Guggenberger Josef

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Biografie:
Peppi und Seffa im Hochweißsteinhaus
Guggenberger Josef, unter Freunden „Peppi" und Kärtner bis in den kleinen Finger, staunte nicht schlecht, als Ende der vierziger Jahre bei ihm daheim in Liesing die Haustür aufflog. Eine resolute Frau stand auf der Schwelle und sagte kurz angebunden: „Geh' such die Mutter, schnell! Ich muß bei Euch ein Kind holen." Dabei musterte sie den Mann prüfend und krempelte sich die Ärmel hoch. Dann half sie dem Arzt und einer jungen Frau, die schon in den Wehen war, zur Stube herein. „Na mach schon", drängte die Hebamme, während der Kummer gewohnte Doktor polterte, daß man in diesem Zustand nicht zu Fuß und allein für die Krankenhausfahrt zu ihm kommt.
Eine Stunde später war das Wurm geholt, - heute ein stattlicher Mann, der seit Jahren Hüttenwirt am Speiereck in den Niederen Tauern ist. Reinhold Christler heißt er. Als Joseffa aus St. Lorenzen - unter Freunden Seffa - damals dem Peppi das Baby zeigte, ahnte sie nicht, daß sie diesem ihr bis dato unbekannten ledigen Lesachtaler einmal drei eigene Kinder bringen würde...
Vor kurzem feierten die beiden Guggenbergers Silberhochzeit und 25jähriges Hüttenjubiläum, beglückwünscht von einem Sohn, der in Rom Theologie und Philosophie studiert, und einem zweiten, der wie der Vater Tischler lernte und jetzt mit Matura um-schult auf Nachrichtentechnik. Das Nesthäkchen heißt Ingeborg und geht auf die Frauenfachschule. Alle drei helfen den Eltern während der Ferien brav auf der Hütte. In der hüttenlosen Zeit arbeitet der Wirt als Bauschreiner in Villach und kann nur am Wochenende nach Hause kommen.
Er erzählt „Reichsdeutschen" gern und schmunzelnd, daß er für „Führer, Volk und Vaterland" in Norwegen und Finnland kämpfte. Seine Mitwirkung am Rußlandfeldzug kostete ihn drei Jahre Kriegsgefangenschaft im Kaukasus. Sie stimmt ihn weniger heiter, auch nachträglich. Aber sein Witz hat all das unbeschadet überdauert. Davon zehrt nicht nur Seffa, auch auf gastierende Wandersleut färbt seine Heiterkeit ab. Sie belebt und erfrischt, genauso wie rundherum die glückliche Ergänzung von Fels, Grasbergen und atemberaubender Flora in den „vergessenen" Karnischen Alpen östlich der Sextener Dolomiten. Der größte Wunsch des Wirtpaares: Besuch aus Deutschland...
-ine
Quelle: DAV Mitteilungen 1978, Heft 4, Seite 235