Roth Walter

(Bearbeiten)
Foto gesucht!
Biografie:
Dipl.-Ing. Walter Roth (+)
Im Mai 1934 zog eine Schar junger Bergsteiger mit den Schiern nach Betemps. Es war eine der traditionellen Pfingstturen des Akadem. Skiklubs Stuttgart, der die acht Mannen angehörten, unter meiner Führung, der ich dem Alter nach von einem jeden leicht hätte der Vater sein können. Zum ersten Mal standen die Jungen im Bereich der Viertausender im Wallis, und reiche alpine Erfolge gaben uns diese Tage. Die Hälfte von diesen Kameraden lebt nicht mehr. Der eine stürzte als Konstrukteur mit einem Flugzeug ab, das er zu erproben hatte, der andere fand bei der Andenexpedition den Lawinentod am Huascarán, der dritte fiel an der Front als Kompagnieführer, und nun ist auch vor einigen Jahren der jüngste aus dieser Schar, Ing. Waller Roth, einem tragischen Unglücksfall in den Bergen erlegen. In den Stubaiern am Zuckerhütl, durch einen Sturz in eine Spalte, an einem Berg, an seinen sonstigen Besteigungen gemessen, ein leichter und harmloser Gipfel, ereilte ihn das Verhängnis.
Walter Roth hatte das Recht den ehrenvollen Namen Alpinist zu tragen; und zwar im Sinne der älteren Auffassung, wo man damit noch einen ganzen Begriff verband, auch wenn er noch jung an Jahren war, als ihn der Bergtod fällte. In Stuttgart als Sohn eines Fabrikanten geboren, studierte er an der dortigen Hochschule Maschinenbau, hatte aber bereits in der Mittelschulzeit einen unbezwingbaren Hang zu den Bergen, und nützte jede sich dar­ bietende Gelegenheit aus, diese Sehnsucht zu erfüllen. Von Natur aus körperlich nicht eigentlich dazu vorausbestimmt, überwand er mit der ihm eigenen Energie alle Hindernisse, und so finden wir ihn bald als einen der tätigsten Mitglieder des Akadem. Skiklubs Stuttgart, der bei seiner streng hochturistischen Einstellung auch stets das Ausleseprinzip hoch hielt. Die Wahl der Bergfahrten von Walter Roth ist ziemlich bedeutend. Vor allem liebte er großzügige Turen, so zog es ihn mit Vorliebe in die Westalpen. Er hat auch, trotz seiner Jugend, über zwei Dutzend Viertausender in seinem Turenbuch verzeichnet. Die Ehe mit einer ebenfalls bergbegeisterten Frau gab seinem Tatendrang weiterhin neuen Auftrieb. Ich selbst bin mit ihm zur Winterzeit auf vielen Gipfeln gestanden. Trotz des Altersunterschiedes war er mir ein wertvoller Kamerad. Still und bescheiden, zäh und schneidig, aber kein sinnloser Draufgänger, sondern stets wägend und überlegend, verläßlich und hilfsbereit. Seine sonst etwas schwer­ blütige Art legte er dann in den Bergen immer ab. Sie waren eben sein Lebenselement, gleichsam ein Stück von seinem Wesen. Er nahm die größten Entbehrungen auf sich, um Türen durchzuführen. Durch mich kam er auch zum Ö. A. K., zu dem er seiner Art gemäß vorzüglich paßte, wenn ihn auch die meisten nicht gekannt haben konnten. Der Kreis seiner Berggefährten war klein, fast ausschließlich seine Kameraden vom Akadem. Skiklub Stuttgart, und er zog es vor, wie es oft geschah, im Alleingang einen Gipfel anzugehen, wenn er sonst keine ihm zusagende Begleitung finden konnte. In sich gekehrt, ein stiller Mensch ohne Geltungsdrang: Äußerlichkeiten abhold, blieb er bescheiden; man mußte ihm nahe gestanden sein, um seine Werte zu erfassen. So sehe ich ihn jetzt noch vor meinen Augen, etliche Jahre nach seinem frühen Tod, der ein hoffnungsvolles Bergsteigerleben zerbrach und gedenke seiner als Kamerad von meinem Ö. A. K. und als solcher vom Akadem. Skiklub Stuttgart.
Dr. Egon Hofmann, Linz.
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1948, Folge 1239, Seite 85