Kellerbauer Theodor
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Biografie:
Professor Theodor Kellerbauer (+)
Die S. Chemnitz wurde von einem schweren Verluste betroffen: der Mitgründer und säst in der ganzen Zeit ihres Bestehens ihr Vorstand, Prof. Dr. Theodor Kellerbauer, ist Mitte Januar verschieden. Die Sektion widmet diesem in weitesten deutschen Alpinistenkreisen hochgeachtet gewesenen Nestor der Bergsteiger die nachfolgenden Worte: „Bei uns waren Alpenverein und Kellerbauer so ziemlich zu einem Begriff verschmolzen und niemand von den tätigeren Mitgliedern konnte sich den einen Teil ohne den andern denken. Nun soll es anders sein, nachdem es 35 Jahre so gewesen! Das ist mit Ausnahme des ersten Vereinsjahres die gesamte Lebensdauer unserer Sektion, in der sie von diesem nimmermüden, vielseitigen und feinfühligen Führer Ziel und Richtung empfing. Seiner Tatkraft verdanken wir unser alpines heim, er brächte die Vereinstätigkeit zu glänzender Entfaltung. Mit besonderen Gaben des Geistes und Gemüts ausgestattet, wurde er zum mutigsten Bergsteiger und kühnsten Erforscher der Hochalpen sowie durch seine geist- und gemütvollen Vorträge vorbildlich in seiner Liebe zur Natur und Freude an männlichem Tun unter unseren Mitgliedern.
Unser Kellerbauer war nicht nur eine unter Bergsteigern und Alpenbewohnern bekannte und geachtete Persönlichkeit, auch die Hauptleitung des Gesamtvereins wußte seine Gaben und Erfahrungen im Weg- und Hüttenbauausschuß dem Ganzen dienstbar zu machen. Da Kellerbauer auch auf manch anderem Gebiete der Gemeinnützigkeit selbstlos diente, konnte es nicht fehlen, das sich eine ansehnliche Schar Verehrer um seinen Sarg versammelte zu letztem Gruß und Dank. Seine sterbliche Hülle übergaben wir am 16. Januar den Elementen, sein Andenken wird unter uns in Segen weiterwirken."
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1918, Seite 24
Theodor Norbert Kellerbauer (+)
Mit dem kürzlich verstorbenen Vorstand der S. Chemnitz hat nicht nur diese Sektion, sondern der ganze Alpenverein einen schmerzlichen Verlust erlitten, und es ziemt sich, dieses außergewöhnlichen Mannes an dieser Stelle besonders zu gedenken. Kellerbauer wurde 1839 in Altbayern geboren, besuchte die Technischen Hochschulen zu München und Karlsruhe sowie die Bergakademie in Freiberg und, widmete sich dann nach praktischer Tätigkeit als Ingenieur dem Lehrerberufe. Er war von 1864 bis 1910 Professor an den Technischen Staatslehranstalten in Chemnitz. Daneben betätigte er sich schriftstellerisch, lehrend und praktisch (als Hauptmann der Turnerfeuerwehr) im Feuerlöschwesen und gewann darin ein solches Ansehen, dass er in den Landesausschuß sächsischer Feuerwehren berufen und zum dritten Vorsitzenden in den Ausschuß des Deutschen Reichsfeuerwehrverbandes gewählt wurde sowie die Ehrenmitgliedschaft des österreichischen und italienischen Feuerwehrverbandes erhielt.
Wie er bis in sein hohes Alter als Turner männliches Turnen Pflegte, so betätigte er sich auch bekanntlich hervorragend als kühner und mutiger Bergsteiger. So bestieg er allein 1882 das Wetterhorn, 1885 den Pic Central de la Meije, 1887 das Zinal-Rothorn, Weißhorn und Matterhorn, 1889 zum zweiten Male das Weißhorn, 1890 zum zweiten Male das Zinal-Rothorn sowie führerlos 1885 mit Prof. Dr. K. Schulz und L. Purtscheller die drei Aiguilles d'Arve und mit Purtscheller und Prof. Schulz sowie mit den Brüdern Zsigmondy verschiedene Gipfel des Dauphins, so die Grande Ruine und die Tete du Roujet, 1887 mit Dr. G. C. Lammer und Loria verschiedene Gipfel des Nadelgrates, 1890 mit Wittich die Jungfrau. Ebenso besuchte er im Laufe der Jahre als Alleingänger oder führerlos mit anderen Touristen fast alle höheren Gipfel Tirols.
Was Kellerbauer für die S. Chemnitz gewesen, ist in diesen Blättern schon kurz festgelegt worden. Er leitete von 1883 bis zu seinem Tode als erster Vorsitzender die S. Chemnitz und brachte diese durch seine unermüdliche Tatkraft und Umsicht zu großer Blüte. Durch sein Beispiel sowie durch seine geist- und gemütvollen Vorträge verstand er es, Liebe zur Natur und Begeisterung für die Schönheiten der Alpenwelt bei den Mitgliedern zu erwecken und die Begeisterung für die schöne Alpenwelt auch zu praktischer Betätigung zu führen. Auf seine Anregung und unter seiner Mitwirkung erbaute die Sektion 1894 die Chemnitzer Hütte auf dem Neveser Joche in den südlichen Zillertaler Alpen. Der von Kellerbauer geplante Weg von dort bis zur Sonklarhütte auf dem Speikboden trägt ihm zu Ehren den Namen „Kellerbauerweg".
In den letzten Jahren haben schwere Schiksalsschläge den unermüdlich tätigen Greis gebeugt. Vor drei Jahren entriß ihm der Tod die älteste Tochter Rose, die seine alpinen Bestrebungen begeistert geteilt, mit ihm zahllose Wanderungen in die Alpen ausgeführt und das Sektionsleben durch viele von ihr gedichtete wirkungsvolle Festspiele eifrig gefördert hatte. Im vorigen Herbste verlor er eine zweite Tochter und diese schmerzlichen Verluste haben des edlen Menschen letzte Tage schwer bedrückt.
Ein ungewöhnlicher Mensch, ein Mann von außerordentlicher Tatkraft, Schaffenslust und Vielseitigkeit und aus der Reihe der Alpinisten eine Persönlichkeit von scharf ausgprägter Eigenart ist mit ihm dahingegangen, ein Bergsteiger, mit dessen hervorragender Leistungsfähigkeit nur noch seine übergroße Bescheidenheit auf gleicher Höhe stand. Das Andenken dieses bedeutenden Mannes wird bei allen, die ihn kannten, fortleben, in der Geschichte des deutschen Alpinismus steht sein Name auf einem Ehrenblatte verzeichnet.
Geh. Justizrat Dr. Frauenstein, Chemnitz.
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1918, Seite 36-37
Geboren am:
1839
Gestorben am:
01.1918