Gerbing Rudolf
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Biografie:
Rudi Gerbing zum Gedenken
Am 7. Mai 1944 fiel an der Ostfront unser liebes, langjähriges Mitglied Rudl Gerbing aus Mitterndorf im reifen Mannesalter. Ein wertvoller Mensch und vorzüglicher Bergsteiger ist für immer von uns gegangen, dem in allen bedeutenden Gruppen der Ostalpen schwierige und schwierigste Zährten gelangen. Bergverbunden wie selten jemand, doch in seiner Bescheidenheit nie von seinen Erfolgen in den Bergen sprechend, war Gerbing Meister in Fels und Eis.
Normal-schwierige Kletterstellen in ausgesetzter Wand bewältigte er noch mit spielerischer Leichtigkeit in Nagelschuhen mit einer Ruhe, die Erstaunen erregte.
Seine besondere Liebe galt den Gesäusebergen, deren große Wände und Kanten er wiederholt erstieg; immer wieder aber zog es ihn zur Hochtornordwand und Ödstein- Nordwestkante hin, über die er oftmals auch allein zu den lichten Höhen emporgestiegen ist.
Rudl Gerbing war auch einer der ersten, die den Pfannl-Maischbergerweg und die Ödsteinkante im Abstieg begingen. Die unmittelbare Westwand des Westgipfels der Bärnkarmauer im Hallermauerngrat durchkletterte er erstmals mit Eßl im Jahre 1924 und erstmals über schritt er auch 1926 mit dem gleichen Seilgefährten das Nördliche und Südliche Hasenohr in den Niederen Tauern von Nord nach Süd. Er konnte weiter an der letzten großen Erschließung der Hochschwabgruppe mit Georg Oszkaitis erfolgreich teilnehmen. Griesstein-Ostwand, unmittelbare Ebenstein-Nordwand, Hochschwabturm-Westwand und Festlbeilstein-Westkante erschlossen sich seinem Können erstmalig — hervorragende Felsfahrten, die mit zu dem Schönsten gehören, was in den Hochschwabbergen zu machen ist. Einen Beweis seiner ungewöhnlichen Kraft und großen Ausdauer lieferte er, als er — von schwerer Arbeit weg — nach durchwachter Bahnfahrt über Sonntag in unbeugsamem Willen im Alleingang die Südwand der Großen Bischofsmütze über den Jahn-Laubheimerweg erstieg.
Rudl Gerbing war aber auch einer der erfolgreichsten Schiläufer des Salzkammergutes.
Als einstiger Pächter der Plannerhütte leitete er wiederholt Schikurse im Plannerkessel, und viele werden ihm noch heute danken für die Mühe und Geduld, die er dabei aufbrachte.
Jetzt schläft er still im weiten Raum, fern aller Bergesherrlichkeit, und Seil und Pickel rasten herrenlos ...
Rudl Gerbing war ein lieber, sonniger Mensch, den Bescheidenheit zierte. Der Ö.A.K. und die „Reichensteiner" verlieren in ihm einen hervorragenden Bergsteiger, dem Kameradschaft in den Bergen alles galt. Wir wollen ihm jederzeit auch über sein einsames Grab hinaus ein treues Gedenken bewahren.
Adalbert Ertl, Kapfenberg.
Quelle: Österreichische Alpenzeitung 1948, Folge 1238, Seite 61
Gestorben am:
07.05.1944
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