Rössel Albin

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Biografie:
Albin Rössel (+)
Als wir so fünfzehn Jahre alte Kletterbuben waren, da drang in unseren Kreis die Kunde, daß der ältere Bruder eines unserer Freunde ein wirklicher Alpinist sei, der Erst­ersteigungen mache, allein gehe, viele Schweizer Berge besucht habe, Mitglied des Ö. A. K. sei und anderes mehr. Der „Albin" bildete bald unbekannterweise ein oft wiederkehrendes Gesprächsthema, dem wir uns mit großer Verehrung zuwandten. Etliche Jahre später wurde ich dann einmal auf eine Erstersteigung mitgenommen und lernte Albin kennen. Später sah ich ihn auch im Kreise seiner gleichaltrigen und auch älteren Freunde. Und schließlich gab es eine Reihe von Bergfahrten zu dritt, Albin, meine Frau und ich. Vom ursprünglichen Respekt führte der gemeinsame Weg zu freundschaftlicher Liebe.
Albin war eine Individualität und er legte es auch darauf an, eine zu sein. Es machte ihm nichts aus, für einen Sonderling gehalten zu werden, er wollte einfach nicht über einen gemeinsamen Leisten geschlagen werden können, wollte kein Typus sein, dachte scharf über alles um ihn nach und traf seine Entscheidung in individueller Freiheit. Bei alledem aber wäre es ihm höchst unangenehm gewesen, irgendwie aufzufallen, durch eine Äußerlichkeit aus der Menge hervorzustechen.
Soviel ich aus Gesprächen weiß, hat Albin etwa 50 Erstersteigungen gemacht und die Hälfte der europäischen Viertausender erstiegen, sehr viele davon als Alleingänger. Er hat zwei kleine Bergbücher geschrieben, deren zweites „Unbekanntes Berggelände" seine ganze, sympathische Eigenwilligkeit zeigt.
Wegen einer Meinungsverschiedenheit war er in den letzten Jahren nicht Mitglied des Ö. A. K. ohne aber den Herzenskontakt zu verlieren.
Albin war ein Meister in der Wiedergabe heiterer Episoden. Ich möchte nicht, daß die folgende unbekannt bleibe: Eleonore Noll-Hasenclever, Hans Pfann und Albin Rössel kamen nach schwerer Fahrt im Wallis spät abends auf eine Hütte. Trotz ihres Bestrebens jeden unnötigen Lärm zu vermeiden, wird bald eine Stimme aus dem Schlafraum heraus hörbar, deutsch mit englischem Akzent: „Das ist eine Rücksichtslosigkeit, so spät abends auf eine Hütte zu kommen und die anderen, die morgen eine Tur machen wollen, am Einschlafen zu hindern!" Nach einiger Zeit sagt Frau Noll: „Sie, Mann, nun ist mal schon genuch!"
Antwort: „Natürlich, das kommt davon, wenn man Weiber auf solche Turen mitnimmt, dann wird man nie zur Zeit fertig." Noll: „Sie, jetzt kenne ich Sie, Sie sind der Finch!" Pointe: „Und Sie sind die Noll, deshalb sage ich's ja!" Glückliche Zeit, von der Albin sagen konnte: „Mit der Noll hat man am Gipfel immer eine Flasche Asti getrunken und in dem leichten Dusel hat man den Abstieg wundervoll gefunden!"
Zu den bedeutendsten Neu- und Alleinturen Albins gehört die Ersteigung der Jungfrau durch den Silberlauitobel. Unvergeßlich das Zwiegespräch, das Dr. Hans Lauper und Albin auf einer Hütte der Ötztaler führten. Dr. Lauper meinte nämlich, daß Albin kein Recht habe, hier zu sein, denn es hätte ihn unbedingt eine Lawine erwischen müssen. Albin erklärte, er hätte sich an diesem Tage vollständig sicher gefühlt. Im Februar 1945, am Tage vor dem Begräbnis Deiner alten Mutter, überquertest Du, armer lieber Albin, die Wollzeile—Ring-Kreuzung. Das Rad eines Autos verwickelte sich in einen, infolge eines Bombenangriffes herabhängenden Leitungsdraht, der Dich am Fuße erfaßte und zu tode schleifte.
F. H. Müller, Klagenfurt.
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1948, Folge 1239, Seite 86-87

Gestorben am:
02.1945