Dumler Josef

(Bearbeiten)

Biografie:
Salzburg
Mitglied des Österr. Alpenklubs

Sepp Dumler
* 19. Oktober 1903 ? (+) 17. November 1995
Mitglied des ÖAK seit 3. Juni 1948

Sepp Dumler, mein Onkel, hat mich, wie so viele andere Menschen um ihn, in die Berge geführt. Mit einem Zirbenzapfen voller süßer Kerne ist ihm das gelungen, auch aus mir einen Bergsteiger zu machen, als ich acht Jahre war. Sepp Dumler ist am 19. Oktober 1903 in Salzburg geboren, als eines von fünf Kindern von Josef und Elisabeth Dumler. Der Vater war Redakteur im ?Salzburger Volksblatt". In den zwanziger Jahren nach dem ersten Weltkrieg war es gar nicht leicht, einen Lehrplatz zu finden. Die Weltwirtschaftskrise war im Anzug. Inzwischen war der Vater Josef Dumler allzufrüh verstorben, sodaß Elisabeth für alle fünf Kinder herhalten mußte, bis diese Arbeit finden konnten, Das. Lehrzeugnis vom Sepp lautete wie folgt: ?Nach seiner, in meiner Kolonialwarenhandlung beendeten Lehrzeit, d. i. vom 1. September 1920 bis zum heutigen Tage als Angestellter konditioniert. Derselbe hat sich während der oben angeführten Zeit stets als fleissiger, treuer, ehrenhafter und äußerst solider Mitarbeiter erwiesen, wofür ich ihm meine volle Anerkennung ausspreche und allerort bestens empfehle." Salzburg, 28. Feber 1922, Leopold Reichel.
Damals mußte man Samstag bis abends arbeiten, im konkreten Falle durch Auslieferung von Lebensmitteln auf den Mönchsberg.
Wer ihn genau angetrieben hat, Bergsteiger zu werden, weiß ich nicht. Aber er sattelte nach den samstäglichen Lebensmittellieferungen sein mittlerweile erstandenes Fahrrad und fuhr in die Berge der Salzburger Heimat zum Klettern. Die Berchtesgadner Alpen wurden klettermäßig er-obert, mit unglaublich wenig Mitteln! Die Kosten des Hanfseiles fraßen die Mittel für's Essen. Es scheint, daß die damals entbrannte Diskussion über die Vertretbarkeit des Hakengebrauches beim Klettern vielleicht auch eine wirtschaftliche Grundlage hatte? Einen IV?V frei zu gehen, war ihm kein Problem.
Sepp Dumler kletterte frei. Jeden Sonntag war er unterwegs. Es gelangen ihm Erstbegehungen wie die des wunderschönen ?Dreierwegs" und des ?geraden Zylinders" am Untersberg und als sein schönstes Bergerlebnis, wie er mir erzählte, die erste Alleinbegehung der Westwand des Hochkogels im Tennengebirge, eine Mordswand mit 1.500 Höhenmetern.
In der Vorkriegszeit gab es heftige Konkurrenzierungen zwischen den alpinen Vereinen in Salzburg. Trotz der Weltwirtschaftskriese bauten die ?Edelweisser" ihre Hütte am Streitmandel im Tennengebirge und die ?Bergler" die ihre im Schildkar, auf der Nordseite, der Sepp auch mit dabei. Sepp Dumler wurde Alpenvereinsmitglied und Bergler.
Als Alpenvereinsmitglied war er bald um die Kürsingerhütte des Alpenvereins besorgt, zunächst als ?Winterbetreuer" und quasi ?Winterhüttenwart", weil Hüttenwart Bachmayr nur mehr Sommerdienst am Berg machen konnte. Fünfzig Jahre hat Sepp Dumler unter den Augen des Großvenedigers ehrenamtlich seine Pflicht getan, auch in den schwierigen Bedingungen des Umbaues.
Noch vor dem zweiten Weltkrieg gründete er die Jungmannschaft der AV-Sektion Salzburg. Nach dem Zusammenbruch der Südfront im zweiten Weltkrieg kamen dem Sepp Dumler seine geübten Beine zustatten. Er überquerte einfach die Alpen und fand bei seinen Oberpinzgauer Freunden Unterkommen als Bauernknecht, bis sich die Angelegenheiten in Salzburg wieder beruhigt hatten. Danach galt es, die Sektion Salzburg des ÖAV wieder rechtlich zu beleben, des-gleichen deren Eigentum. Sepp Dumler war ein wichtiger und erfolgreicher Mitstreiter im Vorstand des neugebildeten Vereinsgremiums. Genau diese Fähigkeit des unpolitischen Tuns im gemeinsamen Interesse zeigt die gleichzeitige Mitgliedschaft des Bergsteigers Sepp Dumlers im Alpenverein, im Alpenklub und bei den Berglern. Nach dem zweiten Weltkrieg erstand der Sepp einen VW-Käfer. Zunächst mit seiner Frau Herta und nach deren frühzeitigen Tod mit seiner Schwester Elsa belebte er fast alle Gipfel der Salzburger Berge. Nach seiner Pensionierung als Kanzleidirektor der Mayr-Melnhofschen Gutsverwaltung und über vierzig Dienstjahren widmete er sich der Sektion Salzburg des ÖAV, deren Ehrenmitglied er wurde, fast täglich den Bergen. Noch mit 85 Jahren fuhr er Schi und das elegant am Roßfeld und in der Gaissau! Dann holte ihn das Alter ein, und er schenkte seinen geliebten VW-Käfer einem jüngeren Berglerkameraden.
Sepp Dumler starb nach einem tapferen ertragenem Lebensabschluß. Er ist uns allen ein Vorbild an Würde, Zähigkeit und Kameradschaft.
Dkfm. Horst Bittner
Der Nachruf ist verfaßt von seinem Neffen Dkfm. Horst Bittner, der ihn über fünfzig Jahre als Berg-kamerad und Nachbar kannte.
Quelle: Österr. Alpenzeitung 1996, Folge 1528, Seite 75-76
1.Alleinbeg.Hochkogel-Westwand,1500 HM,2281m, (Tennengebirge)
1.Beg.Untersberg ?Dreierwegs",1972m, (Berchtesgadener Alpen)
1.Beg.Untersberg ?Gerader Zylinder",1972m, (Berchtesgadener Alpen)


Geboren am:
19.10.1903
Gestorben am:
17.11.1995