Hueter Heinrich
(
Bearbeiten)
Biografie:
Geboren in Innsbruck (Österreich)
Heinrich Hueter
Der Vorstand der S. Vorarlberg, Herr Heinrich Hueter, schied nach 40jähriger Tätigkeit von seiner Stelle. Es bildet dies einen Markstein in der Geschichte der Sektion. Sein jahrzehntelanges Wirken ist ein ebenso langer Segen. Alles aufzuzählen was er geleistet und geschaffen zu Nutz und Frommen der Sektion, hieße eine Geschichte derselben schreiben. Was er getan in Bezug auf die vielen Hüttenbauten, der alpinen Weganlagen und Markierungen wie in der Leitung unserer starken Sektion, können nur jene ganz ermessen, die all die Jahre der Entwicklung des Alpen-Vereins mitgemacht und eigene Erfahrung auf diesem Gebiete haben. Die Eintracht unter den Mitgliedern zu erhalten, gutes Einvernehmen nach außenhin zu pflegen und das Ansehen des Vereins zu wahren, konnte nur einem Manne gelingen, der von ungeteilter Wertschätzung und Vertrauen in vollstem Maße getragen wurde und dem Mühe kein Opfer, Arbeit keine Bürde war, der alles, was er tat, in idealster Pflichterfüllung für die alpine Sache leistete. Er hat seine jungen und besten, aber auch seine alten Tage dem Alpenverein geweiht, der ihm zur Lebensaufgabe ward. Deshalb wurde auch Herr Hueter zum Ehren-Vorsitzenden der Sektion ernannt. Mögen die Worte sich verwirklichen, die bei dieser Feier Herr Eyth gesprochen, daß das erste Ehrenmitglied der Sektion noch viele Jahre geistig frisch, körperlich rüstig erhalten bleibe, daß es ihm vergönnt sei, für sein ideales Streben und uneigennütziges Tun jenes stille Glück und jene innere Befriedigung zu finden, die auch die Tage hohen Alters mit warmem Sonnenschein bestrahlen.
S. Vorarlberg.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1921, Seite 29
Heinrich Hueter (+)
Der Ehrenvorsitzende und langjährige Vorstand der Sektion Vorarlberg, Heinrich Hueter, ist am 26. September auf dem hohen Froschen vom Tod ereilt worden. Ein Schlaganfall machte dem glücklichen, erfolgreichen Leben des 82-jährigen Alleingängers ein rasches Ende inmitten der Berge, die er über alles geliebt hatte. Was Heinrich Hueter der Sektion, dem Gesamtverein und dem Alpinismus bedeutete, wird noch die verdiente Würdigung finden. Hier sei heute nur der traurige Verlust dieses lieben und braven Menschen gemeldet.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1925, Seite 249
Heinrich Hueter.
Wenn Personen lange und innig mit irgendeiner Sache verknüpft sind, geschieht es häufig, daß der Volksmund ihnen Namen beilegt, die manchmal recht bezeichnend sind.
So war es auch mit Heinrich Hueter, dem langjährigen Vorstande der Sektion Vorarlberg des Deutschen und Österr. Alpenvereines der Fall, der allgemein der „Alpenvereins-Hueter“ genannt wurde.
Die letzten Jahre der Kriegszeit, besonders aber jene bösen Tage nachher, wo Jammer und Not in noch größerem Maße auftraten, brachten den bisher starken, rüstigen Mann recht herunter, er fiel, wie man zu sagen pflegt, aus den Kleidern, zog sich von der Gesellschaft zurück und nur selten sahen ihn seine alten Bekannten und Freunde. Wohl trug sein immer mehr fortschreitendes Leiden, die Schwerhörigkeit, einen großen Teil zu seiner Vereinsamung bei und die fast gänzliche Taubheit war es auch, die ihn veranlagte, daß er in der letzten Zeit seine Alpenwanderungen ganz allein machte, da er glaubte, sich und anderen mit dem Alleinsein nur einen Dienst zu erweisen. Dieses Alleingehen wurde ihm aber zum Verhängnis, denn auf einer Wanderung auf den Hohen Freschen begriffen, wurde er vom Tode ereilt. Man fand ihn am Samstag, den 26. September, auf der Wäldlealpe bei Ebnit. Wie er dort hinkam, was ihn bewogen, von dem eigentlichen Wege abzugehen, wird wohl immer ein Rätsel bleiben. Er wurde von dort nach behördlicher Beschau in die Totenkammer nach Dornbirn gebracht und am 29. nach Bregenz zur Beerdigung überführt Als man ihn ins Grab senkte, wurden drei Ehrenschüsse abgegeben, als wohlverdientes Dankzeichen für einen ehemaligen Vaterlands-Verteidiger.
Heinrich Hueter war am 28. Jänner 1844 in Wilten bei Innsbruck geboren. Seine Studien machte er in einer Militärkadettenschule in Marburg und kam nach ihrer Vollendung zur Dienstleistung in seine engere Heimat zurück. Den Krieg von 1866 machte er als Leutnant mit und erhielt für tapferes Verhalten vor dem Feinde das Signum Laudis. Bald nachher aber verließ er als Oberleutnant den militärischen Beruf, um der Klippe der Kaution zu entgehen. Er trat in den Postdienst über, den er in Bregenz bis zu seinem Übertritte in den Ruhestand ausübte. Bald stand er mitten im öffentlichen Leben und ganz besonders im Dienste des Alpenvereins. Alles was er in dieser Sache tat, geschah der Berge wegen, die er ihrer selbst willen liebte.
Im Jahre 1877 findet sich sein Name das erste Mal in dem Mitgliederverzeichnis der Sektion. Schon 1880 bekleidet er im Ausschusse der Sektion die Stelle eines Vorstandstellvertreters, und als 1884 der Vorstand Madlener mitten aus einer übervollen alpinen Bautätigkeit plötzlich entrissen wurde, trat er an seine Stelle und blieb Sektionsvorstand bis 1920. Infolge seines hohen Alters und besonders auch wegen seiner Schwerhörigkeit war es ihm nicht mehr möglich, die Stelle weiter zu behalten. Es wurde ihm die höchste Auszeichnung zuteil, welche die Sektion zu vergeben hat, er wurde einstimmig unter freudigen Zurufen zum Ehrenvorsitzenden ernannt.
Die Ehrung, die ihm die Sektion im Jahre 1909 dadurch erwies, daß sie der damals neugebauten Hütte auf der Alpe Vilisau am Fuße der himmelanstrebenden Zimba, dem Matterhorn Vorarlbergs, den Namen Heinrich-Hueter-Hütte gab, wird den nachfolgenden Geschlechtern erzählen, wie hoch Hueter von der Sektion geschätzt wurde, und seinen Namen lebendig erhalten. Die Hütte war auch seine ganz besondere Freude und sein Stolz. „'s Hüttle ist nicht groß, aber herzig, lieb und nett, wie wenn‘s ein Zuckerbäcker hingestellt hätt“ , sagt er oft und nicht ohne Zeichen innerer Rührung. Hueter war eine äußerst bescheidene Natur und behielt seine Stelle nicht aus Ehrgeiz so lange — er stellte sie der Sektion zu verschiedenen Malen Zur Verfügung — sondern es war reine Begeisterung für die alpine Sache, inneres Bedürfnis, weiterzuwirken für die Sektion und besonders in der letzten Zeit sie nicht zu verlassen und sich ihr zur Verfügung zu stellen, als niemand da war, der sich herbeilassen wollte, an die Spitze zu treten. Er vereinigte in sich nicht nur die Vorstandsstelle, er war auch Hütten- und Wegwart und leitete das Führer- und Rettungswesen. Ebenso führte er die gesamten Schreibarbeiten usw., dies alles ging durch die Hände des Vorstandes. Mühen und Sorgen, manche schlaflose Nacht, Opfer an Zeit und Geld kosteten ihn alle diese Sachen. Auch nach innen hat Hueter es verstanden, sachlich und fest die Sektion zu leiten. So kam es denn, daß die Hauptversammlung ihm immer das vollste Vertrauen aussprach und daß seine Wiederwahl mit Begeisterung erfolgte. Diese Opfer mußte er noch in sehr hohem Alter, in der Zeit des Krieges und sogar nachher, dem Alpenverein bringen, bis ihm endlich die Bürde doch zu schwer wurde. Diese jahrzehntelange Arbeit konnte er nur darum tragen, weil er sie aus idealer Pflichterfüllung übernommen hatte, weil sie ihm fast zum Lebensbedürfnis geworden war. Er hat seinem Alpenverein und seiner in ihm verkörperten Sektion Vorarlberg seine jungen und alten Tage geweiht, ihre guten und schweren Tage mit Freude und Stolz, mit Trauer und Ergebung getragen, manche Unbill und oft manches Unrecht hinuntergeschluckt.
Er war einer der alten Garde, der die Entwicklung des Alpinismus von der Gründung des Alpenvereins bis zur Gegenwart mitgemacht hat. Daher wird sein Gedächtnis nicht nur in Vorarlberg, sondern auch in unseren Alpenvereinskreisen und in denen der Schweiz, die ihn in besonderen Ehren hielten, fortleben. Besondere Dankbarkeit und Verehrung aber wird ihm die Sektion Vorarlberg allzeit widmen.
Ludwig Mähr.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1925, Seite 262
Geboren am:
28.01.1944
Gestorben am:
26.09.1925