Lukan Fritzi

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Biografie:
Quelle: Der Bergsteiger 1972, Seite 371

Fritzi Lukan
Sonntags auf dem Kanzelgrat. Die warme Herbstsonne hat viele Spaziergänger auf die Hohe Wand, einen Klettergarten der Wiener, gelockt. Neugierig schauen sie den "verrückten" Kletterern zu.
"Nein, so was! Da schau dir einmal diese zwei Fratzen an. Wenn das die Eltern wüssten."
"Die sitzen sicher im Wirtshaus, während ihre Kinder leichtsinnig mit dem Leben spielen. Ein Verbrechen ist das!" Karl Lukan, der diesen kinderlieben Dialog hört, grinst belustigt. Diese beiden Fratzen sind nämlich sein Ehegespons Fritzerl mit Sohn Martin ...
Zart und klein - bei ganzen 1,49 m bringt sie knapp 48 Kilo auf die Waage -, die kastanienbraunen Haare mit je einem Gummiband zu zwei Zöpfen gebunden, mit roter Kletterhose und knallrotem Hemd (weil doch rot ihre Lieblingsfarbe ist), kann man das Fritzerl von weitem schon gut und gerne mit einem Schulmädchen verwechseln. Gar oft aber ist am anderen Seilende dieser mädchenhaften Frau nicht bloß einer ihrer Söhne (Felix 7 und Martin 11 Jahre), sondern ein ausgewachsenes Mannsbild, das sie durch eine Kletterroute des III. oder IV. Schwierigeitsgrades führt. Manchmal darf auch ich mit Fritzi als Seilerster gehen. Für Gatten Charly und die übrige »Meute« sind wir dann geringschätzig die ?Weiberseilchaft? und als solche Zielscheibe zahlloser Witze und Blödeleien. Fritzerls Humor und Schlagfertigkeit feiern dann meist Triumphe.
Jemand hatte einmal gefragt: »Betreiben Sie das Bergsteigen eigentlich als Ausgleichssport, Frau Lukan?»
?Du lieber Gott, nein - wenn's zum Ausgleich wäre, da müsste ich ja eher das ganze Wochenende im Bett verbringen... Und das Wort Sport, wissen Sie, das hat für mich immer den Beigeschmack von eisernem Training, Rekorden, tierischem Ernst und so. Ich stelle mir das eher furchtbar vor. Bergsteigen aber, das ist die Freude an der Bewegung, am Erlebnis, am Abenteuer, das ist ein wenig Freiheit - und sehr viel Kameradschaft."
In die Berge ging Fritzi Lukan schon lange bevor sie ihres Mannes »liebster Seilgefährte« wurde - als sie noch zehn Monate im Jahr Schulhefte verbesserte. Diese ihre berufliche Vergangenheit veranlasst Charly nicht selten, mit pathetischer Stimme zu deklamieren: ? Und wenn ich an die Himmelstüre klopfen werde und Petrus wird mich fragen: < Was hast du in deinem Leben Gutes getan, mein Sohn?> - dann werde ich antworten: < Ich habe durch meine Heimat dafür gesorgt, dass da eine Lehrerin weniger sei auf Erden!> Und Petrus wird sagen: < Du tatest Gutes, mein Sohn. Tritt ein, dir sind alle deine Sünden vergeben.>?
Nur, wenn auch das Fritzerl ihren Charly gegen keinen anderen Mann dieser Erde eintauschen möchte: mit einem Karl Lukan verheiratet zu sein, würde für gar manche Durchschnittsfrau bedeuten, ebenfalls bereits auf Erden alle Sünden abgebüßt zu haben. Dass sie neben ihrem großen Haushalt Zeit finden muss, sämtliche Manuskripte der Lukanschen Bücher und Geschichtechen mit der Maschine zu tippen, ginge ja noch. Aber woher nimmt dieses zarte Geschöpf auch noch die Energie, alljährlich seinen Mann bei Ausgrabungen zu begleiten, halb Etrurien auf dem Fahrrad zu durchqueren, zum Wochenende und im Urlaub kalte Biwaknächte in Felswänden oder Touren zu machen, bei denen man bis zu 10 Stunden in Seilschlingen steht? Wie findet Fritzerl noch die Zeit und vor allem die dafür notwendigen zwei freien Hände, um zu fotografieren, für ihres Gatten beliebte Lichtbildvorträge - wie meistert sie alles das, ohne je müde oder missmutig zu sein? Das habe ich noch nicht ergründet. Bezeichnend aber ist für sie, dass sie den Wunsch, sich in der Serie ?Bergsteigerporträts? vorzustellen, lachend mit der Bemerkung quittierte: ?Ausgerechnet mich! Das verdanke ich aber auch nur der Tatsache, dass ich mit einem berühmten Mann verheiratet bin.?Nun, ich bin anderer Meinung, Sie nicht auch?



Lukan Fritzi "Fritzel", Wien, Ehefrau von Karl Lukan
1941 Beg.Fleischbank-Ostwand „Dülfer-Schaarschmidt-Führe“,V+,400 HM,2187m, (Wilder Kaiser)
1959 Beg.Trisselwand,1755m, (Totes Gebirge)
1979 Beg.Eiger-Mittellegigrat,IV,3970m, (Berner Alpen)
1983 Beg.Piz Ciavazes „Rampenführe“,2831m, (Sellastock,Dolomiten)
1983 Beg.Pordoispitze-Südpfeiler„Mariakante“,IV+,250 HM,2952m, (Sellastock,Dolomiten)
1983 Beg.Dritter Sellaturm-Südwestwand „Jahnweg“,IV,150 HM,2688m, (Sellastock,Dolomiten)
1983 Beg.Grasleitenturm „Müllsteigerkamin-Marsonerkamin“,2568m, (Rosengarten)
1983 Überschr.Daumen,2953m,-Fünffingerspitzen,IV,600 KM,2996m, (Langkofelgruppe,Dolomiten)
1983 Beg.Hohe Wand-Daschgrat,1132m, (Gutensteiner Alpen)
1985 Beg.Trisselwand „Reinlroute“,III,1755m, (Totes Gebirge)
1986 Beg.Trisselwand „Stügerroute“,1755m, (Totes Gebirge)
1986 Beg.Hochkesselkopf-Südwest-Verschneidung,V+,440 HM,2454m, (Dachsteinmassiv)
1989 Beg.Großer Koppenkarstein-Südwestpfeiler,2865m (Gosaukamm,Dachsteinmassiv)
Beg.Großer Priel-Südgrat,2515m, (Totes Gebirge)
Beg.Spitzmauer-Ostwand „Linker Ostwandpfeiler“,2442m, (Totes Gebirge)
Beg.Grohmannspitze-Südwand,3126m, (Lankofelgruppe)
Beg.Delagoturm-„Delagokante“,IV+,2790m, (Vajolettürme,Rosengarten)
Best.Pflerscher Tribulaun,3097m, (Stubaier Alpen)
Beg.Zlia Zab (Schreckenzahn)-Ostkante,2678m, (Bulgarien)
Beg.Traunstein-Südwestgrat,III,1691m, (Salzkammergut)
Best.Aiguille de I’M, 2844m, (Montblancgebiet)
Gerd Schauer, Isny im Allgäu


Gestorben am:
2020