Baur Fritz

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Biografie:
Fritz Baur (+)
Und wieder ist heute ein - trotz Sonnenscheines - trüber, trauriger Tag, an dem der Akademische Alpenklub Innsbruck Abschied nehmen muß von einem seiner Klubbrüder, von Fritz Baur, der die Seinen und uns am 5. September 1975 für immer verlassen hat.
Unser Fritz war jederzeit ein treues, dem Klub stets verwachsen gewesenes Mitglied, seinen Klubbrüdern immer ein guter und verläßlicher Weggefährte in den Bergen gewesen, erfüllt von großer Liebe zu den mayestätischen Bergen, in die es ihn immer wieder gezogen hat. Er war ein ausgezeichneter, leistungsstarker Bergsteiger der scharfen Richtung, ein hervorragender und ausdauernder Skiläufer in hochalpinem
Gelände. Immer hatte er eine offene Hand, wenn es galt einem jungen Klubbruder durch einen Tourenzuschuß eine schöne Bergfahrt zu ermöglichen, gab gerne seinen Teil, wenn bei unserem Bergheim, bei der Adolf Pichler-Hütte eine dringend nötige Reparatur durchzuführen war, wenn der Erweiterungsbau der Hütte finanziert werden mußte.
Seine Kondition, seine Sicherheit, sein Können in schwerstem Fels, seinen Mut und nicht zuletzt seine Härte und Unbeugsamkeit bewies er bei der tragisch verlaufenen Durchsteigung der Nordwand der Großen Zinne in den Dolomiten, eine Bergfahrt, die nur Extrembergsteigern zuzumuten ist. Damals war im oberen Teil der Wand bei einem Quergang sein Seilgefährte und Klubbruder Reinhold Berger abgestürzt und er mußte nun allein und nur auf sich selbst angewiesen, versuchen, der mörderischen Wand zu entklettern. Er hat diese Aufgabe geschafft trotz der schweren psychischen Belastung wegen des Todessturzes seines Seilkameraden, hat es geschafft, wiewohl er noch schwere und schwerste Kletterstellen des 4. und 5. Schwierigkeitsgrades überwinden mußte, sicherlich zusätzlich auch arg gequält durch den Gedanken wie sage ich es - sollte ich der Wand entkommen - seinen Angehörigen. Und ein andermal - das liegt erst wenige Jahre zurück - geriet er im Fradertal, einem Seitental des Obernbergtales bei einer Skitour in eine Lawine und wurde dabei schwerst verletzt. Dieser Unfall hatte einen mehrere Wochen langen Aufenthalt in der Innsbrucker Chirurgie zur Folge. Daß er diesen Unfall überlebt hat, ohne einen bleibenden, gesundheitlichen Schaden davonzutragen, bewies seine gute Konstitution, seine unglaubliche Lebenskraft.
Wir im Klub, seine Klubbrüder aber hatten oft und oft Angst um ihn, hatten seinetwegen Sorge wegen seiner Verwegenheit, die gelegentlich nahezu an Tollkühnheit zu grenzen schien, hatten Sorge und Angst, da wir befürchteten, daß er nicht alt werden würde, daß er keines natürlichen Todes sterben werde. Und nun haben sich diese Sorgen und Ängste, diese Befürchtungen leider als zutreffend und berechtigt erwiesen. Wir trauern um ihn mit seinen Angehörigen, denen unser aufrichtiges Beileid gehört. Nach den wenigen Worten des Gedenkens an unseren Fritz seien die Worte einer Strophe des Liedes gesprochen, das wir allemal bei der Trauerfeier für einen von uns gegangenen Klubbruder singen, Worte, die da lauten "Ist einer unsrer Brüder nun geschieden, vom blassen Tod gefordert ab, so weinen wir und wünschen Ruh und Frieden in unsres Bruders stilles Grab".
Dies, lieber Fritz wünschen Dir all Deine Klubbrüder, die Dich nie vergessen werden, die Dir noch einmal Dank sagen für Deine Treue zum Klub, für Dein Verbundensein und Verbunden bleiben mit unserem Akademischen Alpenklub.
Im Gedenken an Fritz Baur
Ein glänzender, wehmütiger Herbsttag stand über der großen Trauergemeinde, die auf dem Friedhof zu St. Nikolaus Fritz Baur das letzte Geleit gab. Er, der das gefahrvolle Leben so sehr liebte und darin oft Sieger blieb, ist nicht mehr. Fritz Baur war ein Mann der Tat, des Handelns, der nicht zum Grübeln, Zaudern und Zweifeln geboren war. Er liebte die Aktion, als Bergsteiger, Segelflieger, Segler, als Sportsmann im weitesten Sinn, als Kaufmann und Unternehmer.
Im Handeln entfaltete er all die Eigenschaften, die wir liebten: Wagemut, Gelassenheit und Heiterkeit, gerade in heiklen Situationen, Kameradschaft bis zur Selbstaufgabe. Und doch, so sehr er bewußt oder unbewußt nach dem Risiko, dem spannungsreichen Tun abseits der begangenen Pfade dräng-te, so trieb ihn nie krankhafter Ehrgeiz. Er suchte nach der Polarität zwischen Gefahr, Anstrengung, Selbstüberwindung und dem unbeschwerten, vertieften Genuß danach, Da überkam ihn jungenhafte Fröhlichkeit, ja Ausgelassenheit, da erfuhren wir oft, wie seine heitere Art ihm die Fähigkeit gab, gesellschaftliche Konventionen und Distanzen in kürzester Zeit abzubauen, zu überwinden, ja zu ignorieren, sich Zutritt zum Herzen einfacher Menschen zu verschaffen. Für alle die an seinem Leben Anteil nahmen, die seine Persönlichkeit akzeptierten, war er der beste Kamerad und Freund von unerschütterlicher Treue. Da gab es seltene Augenblicke, in denen man unvermutet einen Blick in sein gutes Herz tun konnte.
Die Lust am Abenteuer, am Wagnis hielt ihn jung. Als er diese Lust auch auf seinen Beruf übertragen konnte, als er das von seinen Vätern ererbte Geschäft in seine Hände nahm und sich beim jüngst erfolgten Umbau in der Brixner Straße auch als echter Unternehmer erwies, da wuchs er mit der Aufgabe, da erfüllte ihn auch sein Beruf mit Befriedigung, da war der Alltag keine Last mehr für ihn.
Eine kleine Unachtsamkeit auf schmalem Pfad, fast symbolhaft für sein Leben, ist ihm, dem so oft glückhaften Sieger, zum Verhängnis geworden. Uns bleiben Betrübnis und Trauer, doch fern jeder Sentimentalität. Er selbst war mutig, heiter, gelassen und treu. Er war ein Freund. So ist auch sein Vermächtnis.
R. M.
Fiduzit!
Guido Machek
Quelle: Akademischer Alpenklub Innsbruck, Klubnachrichten 1975, Seite 21-24


Gestorben am:
05.09.1975