Hörmann Angelika von
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Biografie:
Angelika von Hörmann (+)
Eine der bedeutendsten Tiroler Dichterinnen, Angelika von Hörmann, verschied hochbetagt zu Innsbruck am 23. Februar d. J. Sie war keine Neutönerin, in ihren Gedichten lodert nicht himmelstürmende Leidenschaft und nur wenige Liedersträuße wand sie unserem Volke; allein diese werden nicht so schnell verwelken.
Ihr bescheidener Sinn geizte nicht nach Ruhm und Anerkennung und doch umgab sie die Liebe und Verehrung ihrer Heimatgenossen und hervorragende Männer wie Rosegger, Hamerling, Adolf Pichler, Martin Greif, Ferdinand v. Saar u. a. huldigten neidlos ihrem starken lyrischen Talente. Tief und fest wurzelte sie im Heimatboden. Wenn sie auch hie und da Wanderlust beschlich („Fort möcht' ich in die Welt hinaus, mir ist es viel zu eng im Haus"), sie fühlte sich doch am wohlsten in ihren heimatlichen Bergen, in ihrem lieben Innsbruck, wo ihre Wiege stand und wo sie einen großen Teil ihres Lebens verbrachte.
Früh verwaist, lebte sie bei Verwandten in voller Abqeschlossenheit. Zu einer Anthologie „Frühblumen aus Tirol" (1863) steuerte sie sinnige Lieder bei, die ihr die Herzensneigung des Herausgebers, des bekannten Kulturhistorikers Ludwig v. Hörmann, gewannen. Bang fragt sie den Erkorenen, ob ihm die schlichte Frauenseele genüge, „die einem Tale gleicht, das bergumschlossen nur jene Sterne kennt, die glanzumflossen sein Himmelsflecklein schmücken als Juwele".
Als herrlicher Grundakkord klingt aus ihren Liedersammlungen und Epen (Grüße aus Tirol, Neue Gedichte, Auf stillen Wegen, Oswald von Wolkenstein, Die Salig-Fräulein) warme Anhänglichkeit an ihr bergumgürtetes Heimatland. Die Sehnsucht treibt sie hinauf zu sonnbeglänzten Höhen. Auf dem Sonnwendjoch stützt sie sich auf den Bergstock und schaut entzückt das Land zu ihren Füßen. Abendwolken legen einen Kranz von Rosen auf „das weiße Scheitelhaar" des Ortlers. In einem launigen Liebe feiert sie Gratsch bei Meran als ein „Flecklein verlorenes Paradies". Den Bergfrühling fleht sie an um neue Träume und neue Lieder. In der Frühzeit ihres Lebens und Dichtens erschien ihr Tirol, „von Gletschereis gekrönt, wie ein blanker Riesendiamant, der deutsch und welsch versöhnt". Damals glaubte sie noch an Völkerversöhnung, an ein Versinken des „tausendjährigen Hasses" zwischen Tirol und Italien.
Von zarter Innigkeit durchströmt sind ihre duftigen Minnelieber. Mit dem Liebsten flüchtet sie gern in den Hochwald, wo sie. heimlich mit ihm süße Worte täuschen kann; auf seinem „Plaudergange" horcht nur manchmal das Büchlein auf; allein bis es ins Tal kommt, hat es die Zwiesprache der Liebenden längst vergessen.
Ihr Tiroler Märchen in Versen von den die Gemsen beschützenden „Salig-Fräulein" weckt unwillkürlich die Erinnerung an Baumbachs „Zlatorog". Allein die Handlung geht hier andere Wege als in letzterem Epos. Gemeinsam ist beiden Dichtungen einzig und allein der tragische Ausgang der Begebenheit und der bestrickende Wohlklang der Verse. Ein Tiroler Bauernbursche, der erst kürzlich seine Braut heimführte, schaut in einer Mondnacht hoch droben auf den Bergen eine der Saligen und verzehrt sich in leidvoller Sehnsucht nach ihr.
Ein leiser Hauch von Wehmut umschwebt auch ihr erzählendes Gedicht „Oswald von Wolkenstein , dieses hohe Lied deutscher Treue, das mit einem lauten Lobe von Hohenschwangau anhebt. Ein lauer, milder Sommerabend liegt auf des Lechgaus Hügelketten; „die weich geschwung'nen Kuppen betten sich auf der Triften frischem Grün, indes dahinter, hehr und kühn, gleich Fürsten dieser niedern Zwerge aufragen die Tiroler Berge".
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1921, Seite 37
Gestorben am:
23.02.1921