Buchheister J.

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Biografie:
Dr. med. J. Buchheister
In Hamburg ist am 30. April nach kurzer Krankheit der langjährige Vorstand unserer S. Hamburg, Herr Dr. med. J. Buchheister, gestorben. Die S. Hamburg verliert in dem Dahingegangenen ihren hochverdienten ersten Vorsitzenden, der seit einer langen Reihe von Jahren dem Gedeihen der Sektion und ihrer praktischen Tätigkeit in der Ortlergruppe seine emsigste Fürsorge widmete, unser Verein beklagt in ihm den Verlust eines jener Männer von der sogenannten ?alten Garde", welche dem Verein von seiner ersten Kindheit an treu zur Seite gestanden und ihn groß machen geholfen haben. Die Besucher der Generalversammlungen werden den Verstorbenen, welcher sich besonders der Angelegenheiten der Führerkasse stets eifrig annahm, in bestem Andenken halten.
R. i. p
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1903, Folge 9, Seite 112

Dr. med. Julius Jürgen Buchheister.
Am Sonntag den 3. Mai wurde Dr. Buchheister, der im Laufe von fast 17 Jahren die S. Hamburg als deren I. Vorsitzender geleitet hat, zur ewigen Ruhe gebettet. Die große und innige Teilnahme, welche von nah und fern nach Empfang der Trauerbotschaft sich kundgab, hat den Unterzeichneten, der mit dem Entschlafenen seit zwei Jahrzehnten in treuer Freundschaft verbunden war, zu den nachstehenden Aufzeichnungen veranlaßt. Sie erfolgen in der .Annahme, daß Buchheisters zahlreiche Freunde im D. u. Ö. Alpenverein gern, wenngleich mit wehmütigem Gefühle ein Erinnerungsblatt an den um den Alpinismus hochverdienten Mann empfangen werden.
Julius Jürgen Buchheister war am 27. Februar 1834 in Hamburg geboren, besuchte das Christianeum zu Altona und studierte von 1852?1856 in Göttingen und Würzburg, wo er unter Rud. Virchow im Julius-Hospital tätig war. Am 26. Juni 1856 bestand Buchheister das Hamburgische Staatsexamen und ließ sich dann in der Vorstadt St. Pauli als praktischer Arzt nieder. Seit 1861 mit Fräulein Auguste Hollmann verheiratet, ist er in seinem Hause, umgeben von der Liebe seiner Frau und vier Kindern, ein wahrhaft
glücklicher Mensch gewesen. In seinem ärztlichen Berufe war Buchheister bei seinen Patienten allgemein beliebt und verehrt und bei seinen Kollegen war er gleichfalls eine geschätzte, hochgeachtete Persönlichkeit. Seit einer Reihe von Jahren gehörte er dem Vorstande des hiesigen Ärztlichen Vereins als tätiges Mitglied an. Die ihn auszeichnenden Eigenschaften, welche er zumeist in seinem Berufe entwickelte, bildeten ein charakteristisches Merkmal für seine ganze Persönlichkeit ? es waren: selbstlose Hingabe, niemals erlahmende Energie und eine unbegrenzte Arbeitsfreudigkeit! Zu diesen hervorragenden Eigenschaften seines Geistes gesellte sich ein hoher Grad persönlicher Liebenswürdigkeit. Der Grundzug seines Wesens war Sonnenschein! Sein herzerquickender Humor, mit dem er seine Nächsten wie seine Freunde und darüber hinaus auch weitere Kreise gar oftmals erfreut und entzückt hat, ließ einen vollen Sonnenstrahl fallen in Herz und Gemüt aller, die ihm zuhören durften bei seinen zahlreichen Vorträgen wie bei seinen Tischreden. Diejenigen aber, die ihn genau kannten, schätzten und liebten ihn um so inniger, weil sie wußten, daß dieser Humor, als ein Abglanz seiner reinen Seele, hervorging aus der Tiefe seiner ernsten Mannesnatur. Was Buchheister geleistet hat, was er der S. Hamburg gewesen ist durch seine in 17 Jahren niemals ermüdende Tätigkeit, fällt zusammen
mit allem, was er für das Wohl und Gedeihen des gesamten D. u. 0. Alpenvereins erstrebt und durch treue Mitarbeit gefördert und erreicht hat. Als im Jahre 1886 der Begründer unserer Sektion, unser unvergeßlicher Dr. Ferdinand Arning unerwartet abgerufen wurde, da kam für die Nachfolgerschaft nur Buchheister in Frage! Einstimmig haben wir ihn damals gewählt in der festen Überzeugung, daß er der Mann sei, den wir haben mußten ? zur treuen Verwaltung dessen, was Arning uns hinterlassen hatte und was nun weiter ausgebaut werden mußte. Nach dem Dichterworte: ?Es wächst der Mensch mit seinen höheren Zwecken" hat Buchheister gewirkt und gearbeitet. Dieses Zeugnis gibt ihm heute schmerzerfüllt die ganze S. Hamburg, insbesondere aber danken ihm seine Kollegen im Vorstande, die ihn als ein Vorbild treuer Pflichterfüllung, als ein Muster zielbewußter Tätigkeit und als unvergeßlichen Freund betrauern. Buchheisters Liebe für die Alpen weit ist schon im jüngeren Lebensalter in ihm erwacht. Als begeisterter Freund der Natur besuchte er früher allsommerlich zunächst das Küstengebiet der Nordsee, bis er zum ersten Male die Alpen gesehen hatte. Von diesem Augenblick an erfüllte ihn seine große Liebe zu den Bergen, die von Jahr zu Jahr in ihm gewachsen ist und der er treu geblieben ist bis.zum Tode. Was Buchheister der Gesamtheit des D. u. Ö. Alpenvereins gewesen ist, möge hier nur angedeutet sein. Buchheister war Verfasser der sehr nützlichen Schrift ?Anleitung, wie die Führer sich bei plötzlichen Unglücksfällen zu verhalten haben". Als langjähriges Mitglied des Ausschusses für Weg- und Hüttenbau, als regelmäßiger und sachkundiger Besucher der Generalversammlungen, als treuer und stets opferwilliger Mitverwalter der Führerunterstützungskasse hat unser lieber Freund Buchheister durch sich selbst unzweifelhaft wohl am besten dafür gesorgt, daß ihm ein unvergängliches Denkmal von Anerkennung und Dankbarkeit errichtet werde. Dieses Gefühl beseelte den Unterzeichneten, als er am Sonntag den 3. Mai am Grabe Buchheisters stand und dem heimgegangenen Freunde im Namen der S. Hamburg den Dank aussprach für seine Liebe und Treue.
Hermann Seippe
Quelle: Mitteilungen des DÖAV 1903, Folge 10, Seite 126-127


Geboren am:
27.02.1834
Gestorben am:
30.04.1903