Ling William Norman
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Biografie:
William Norman Ling (1873-1953)
Der Tod von William Ling am 30. Dezember 1953 muss für seine vielen Freunde ein großer Schock gewesen sein. Er war nicht krank gewesen. Er war auf dem Weg zum Neujahrstreffen des Scottish Mountaineering Club, hatte im Haus des Schriftstellers einen plötzlichen Anfall und starb innerhalb weniger Stunden ganz friedlich. In der Art seines Hinscheidens kann niemand bedauern, dass es keine anhaltende Krankheit gab; es ist einfach, stellt man sich vor, wie er es gerne gehabt hätte.
Er wurde am 4. März 1873 als Sohn von Mr. Christopher Ling geboren, der um die Jahrhundertwende Maishändler in Carlisle und Bürgermeister dieser Stadt war. Er wurde in Winchester ausgebildet und trat nach Abschluss der Schule in das Familienunternehmen ein, das er bis zu seiner Pensionierung vor einigen Jahren weiterführte. Als junger Mann verbrachte er ein Jahr in Danzig, wo seine Firma Interessen hatte, und vervollkommnete dort seine Deutschkenntnisse, die ihm bei seinen vielen Reisen in den Bergen Europas eine große Hilfe gewesen sein müssen. Einundzwanzig Jahre lang war er Vorsitzender der Carlisle and North Western Savings Bank; er war auch Generalkommissar für Einkommensteuer. In seinem Heimatdorf W etheral war er zeitweise Vorsitzender des Gemeinderates. Er interessierte sich für Musik und Literatur, aber seine größte Leidenschaft galt zweifellos dem Bergsteigen in all seinen Formen.
Er wurde 1903 in den Alpine Club gewählt, sein Vorschlager war F. Morshead und sein Stellvertreter C. E. Mathews; diente von 1912 bis 14 im Komitee und von 1929 bis 1930 als Vizepräsident. Angesichts seiner späteren Bedeutung als Bergsteiger ist es interessant festzustellen, dass er 1901 vom A. C. als unzureichend qualifiziert abgelehnt wurde! Er trat der S.M.C. 1898 war er zweimal Mitglied des Komitees, war von 1914 bis 19 Vizepräsident und von 1919 bis 1922 Präsident. Während seiner langen Zugehörigkeit zu diesem Club eignete er sich ein nahezu unvergleichliches Wissen über die schottischen Berge an. Ling begann seine Kletterei 1893 in Wales, 1894 in den Seen, 1897 in Schottland und 1899 in den Alpen. Sein letzter Besuch in den Alpen war 1950, als er mit Unna im Stubaital war.
Seine Kletterkarriere war so breit gefächert und seine Begehungen waren so zahlreich, dass es unmöglich ist, sie alle aufzuzählen, ohne langwierig zu sein, aber man kann davon ausgehen, dass er die meisten Standardbesteigungen seiner Zeit bestiegen hat. Unter seinen bemerkenswerteren Besteigungen kann eine Saison in Norwegen im Jahr 1903 erwähnt werden, als drei neue Besteigungen gemacht wurden, darunter die Wand des Slogen direkt vom Fjord aus; 1906 die erste Querung der Südspitze der Aig. d'Argentiere; das Schreckhorn über den Andersongrat mit Abstieg über den Südwestgrat und die erste britische führerlose Besteigung des Matterhorns über den Zmuttgrat mit Abstieg über den italienischen Grat. Höhepunkt der Saison war 1908 die erste britische Guideless-Besteigung der Dent Blanche über den Viereselgrat; 1909 Monte Rosa durch die Macugnagawand und 1910 die Erstbesteigung des Monte Disgrazia durch die Nordwand. 1913 stattete er dem Kaukasus einen längeren Besuch ab und machte dort fünf Erstbesteigungen.
Bekanntlich war Ling besonders mit dem verstorbenen Harold Raeburn*) in seiner großen Serie führerloser Besteigungen verbunden, aber andere seiner Gefährten waren Lawson, Glover, C. W. Walker, George Sang, H. MacRobert, P. J. H. Unna, Robert Corry und andere J. M. Davidson. Obwohl er es vorzog, ohne Führer zu klettern, war er gelegentlich den Diensten eines Führers nicht abgeneigt.
Einige Jahre lang fuhr er im Winter regelmäßig in die Alpen, aber mit Verspätung und nie richtig zum Skifahren gekommen. Er stieg gerne mit Fellen auf den Skiern und fand sich bei jedem Wetter und Schnee in unbekannten Länder zurecht, aber er hasste es, bergab zu gehen
Er hat eine Reihe von Artikeln zum ALPINE JOURNAL beigetragen, die wichtigsten davon:
"A Traverse of ,Monte Rosa and other Expeditions", 25. P 97.
"Einige neue Anstiege im Kaukasus", 28, S. 131
"Die Nordwand des Monte Disgrazia und andere Anstiege", 35 · p. 36.
"Die Jahre zwischen den Tagen, an die man sich erinnert", 55 · S. 279.
Klein, drahtig und zäh, hatte Ling ein außergewöhnliches Durchhaltevermögen und versuchte immer, mehr als seinen Anteil an der Last zu tragen. Er war ein entzückender Kletterbegleiter mit viel stillem Humor, voller Sympathie und Verständnis und im Notfall absolut zuverlässig. Wenige Männer mögen die Berge mehr geliebt haben als er, denn wie seine Tagebücher zeigen, hat er in all seinen sechzig Jahren als Kletterer, abgesehen von den Kriegsjahren, kaum eine Saison verpasst.
Sein Tod wird in seinem großen Freundeskreis eine große Lücke hinterlassen, denn er pflegte nicht nur all seine alten Freundschaften, sondern gewann im Laufe der Zeit viele Freunde einer jüngeren Generation, die ihn um Hilfe und Inspiration baten und nie vergeblich.
*) Raeburn widmete Ling sein Buch ?Mountaineering Art?.
R. Jeffrey
Quelle: Alpenjournal Vol. 59.Nr. 288, 1954, Seite 336-338
1903 drei neue Besteigungen in Norwegen-Wand des Slogen direkt vom Fjord aus, (Norwegen)
1906 Best.Aiguille d'Argentiere-Südspitze, (Montblancgebiet)
1906 Überschr.Schreckhorn-Andersongrat mit Abstieg über Südwestgrat, (Berner Alpen)
1906 Überschr.Matterhorn-Zmuttgrat,Abstieg italienischen Grat, erste britische führerlose Besteigung, (Walliser Alpen)
1908 Beg.Dent Blanche-Viereselgrat,erste britische führerlose-Besteigung, (Walliser Alpen)
1909 Beg.Monte Rosa-Ostwand "Macugnagawand", (Walliser Alpen)
1910 1.Beg.Monte Disgrazia-Vorgipfel-Nordwand zum Westnordwestgrat ?Via degli Inglis?,52°bis 60°,500 HM,3606m, (Bergell)
1913 Teiln.Kaukasus-Expedition mit fünf Erstbesteigungen,
G.Schauer
William Norman Ling (1873- 1953)
The death of William Ling on December 30, 1953, must have come as a great shock to his many friends. He had not been ill. He was on his way to the New Year Meet of the Scottish Mountaineering Club, had a sudden seizure at the house of the writer, and died quite peacefully within a few hours. In the manner of his passing none can regret that there was no lingering illness ; it is just, one imagines, how he would have liked it to be.
He was born on March 4, 1873, the son of Mr. Christopher Ling, who was a corn merchant in Carlisle and Mayor of that city at the turn of the century. He was educated at Winchester, and on leaving school entered the family business which he continued to run until his retirement a few years ago. As a young man he spent a year in Danzig, where his firm had interests, and while there he perfected his knowledge of German which must have been of great assistance to him in his many journeyings in the mountains of Europe. For twenty-one years he acted as Chairman of the Carlisle and North Western Savings Bank; he was also a General Commissioner of Income Tax. In his home village of W etheral he was for a time Chairman of the Parish Council. He was interested in music and literature but his ruling passion was undoubtedly mountaineering in all its forms.
He was elected to the Alpine Club in 1903, his proposer being F. Morshead and seconder C. E. Mathews ; served on the Committee 1912-14 and as Vice-President 1929- 30. In the light of his later eminence as a mountaineer it is intriguing to note that he was rejected by the A. C. in 1901 as insufficiently qualified ! He joined the S.M.C. in 1898, served twice on the Committee, was Vice-President 1914- 19 and President 1919- 22. During his long association with that Club he acquired an almost unrivalled knowledge of the Scottish mountains. Ling commenced his climbing in Wales in I 893, in the Lakes in 1894, in Scotland in 1897 and in the Alps in 1899. His last visit to the Alps was in I950 when he was in the Stubaital with Unna.
His climbing career covered so wide an area and his ascents were so numerous that it is impossible, without being tedious, to list them all, but it can be assumed that he did most of the standard climbs of his day. Among his more notable climbs may be mentioned a season in Norway in 1903 when three new climbs were made including the face of Slogen direct from the fjord ; in 1906 the first traverse of the South Peak of the Aig. d 'Argentiere ; the Schreckhorn by the Andersongrat with descent by the south-west arete and the first British guideless ascent of the Matterhorn by the Zmuttgrat, descending by the Italian ridge. In I9o8 the highlight of the season was the first British guideless ascent of the Dent Blanche by the Viereselgrat ; in 1909 Monte Rosa by the Macugnaga face and in 1910 the first ascent of Monte Disgrazia by the north face. In I9I3 he paid an extended visit to the Caucasus and made five first ascents there.
As is well known, Ling was particularly associated with the late Harold Raeburn*) in their great series of guideless climbs but other of his companions -were Lawson, Glover, C. W. Walker, George Sang, H. MacRobert, P. J. H. Unna, Robert Corry and J. M. Davidson. Although he preferred to travel guideless he was not averse on occasion to the services of a guide.
For some years he went to the Alps regularly in winter but he was late in doing so and never really took to ski-ing. He enjoyed climbing on skins and finding his way in all conditions of weather and snow across unknown country but he hated going downhill l
He contributed a number of papers to the ALPINE JOURNAL the most important being :
' A Traverse of ,Monte Rosa and other Expeditions,' 25. P 97.
' Some New Climbs in the Caucasus,' 28 p 131
'The North Face of Monte Disgrazia and Other Climbs,' 35·p. 36.
'The Years Between Days to Remember,' 55·p 279.
Small and wiry and tough, Ling had exceptional staying power and was always trying to carry more than his share of the load. He was a delightful climbing companion with a great fund of quiet humour, full of sympathy and understanding and utterly reliable in an emergency. Few men can have had a greater love of the mountains than he had, for, as his diaries show, apart from the war years, he hardly missed a season in all his sixty years of climbing.
His death will leave a great blank among his large circle of friends, for not only did he keep up all his old friendships but, as time went on, he made many friends of a younger generation who looked to him for help and inspiration and never in vain.
*) Raeburn dedicated his book 'Mountaineering Art' to Ling .
R. Jeffrey
Quelle: Alpine Journal Vol. 59. Nr. 288, 1954, Seite 336-338
1910 1.Beg.Monte Disgrazia-Vorgipfel-Nordwand "Via degli Ingisi",52°bis 60°,500 HM,3606m, (Bergell)
Gerd Schauer, Isny im Allgäu
Geboren am:
04.03.1873
Gestorben am:
30.12.1953