächter Gesundheit in die Heimat, zurückgekehrt, wurde Babinger, in Anerkennung seiner gründlichen Kenntnis von Sprachen, Land und Leuten des Orients, an die neugegründete deutsche Schule in Adana berufen und setzte hier sein einsames, romantisches Bergsteigerleben fort, indem er sich diesmal die Hochgipfel des Taurus zum Ziele nahm und zum großen Teil bestieg, bis der große Zusammenbruch im Oktober 1918 ihn mit dem ganzen Lehrerkollegium zu einer abenteuerlichen Flucht durch ganz Kleinasien, über das Schwarze Meer und durch die Ukraine nach Deutschland zwang. Die Entbehrungen und Anstrengungen dieser überstürzten Reise, zusammen mit den Giftkeimen des berüchtigten Klimas von Adana, scheinen seine abgehärtete Gesundheit vollkommen untergraben zu haben. Ein schönes Vermächtnis hat Babinger den Wenigen, die ihn bei seinem bescheidenen, zurückgezogenen Wesen kannten und in seinem vollen inneren Wert zu schätzen wußten, hinterlassen in seinen „Alpinen Memoiren , Tagebüchern, in denen er die Erinnerung an die zahlreichen schwierigen und leichten Bergfahrten seines kurzen, aber inhaltsreichen Lebens als köstliches Gut hegte und bewahrte, die er geradezu liebevoll mit hübschen Zeichnungen und Bildern ausgeschmückt hat. Wir erhalten darin ein getreues Spiegelbild seines Charakters, das Bildnis eines wahrhaft idealen Bergfreundes, eines Alpinisten mit Leib und Seele, aus demselben Holz geschnitzt wie die besten Vertreter unserer alpinen Sache, vor allem wie sein engerer Landsmann, unser unvergeßlicher Josef Enzensperger. Neben diesem ist ihm namentlich in unserer Sektion ein treues, ehrendes Andenken auf immer gesichert.
Karl Finsterwalder, S. Rosenheim.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1920, Seite 13-14


Geboren am:
1884
Gestorben am:
08.1919