Grosser Bruno
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Biografie:
Dr. Bruno Grosser (+)
Am 20. August verlor der Alpenverein einen Mann, dessen Leben aufs innigste mit ihm und den Bergen verknüpft war und der sich in zwei großen Sektionen hervorragende Verdienste um die alpine Sache erworben hatte:
Dr. Bruno Grosser. Er wurde 1855 in Glogau geboren, verlebte seine Jugend in Landshut, wurde Apotheker und erwarb die Stadtapotheke in Kattowitz. Die Nähe der Karpaten weckte in Grosser die Bergsteigerlust; er wurde Mitglied der S. Breslau und ging seit dem Jahre 1888 alljährlich in die Alpen, wo er sich bald zum eifrigen Hochtouristen entwickelte.
Wenn er sich auch in der Regel eines Führers bediente, so bewies er doch ein hohes Maß von Selbständigkeit, Tatkraft und Geistesgegenwart, und oft war ihm der Führer nur Gefährte oder gar Schüler; er liebte es, jungen Tiroler Führern Gelegenheit zur Weiterbildung zu geben. Bei dem bekannten Unglück auf dem Pflerscher Tribulaun am 20. Juli 1901, wo ein Führer und ein Tourist vom Blitze herabgeschleudert wurden, hat er so berichtet ein Augenzeuge, durch sein energisches Auftreten den übrigen Teilnehmern das Leben gerettet. Grosser war auch einer der Ersten, die sich dem Schilauf zuwandten und im Alpenverein für den Wintersport eintraten.
Im Jahre 1892 siedelte er nach Berlin über. Er trat der S. Berlin bei und wurde in die Vorstandschaft gewählt. 1906 zog er in die bayrische Hauptstadt und wurde Mitglied der S. München. Diese stand damals mitten in der Bearbeitung großer Aufgaben. Dazu konnte wohl kaum eine geeignetere Kraft gefunden werden als Dr. Grosser, der mit ungezügeltem Schaffensdrang hervorragende Geschäftsgewandtheit und Erfahrung in alpinen und vor allem in Alpenvereinsangelegenheiten verband. Er wurde in den Auschuß gewählt und gehörte ihm von 1909 bis 1915 als Referent für Hütten und Hüttenwege im Wetterstein an.
Unverzüglich ging er ans Werk. Er verbesserte zunächst mit geringen Mitteln die Unterkunft im Höllental, indem er auf den erst wenige Jahre vorher geschaffenen Zubau der Höllental-Hütte einen Stock aufsetzte. Dies war freilich nur ein vorläufiger Notbehelf. Gleichzeitig traf er die Vorbereitungen zur Vergrößerung des Zugspitz-Hauses. Zur Entlastung der Knorr-Hütte und um den Touristen auf dem 7 Stunden langen Weg von Partenkirchen zur Knorr-Hütte einen Stützpunkt zu schaffen, schlug er den Bau eines neuen großen Hauses auf dem Reintalanger vor. Dieses Haus begann er im Jahre 1912; bereits anfangs Juli 1913 konnte es eingeweiht und dem Verkehr übergeben werden.
Die alte Anger-Hütte, ein einfaches Blockhaus, ließ Grosser als Winterhütte instandsetzen. Die Erweiterung der Knorr-Hütte sollte nach dem Plan des Sektionsausschusses im Jahre 1914 in Angriff genommen werden. Der Tatkraft Grossers gelang es, sie im wesentlichen bereits im Jahre 1913 fertigzustellen. Durch diese Bauten waren die in den Zugspitzhäusern der S. München verfügbaren Betten und Matratzenlager in kurzer Zeit von etwa 80 auf 250 vermehrt und die dieser Zahl entsprechenden Gast- und Wirtschaftsräume geschaffen worden. Der Außenstehende kann sich schwerlich einen Begriff davon machen, welche Unsumme von Arbeit und Vorsorge diese Neu- und Umbauten erforderten.
Weiters nahm Grosser die Höllental-Hütte und, als Vorbereitung für größere Bauten im Höllental, die Herstellung eines Saumweges ins Höllental in Angriff. Der Ausbruch des Krieges verhinderte die Vollendung seiner Pläne.
Der Sektion wären die Erweiterungsbauten in diesem Umfang indes kaum möglich gewesen, wenn Grosser nicht auch gleichzeitig befolgt gewesen wäre, ihr neue Einnahmsquellen zu erschließen, indem er sie veranlaßte, auf ihren Hütten — nach dem Vorgang anderer Sektionen — Gast-Wirtschaft und Beherbergung zu trennen und letztere auf eigene Rechnung zu verwalten. Auch sonst haben ihm die Sektion und ihr Ausschuß viele Anregungen und Ratschläge zu danken, und jeder, der mit ihm zusammen an den Aufgaben des Vereins arbeitete, wird sich gerne feines gesunden Urteils und der kernigen Art, mit der er es vorbrachte, erinnern.
Im Jahre 1915 verließ Grosser München und kehrte in seine schlesische Heimat zurück, wo er sich in Görlitz niederließ. Hier ereilte ihn der Ruf des Vaterlandes (er hatte sich gleich am Anfang des Krieges zur Verfügung gestellt) und so führte er trotz seines vorgerückten Alters und seiner angegriffenen Gesundheit — er war seit Jahren zuckerkrank — im Jahre 1916 als Rittmeister der Landwehr eine Fuhrparkkolonne im Osten, später einen Lazarettzug im Westen.
Das Elend, das über unser unglückliches Vaterland hereingebrochen ist, zehrte sehr an seiner Lebensfreude und untergrub die Kraft des sonst so zähen Mannes, bis ein Herzschlag seinem Leben ein Ende machte. Der Alpenverein und vor allem die Sektion München, für die er so viel geleistet hat wie wohl kein zweiter Hüttenverwahrer, werden ihm ein dankbares Andenken bewahren.
Dr. G. Leuchs.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1920, Seite 14
Dr. Bruno Grosser (+) - Berichtigung.
Bei den Streichungen, die von der Schriftleitung an dem von mir verfaßten Nachruf (Nr. 1—8) vorgenommen wurden, sind auch die Ausführungen über das Zugspitzhaus gefallen. Grosser hat die schwierige Erweiterung des Zugspitzhauses nicht nur vorbereitet, sondern auch vollendet. Ferner muß es Landeshut statt Landshut heißen.
Dr. G. Leuchs.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1920, Seite 27
Geboren am:
1855
Gestorben am:
20.08.1920