Eichhorn Karl
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Biografie:
Karl Eichhorn
* 30. Oktober 1910 ? (+) 4. Mai 1993
Wenn in vielen Nachrufen in unserer ÖAZ sich die unglückliche Sitte verbreitet hat, mit einem Tourenbericht des Verstorbenen die Zeilen zu füllen, wie wenn erst dies sein Menschsein bestätigen könnte, so wäre es auch angebracht, einmal darüber nachzudenken, ob nicht auch der Text des formell-gewünschten Aufnahme-Ansuchens in den Klub, den Tourenbericht zur Bewertung mitgegeben werden sollte.
Warum ein solcher Gedankengang gerade dem Nachruf für Karl Eichhorn vorangestellt wird? Weil dessen Text, im Jahre 1930 geschrieben, nicht nur heute noch Gültigkeit hat und fast seine Gipfelerfolge zudeckt, die sich durch Studentenarmut vorerst nicht erweitern ließen, aber dafür durch seine festgesetzten Worte ausglich ? auch dem Klub gegenüber ? was an Nordwandgeplauder gefehlt haben könnte. Er fand z.B. keine Befürworter für eine allfällige Mitgliedschaft, da er viel allein ging (Hochtor-Nordwand, Pfannlweg; Stangenwand-Südwestwand) und sagte auch rundheraus, daß er von solchen Referenzen nicht sehr viel halte. Was können diese Leute von meinem ?durchseelen" der Berge wissen? ?Rein bleiben dort oben", schreibt er, ?aber auch in der Tiefe", weil wir sowieso nur ein allgemeines Leben leben können. ?Ihr Berge!" ruft er als Zwanzigjähriger aus, als wisse er schon jetzt, was sich den Gipfeln gegenüber geziemt. Fällt da noch ins Gewicht, was er als Bergsteiger einbringen konnte und sicherlich später eingebracht hat? Wir wissen nur noch, daß unser verstorbener Freund 25 Jahre lang Einsatzleiter des Bergrettungsdienstes in seiner Heimatstadt Kapfenberg gewesen ist. Er hat also so jene Linie eingehalten, die ihm vom Anfang an sein Rufen und Zurufen gestattete: Leben als Wandern und Schauen, als ein Erkennen und Bekennen und als ein Wissen, daß es sich gelohnt hat.
Lebe wohl!
Hans Barobek
Quelle: Österr. Alpenklub 1994, Folge 1516, Seite 60