Höß Richard
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Biografie:
geboren in Urfahr/Linz (Österreich)
gestorben in Worpswede (Deutschland)
Richard Höß
* 27. Juni 1899 ? (+) 7. April 1977
Wieder ist ein Mitglied von uns gegangen, das dem Österreichischen Alpenklub durch mehr als ein halbes Jahrhundert die Treue gehalten hat, obwohl es ihm die längste Zeit über nicht möglich war, im Klubleben persönlich teilzunehmen.
Dipl.-Ing. Richard Höß (mütterlicherseits aus einer uralten Südtiroler Adelsfamilie stammend, die einmal auf Schloß Runkelstein zu Hause war), in Urfahr geboren, absolvierte in Wien das Hietzinger Gymnasium und rückte dann zu den Tiroler Kaiserjägern ein. Nach einem an der Südfront verbrachten Jahr besuchte er nach Kriegsende die Technische Hochschule Wien und erwarb hier sein Ingenieur-Diplom. Kurz darauf ging er zunächst nach Berlin und einige Jahre später gelangte er in seinem Berufsleben zu der Tätigkeit, die ihm bis zuletzt Befriedigung bot: Entmoorungen, Errichtung von Deichsielen usw. Zuletzt in Worpswede, wo er sich und seiner Familie ein schönes Heim schuf, bis zu seiner Pensionierung und später noch als beratender Ingenieur tätig, wurde ihm aus allen Kreisen hohe Anerkennung zuteil und seine unzweifelhafte Bewährung fand u. a. darin ihren Ausdruck, daß ihm von Fachleuten der Scherzname ?König vom Teufelsmoor" verliehen wurde. Im Zweiten Weltkrieg war er im nördlichen Norwegen bei Straßenbauten tätig und brachte es bis zum Hauptmann.
Schon in dem Jüngling erwachte die Liebe zum Bergsteigen, und sie erkaltete nie. Noch als Gymnasiast weilte er während des Ersten Weltkrieges einmal in den Sommerferien längere Zeit im Gesäuse, verdingte sich als Träger auf die Heßhütte und war sogar einige Male als ?Führer" tätig (u. a. Roßschweif aufs Hochtor). Nach dem Krieg wurde er Mitglied der akademischen Sektion Wien des DÖAV und im Jahre 1923 kam er unter der Bürgschaft unseres Rolf Werner in unseren Klub. Hinsichtlich seiner bergsteigerischen Tätigkeit kann man sagen, daß er sein Ziel, die Bergwelt seiner geliebten Ostalpen von Ost bis West, von Nord bis Süd kennenzulernen, voll erreicht hat. Trotz seiner Berufs-tätigkeit im Ausland kam er regelmäßig Jahr für Jahr in seine Berge, und er konnte auf eine stattliche Reihe schöner Bergerfolge zurückblicken. Nur in den letzten Jahren erwachte außerdem eine Liebe zu einsamen Wanderungen in Norwegen.
Begreiflicherweise gab es durch Jahrzehnte keinen persönlichen Kontakt zum Klub. Beim Klubtreffen 1974 in Maria Alm kam es dann zu einer Begegnung. Wir lernten seine vornehme und liebenswürdige Persönlichkeit schätzen und, obwohl er keinen Bergsteigergefährten aus seiner Klubvergangenheit mehr vorfand, können wir sagen, dass er sich in unseren Reihen wohlgefühlt hat, was er uns auch einige Zeit später schriftlich bestätigte.
Auch nach der nur kurzen Bekanntschaft empfinden wir es fast als selbstverständlich, wenn wir hören, daß seine ganz große Liebe der Musik galt. Sein Bruder schrieb uns: ?In seinem erfüllten Leben gewohnt, die ,erste Geige' zu spielen ... seine unermüdliche Hausmusik reichte vom Duo bis zum Oktett ... bei seiner Grablegung spielte sein Streichquartett eine zu Herzen gehende Melodie ..."
Nach einem erfolgreichen Berufs-, Familien- und Bergsteigerleben ist er dahin-gegangen. Der Österreichische Alpenklub wird seiner immer in Ehren gedenken.
Bruno Streitmann
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1977, Juli/August, Folge 1413, Seite 100-101
Geboren am:
27.06.1899
Gestorben am:
07.04.1977