Koranek Karl von Lumenstein
(
Bearbeiten)
Biografie:
Karl Koranek von Lumenstein zum Gedächtnis
Ein unfaßbar tragisches Geschick hat dem rastlosen Schaffen unseres so lebensfrohen, durch seine hervorragende Lichtbildkunst weit über Österreichs Grenzen hinaus hochgeschätzten Klubkameraden Karl von Koranek ein jähes Ende bereitet. Fern von seinen nächsten Angehörigen und alten Wiener Freunden ist er in München, im Alter von 53 Jahren, am 20. September 1945 das Opfer eines schweren Verkehrsunfalles geworden. Wie sich dieser zugelragen hal, ist nicht näher bekannt. Man weiß nur, daß sich mein lieber Freund Karl zum Hauptbahnhof in München begeben wollte und auf dem Wege dorthin wahrscheinlich von einem Kraftfahrzeug niedergestoßen und von zwei amerikanischen Soldaten mit einem Schädelbruch ins Spital eingeliefert wurde, wo er nach einigen Tagen, ohne das Bewußtsein wiedererlangt zu haben, verschieden ist.
Unser innigstes Mitgefühl wendet sich vor allem seiner hochbetagten Mutter zu, die trotz ihrer 90 Jahre den großen Schmerz um ihren zärtlich geliebten Karl mit bewundernswerter Fassung trägt.
Von Natur aus reich veranlagt, hat sich Koranek bald nach Abschluß seiner kaufmännischen Vorbildung an der Exportakademie durch eisernen Fleiß und gediegenes Können sowie durch sein außergewöhnliches Organisationstalent, zu hochangesehenen Stellungen bei großen industriellen Betrieben emporgearbeitet, daneben aber schon immer mit wahrer Leidenschaft das Photographieren und Bergsteigen betrieben. Unablässig bemüht, seine eigenen Erfahrungen auszuwerten und sich alle Neuerungen auf dem Gebiete der Schwarz-Weiß-Kunst zu Nutze zu machen, ist es ihm schon im Laufe weniger Jahre gelungen, in der Lichtbildkunst solche Erfolge zu erzielen, daß er den immer zahlreicher an ihn gestellten Anträgen zur Abhaltung von Lichtbildvorträgen, zur Mitarbeit an alpinen Zeitschriften und Bildwerken, sowie zu Teilnahme an Photowettbewerben für Zwecke der Verkehrswerbung im In- und Auslande bald nicht mehr nachkommen konnte. Koranek hat im Laufe der Zahre die meisten Gruppen der Ost- und Westalpen mit seiner Kamera durchstreift und von seinen Bergfahrten immer eine Auslese schönster Bilder heimgebracht. Besonders reichhaltige Aufnahmekollektionen als Grundlage für seine Lichtbildvorträge hat er insbesondere aus dem Gesäuse, den Niederen Tauern, der Glockner-, Stubaier-, Venediger- und Ortlergruppe, aus den Zillertalern, dem Kaunergrat, der Silvretta und aus den Juliscben Alpen angelegt. Während der acht Jahre, die Freund Karl als Generalvertreter der bekannten Photofirma Perutz (München) in der Schwei; zugebracht hat, schuf er auch zahlreiche herrliche Werbeaufnahmen aus dem Berner Oberland, den Graubündner und Walliser Alpen, der Bernina und aus dem Montblanc-Gebiet. Außerdem besaß er Serienaufnahmen aus den Albanerbergen, aus der Tatra und der Bergwell Jugoslowiens. Als ausgezeichneter Schiläufer war er in der Lage, auch in den langen Wintermonaten seine Aufnahmesammlungen zu vervollständigen.
Als langjähriger Tourengefährte meines verstorbenen Freundes hatte ich reichlich Gelegenheit zu beobachten, mit welcher fanatischen Hingabe er der Lichtbildkunst ergeben war. Immer wieder mußte ich über die Selbstverleugnung staunen, mit der er trotz seiner anscheinend schwächlichen Konstitution im Stande war, wochenlang trotz der großen Beanspruchung durch die zahlreichen Aufnahmen unter oft schwierigsten Verhältnissen die schwersten Rucksäcke zu schleppen. Dies war insbesondere in den Folgejahren des ersten Weltkrieges der Fall, wo wir nebst dem gewichtigen Plattenmaterial meist auch den Proviant für zwei bis drei Wochen mitnehmen mußten, weil die meisten Schutzhüllen damals noch nicht bewirtschaftet waren. Obwohl in erster Linie Photograph, war mein Freund auch ein sehr leistungsfähiger und umsichtiger Alpinist, auf den man sich auch in kritischen Lagen unbedingt verlassen konnte.
Sei innigst bedankt, liebster Karl, für die uneigennützige Treue und Bergkameradschaft, die Du mir auch in den schwierigsten Tagen bewiesen und für die vielen schönen Stunden, die Du mir durch Deinen heiteren Sinn und durch Deine prächtigen Erinnerungsbilder von unseren gemeinsamen Bergfahrten bereitet hast. Sei überzeugt, daß Dir nicht nur Deine engeren
Freunde, sondern alle, die Dich näher gekannt und sich an den schönen Werken Deinest erbaut haben, stets ein ehrenvolles und dankbares Andenken bewahren werden.
Adalbert Kautsky
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1947, Folge 1236, Seite 186-187
Gestorben am:
20.09.1945