Herbst Leopoldine

(Bearbeiten)

Biografie:
Leopoldine Herbst

* 28. April 1905 - (+) 13. August 1985
Am 13. August 1985 verschied in Graz im Alter von 80 Jahren unser langjähriges Klubmitglied Leopoldine Herbst (Mitgl. Nr. 40!). Mit ihr ist, was wohl nur wenige wissen, eine Pionierin des Frauenbergsteigens von uns gegangen. Heutzutage, wo Frauen Achttausender besteigen und in den schwierigsten Wänden voll und ganz ihren "Mann" stellen, kann man kaum mehr ermessen, welcher Mut dazugehörte, wenn eine Frau in den frühen zwanziger Jahren "die Hosen anzog" und in die Berge ging. Damals, als Frauen bestenfalls in Knöpferlstiefletten als besseres Gepäckstück am Seil hochgezogen wurden, war sie bereits gleichwertige Partnerin, die selbst auch oft die Führung übernahm. Ein Weibsbild, das ernsthaft bergsteigen ging, war in den Augen der Zeitgenossen keine "Dame". Und eine Dame wollte sie bleiben und blieb sie. So zog sie getarnt mit einem fangen Rock, unter dem sich die alte Berghose verbarg, zum Einstieg. Probleme wie: "Wo und wie nächtige ich mit meinem Partner?" wogen damals schwerer als das Erklettern einer Schlüsselstelle.
Ihre ersten Touren unternahm sie mit ihren Brüdern, dann ging sie fast ausschließlich mit ihrem Gatten und dessen Freund Dr. Max Scholz. Aber auch nach dem frühen Tod ihres Gatten ging sie bis ins hohe Alter in die Berge und war bis zuletzt "dabei". Sie ließ sich die Funktion eines Abseilachters oder eines Fifi so genau erklären, als ob sie ihn morgen ausprobieren wollte.
Von all dem wissen aber nur wenige Eingeweihte, weil sie nie viel Worte aus ihren Leistungen machte. So erzählte sie mir einmal eine für sie typische Anekdote: Die Seilschaft Herbst-Scholz wollte eine Erstbegehung machen. Sie selbst sollte nur bis zum Einstieg mitgehen. Als sie am Vortag allein auf der Hütte war, ritt sie der Teufel, und sie ging sich die Tour einmal "anschau`n" und kletterte ungeschoren allein bis zum Gipfel. Am nächsten Tag begleitete sie die Männer brav bis zum Einstieg, weil diese Tour ja "absolut nichts für Frauen" war und ließ die Männer ihre "Neutour" machen, zu der sie ihnen dann herzlichst gratulierte. Das war Poldi Herbst! Wie haben sich doch auch diesbezüglich die Sitten geändert!
Still und bescheiden, wie sie war, haben wir sie in Graz zu Grabe getragen. Mit ihr ist wieder ein Stück lebendiger Klubgeschichte von uns gegangen.
Maya Blazek
Quelle: Österr. Alpenzeitung 1986, Folge 1467, Seite 58

Geboren am:
28.04.1905
Gestorben am:
13.08.1985