Kalenda Rudolf

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Biografie:
Rudolf Kalenda
* 28. Jänner 1901 ? (+) 29. März 1977
Durch eine Notiz in der Österreichischen Alpenzeitung des Jahres 1929 suchte Rudolf Kalenda Gefährten für Bernina-Touren. Gern hätte ich zugesagt, war mir doch diese Berggruppe über alles lieb. Die gleichzeitige Möglichkeit eines Studienaufenthaltes in den Vereinigten Staaten von Nordamerika mußte ich aber vorziehen. So berührten sich unsere Lebensbahnen damals nur gedanklich.
Ein paar Jahre später übersiedelte Kalenda nach Graz und wurde zufällig mein Wohnungsnachbar. Das gemeinsame Klubabzeichen führte uns rasch zusammen. Rudi fand Aufnahme und Freunde bei den Turner-Bergsteigern. So trafen wir uns ein zweites Mal, nun aber tatsächlich und zu einer langen Bindung.
Es folgte eine Zeit schönster Bergfahrten. Kalenda war damals einer der wenigen Grazer Bergsteiger, der einen Kraftwagen besaß, den er großzügig ?bis zum Rande" mit seinen Bergfreunden füllte. Gewöhnt, unsere Ziele zu erwandern oder bestenfalls zu erradeln, kamen wir nun mühelos nach Gstatterboden, zum Schwabenbartl oder zum Bodenbauer. Nach langer Bergfahrt steuerte uns Rudi, selbst müde wie wir, in tiefer Nacht mit sicherer Hand wieder nach Hause.
Wie so mancher Mensch, zumal Bergsteiger, hatte auch Rudolf Kalenda zwei ganz verschiedene Wesensarten: die des erfolgreichen, nüchtern rechnenden, eher zugeknöpften Kaufmanns und die des liebenswürdigen, in allen Lagen hilfreichen und guten Kameraden. Kalenda war nicht 0. E. Meyers ?Stümper vor den Forderungen des Tages", sondern beherrschte sie souverän. So hielt er uns etwa aus dem Stegreif einen geistvollen Vortrag über komplizierte Finanzprobleme und war fast im gleichen Augenblick ein kindlich-heiterer Geselle, der sich an einem Schlechtwettertag der hochwichtigen Arbeit der Umleitung eines Bächleins mit Hingabe widmete.
So waren es unvergeßliche Stunden auf den Felsburgen des Gesäuses, des Hochschwabs und den Gipfeln der Niederen Tauern. Auch auf Urlaubsreisen in die Westalpen mit dem Kraftwagen nahm Rudi seine Grazer Freunde mit.
Der Krieg verschonte zwar den Unabkömmlichen, doch mußte Kalenda wie so viele nach 1945 beruflich neu anfangen. Er verstand es aber, mit seinem großen kaufmännischen Geschick zu beachtlichem Erfolg und Wohlstand zu kommen. Dabei stellte er gern Bergsteiger in seiner Firma an.
Wieder verband uns. das Seil. Ich erinnere mich an einen komplizierten Abstieg vom Höchstein nach Norden, den Rudi sicher führte. Doch frühzeitig begannen sich Krankheitszeichen zu zeigen, die Kalendas Bergsteigen einschränkten. Als wir nach dem ersten Klubtreffen in Kals zum Glockner aufstiegen, mußte er auf der Höhe der ?Schar" umkehren. Lange sahen wir ihn dort, von den großen Bergen Abschied nehmend.
Kalenda war auch ein guter Schiläufer und bevorzugte den Arlberg und Fahrten in den steirischen Alpen.
Wassersport und ausgedehnte Reisen, davon mehrere rund um die Welt, mögen ihm einigen Ersatz für die ihm nun verschlossenen Berge gebracht haben. Auf der Höhe des beruflichen Erfolges, umsorgt von seiner Gattin und guten Freunden, zerbrach irgendwie sein Lebenswille. Dauernde Schmerzen und wenig Hoffnung auf Genesung dürften Schuld daran gehabt haben.
Nun berührten sich unsere Daseinsgrenzen ein drittes und letztes Mal. Zu gleicher Zeit kamen wir in dasselbe Krankenhaus, das er nicht mehr lebend verlassen sollte. Räumlich ganz nah, konnte ich, selbst ans Bett gebunden, nur in Gedanken bei dem Freund sein. Mögen ihn die gleichen schönen Erinnerungen zur Höhe geführt haben, die auch mir damals tröstend vor Augen standen.
Zahlbruckner
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1977, September/Oktober, Folge 1415, Seite 114-115



Geboren am:
28.01.1901
Gestorben am:
29.03.1977